Studie zu Erfahrungen mit kultureller Vielfalt in den Kommunen

Die Städte in Deutschland unterscheiden sich stark hinsichtlich ihrer Erfahrungen im Umgang mit kultureller Vielfalt. Das Spektrum reicht von wenig vielfältigen Klein- und Mittelstädten bis hin zu superdiversen Großstädten wie Frankfurt am Main. Das sind Ergebnisse einer Studie, die beim Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung in Kooperation mit der Technischen Universität Berlin im Auftrag der Bertelsmann Stiftung entstand.

Das Spektrum reiche von wenig vielfältigen Klein- und Mittelstädten, die über kaum Erfahrung verfügen, bis hin zu superdiversen Großstädten wie Frankfurt am Main. Wirtschaftlich boomende Großstädte ziehen demnach mehr Einwanderer an und stellen sich aktiv auf ihre vielfältige Einwohnerschaft ein. Ganz im Gegenteil zu schrumpfenden Städten in ökonomisch schwierigen Lagen. Hier fehlten in Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft oft Ressourcen, Erfahrungen und auch die Bereitschaft, sich auf Vielfalt einzulassen wird eingeschätzt. „Auch wenn die Voraussetzungen unterschiedlich sind: In allen Kommunen brauchen wir heute eine aktive Gestaltung von Vielfalt. Dazu gehört etwa eine gezielte Verzahnung von Stadtentwicklung und Integrationspolitik", so Stephan Vopel, Experte für gesellschaftlichen Zusammenhalt der Bertelsmann Stiftung.

In Großstädten wie Stuttgart haben sich die Verantwortlichen schon früh der Themen Einwanderung, Integration und Vielfalt aktiv angenommen. Heute profitieren sie davon. „Im Wettbewerb um Fachkräfte aus aller Welt sind diese boomenden Städte attraktiv: weil sie Arbeitsplätze bieten, aber auch, weil sie weltoffen sind und Freiheiten bieten", sagt Kai Unzicker, Projektleiter

Die Studie wurde im Rahmen des diesjährigen Reinhard Mohn Preises „Vielfalt leben – Gesellschaft gestalten",  durchgeführt. Anhand der Faktoren migrationsbedingte Vielfalt, wirtschaftliche Lage, demografische Entwicklung und Erfahrung unterscheidet sie im Umgang mit Zuwanderung sechs Stadttypen: Magnete, Solide, Ambivalente, Nachholer, Gestalter und Unerfahrene. Die Autorinnen der Studie, Prof. Dr. Felicitas Hillmann und Hendrikje Alpermann,  haben zentrale Handlungsansätze für aktive Gestaltung von Vielfalt entwickelt:

  • stärkere Verzahnung von Stadtentwicklungs- und Einwanderungspolitik durch ressortübergreifende Zusammenarbeit innerhalb der Kommunalverwaltung
  • stärkerer Austausch zwischen den Kommunen, sowohl national als auch auf EU-Ebene
  • Gegenfinanzierung kommunaler Integrationsleistungen durch Bund und Länder
  • Einrichtung niedrigschwelliger politischer Beteiligungsformate für Migranten, bis hin zum kommunalen Wahlrecht auch für Nicht-EU-Bürger und
  • stärkere Öffnung des zivilgesellschaftlichen Engagements für migrationsbedingte Vielfalt

Quelle: Presseinformation der Bertelsmann Stiftung vom 4. Juni 2018