Spezielle Pflegeausbildung für türkische Frauen
Auf Initiative von Kerstin Schreyer, Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, startet mit dem Schuljahr 2018 ein innovatives Projekt zur möglichen Linderung des Fachkräftemangels in der Pflege. Speziell türkischen Frauen soll die Möglichkeit gegeben werden, eine Ausbildung zur Altenpflege-Helferin zu beginnen.
"Migranten mit türkischen Wurzeln sind die größte Gruppe in Bayern", so die Landtagsabgeordnete, "der Beruf der Altenpflege ist in ihrem Kulturkreis sehr anerkannt." Zudem seien viele Türken, die vor Jahrzehnten als so genannte Gastarbeiter nach Bayern gekommen wären, nun in einem Alter, in dem sie womöglich auf Pflege angewiesen seien. Auch vor diesem Hintergrund könnten türkische Pflegekräfte für viele Einrichtungen ein Gewinn sein, meint die Politikerin. Die Ausbildung beginnt im August 2018 und wurde für die angestrebte Zielgruppe auf zwei Jahre verlängert, um genügend Zeit für zusätzlichen Sprachunterricht, Übungsstunden und Kommunikationseinheiten zu haben.
Gleichzeitig können die Teilnehmerinnen den Mittelschulabschluss (früher Hauptschulabschluss) nachholen. Bei Bedarf kann ein mehrwöchiger Sprachkurs vorgelagert werden, um die Sicherheit in der deutschen Sprache zu stärken und auf den Schulbesuch vorzubereiten. Erfahrung in der Haushaltsführung und Betreuung von Kindern oder Angehörigen reichen in diesem Fall als Voraussetzung für die Ausbildung. Die Agentur für Arbeit übernimmt die kompletten Kosten. Zudem erhalten die türkischen Frauen noch eine Praktikumsvergütung in ihrer jeweiligen Einrichtung. Während der Ausbildung werden die Frauen kontinuierlich von Lehrkräften und Praxisanleiterinnen der Berufsfachschule betreut und unterstützt.
Susanne Gerber, Schulleiterin der Berufsfachschule für Altenpflege und Altenpflegehilfe der Hans-Weinberger-Akademie (HWA) in München, war gleich Feuer und Flamme für das Projekt. Das Bildungsinstitut der Bayerischen Arbeiterwohlfahrt (AWO) im Gesundheits- und Sozialwesen mit sieben Standorten kann laut Gerber auf viel Erfahrung zurückblicken: „Auch in der regulären Ausbildung steigt der Anteil seit Jahren. Mittelweile stellen Menschen aus über 20 Nationen die Hälfte unserer Schüler", so Gerber. Trotz der Herausforderung sei es vor allem eine große Bereicherung für die Pflege. Das kann auch Kai A. Kasri, Vorsitzender des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste (dpa), bestätigen. „In der Pflege sind 85 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Und es sind alle Nationen vertreten". Vor dem Hintergrund, dass auch in Migrantenfamilien die Pflege nicht mehr ausschließlich häuslich gestaltet werden kann, sei das Projekt ein Gewinn für alle. Sollte das Projekt den erhofften Erfolg bringen, könnte sich Schreyer mittelfristig die Ausweitung auf mehrere Klassen und Städte ivorstellen.
Mehr Informationen unter www.hwa-online.de/fileadmin/Dateiliste/FAKS/Dokumente/Broschuere_APH_Ausbildung_Tuerkische_Frauen_Versand.pdf (PDF-Dokument)
Quelle: Presseinformation der Hans-Weinberger-Akademie vom 12. Dezember 2017