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Geflüchteten Jugendlichen auf griechischen Inseln muss geholfen werden

Die Situation in den sogenannten Aufnahmelagern auf den griechischen Inseln ist katastrophal. Dass Minderjährige in einem EU-Staat auf solch unwürdige Weise untergebracht werden und nichts hiergegen unternommen wird, ist ein Skandal. Das Kolpingwerk Deutschland fordert daher eine zügige Aufnahme von unbegleiteten Jugendlichen, die sich schutzlos in den Lagern aufhalten.

Angesichts der prekären Situation in griechischen Aufnahmelagern hat die Europäische Kommission die Mitgliedsstaaten im Dezember dazu aufgefordert, unbegleitete minderjährige Geflüchtete auf freiwilliger Basis aufzunehmen. Auch in Deutschland fordern verschiedene Politiker*innen und Hilfsorganisationen die Bundesregierung zum Handeln auf. Der Vorschlag, bis zu 4.000 unbegleitete minderjährige Geflüchtete aufzunehmen, entfachte in der Vorweihnachtszeit eine Diskussion, in der die Notsituation der Kinder und Jugendlichen ausgeklammert wurde. Vielmehr wurde über politische Zuständigkeiten gerungen. Seitdem hat sich die Situation nicht verbessert und es besteht dringender Handlungsbedarf.

Die Aufnahmelager sind maßlos überfüllt. Geflüchtete leben in überfüllten Containern, durchnässten Zelten, unter Plastikplanen, manche auch unter freiem Himmel, ohne Heizung, Strom und unter schlechter medizinischer Versorgung. Christos Christou, der Präsident der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen beschrieb die Situation Ende November in einem offenen Brief an die EU-Staats- und Regierungschefs als „vergleichbar mit jener, die wir nach einer Naturkatastrophe oder in einem Kriegsgebiet in anderen Teilen der Welt antreffen“. 

In Griechenland fehlen ca. 3.000 Unterbringungsplätze für minderjährige Geflüchtete

Für minderjährige unbegleitete Kinder und Jugendliche ist die Lage besonders dramatisch. Sie leiden unter mangelnder Versorgung, Gewalt und Schutzlosigkeit und sind besonders gefährdet, Opfer von Ausbeutung, Missbrauch und (sexueller) Gewalt zu werden. Ende November 2019 fehlten für die 5.276 unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten in Griechenland rund 3.000 geeignete Unterbringungsplätze.

Lobenswert ist, dass einige Ministerpräsidenten die Bereitschaft dazu signalisiert haben, unbegleitete minderjährige Geflüchtete aus Griechenland aufzunehmen. Das Bundesinnenministerium, dessen Zustimmung erforderlich ist, spricht sich hingegen ausdrücklich gegen einen „Alleingang“ Deutschlands aus und fordert eine europäische Lösung. Das Kolpingwerk Deutschland hätte an dieser Stelle eine gemeinsame Initiative politisch Verantwortlicher in Bund und Ländern erwartet. Angesichts der nicht akzeptablen Situation, in der sich insbesondere minderjährige unbegleitete Kinder und Jugendliche befinden, muss dringend gehandelt werden.

Vorhandene Strukturen in Deutschland können genutzt werden

Die politisch Verantwortlichen sind gefordert zu handeln und unbegleitete minderjährige Geflüchtete, die besonderen Schutz benötigen, aufzunehmen. Seit 2015 wurden viele Erfahrungen zur Unterbringung und Begleitung unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter in verschiedenen Einrichtungen gemacht und Strukturen aufgebaut, die nun genutzt werden können. 


Quelle: Pressemitteilung des Kolpingwerks Deutschland vom 19.2.2020