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Wie hältst du es mit digitaler Beratung?

Die Vorbehalte gegen digitalen Fortschritt sind in der Sozialen Arbeit traditionell eher groß. Doch wer lebensweltorientierte Soziale Arbeit anbieten möchte, sollte die digitalen Lebenswelten junger Menschen nicht ignorieren. Doch ist hierfür nicht nur technisches, sondern auch beraterisches Know-how erforderlich.

Digitale Beratungsangebote spielen gerade für junge Menschen eine immer größere Rolle. Sie bieten nicht nur den Vorteil der anonymen Kontaktaufnahme, was die Hemmschwelle senkt, um möglicherweise unangenehme Themen anzusprechen. Auch kann Soziale Arbeit mithilfe digitaler Angebote effizienter und unbürokratischer gestaltet werden. Und nicht zuletzt bieten sie gerade im ländlichen Raum, wo soziale Angebote junge Menschen oft nur unzureichend erreichen, große Chancen. 

Voraussetzungen: Die professionellen Fachkräfte sollten die neuen Technologien einerseits beherrschen, andererseits aber auch wissen, wie sie im Beratungskontext einzusetzen sind: Wie verändert sich beispielsweise Beratung, wenn die Person, die ich berate, mir nicht gegenüber sitzt? Wie nachhaltig lassen sich Beratungsbeziehungen überhaupt gestalten, wenn die persönliche 'Chemie' nur bedingt durch Augenkontakt und andere non-verbale Kommunikationselemente gestaltet werden kann? Laufen Anbieter Sozialer Arbeit Gefahr, den Anschluss zu verlieren, wenn sie sich nicht im digitalen Feld positionieren? Diese und viele weitere Fragen beschäftigen Träger und Einrichtungen nicht erst seit der Corona-Krise.

Digitale Beratungsangebote als Alternative

Angesichts des am vergangenen Freitag durchgeführten 'ersten Digitaltags' haben sich u.a. auch Mitglieder der Initiative 'Sozialer Zusammenhalt in digitaler Lebenswelt' zum Stand der Digitalisierung geäußert. So zum Beispiel die Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit (BAG EJSA): Aus ihrer Sicht ist  wichtig, dass die digitale Beratung nicht nur als Ersatz für persönlichen Kontakt betrachtet wird, sondern auch als alternative Beratungsform, die in manchen Kontexten sogar die geeignetere Form darstellt.

Sichere technische Verfahren sind Grundvoraussetzung für gute Onlineberatung. Vor diesem Hintergrund müssen Berater*innen wissen, welche Dienste, Portale und Anbieter sie nutzen können, damit die vertraulichen Informationen, die sie erhalten, nicht in die Hände Unbefugter gelangen. „Eine qualifizierte Beratung ist z.B. über Messenger-Dienste nicht möglich“, betont die Sprecherin des Vorstandes der BAG EJSA, Christiane Giersen in ihrem Statement zum Digitaltag. „Dazu werden entsprechende Formate, das Interesse der Träger und die Einsicht der Politik und Fördernden, dass eine digitale Zukunft auch für benachteiligte junge Menschen unabdingbar ist und mit den notwendigen Mitteln und Rahmenbedingungen ausgestattet werden muss, benötigt!“