Vier Jugendliche mit Skateboards im Sonnenuntergang
Jordan McQueen / Unsplash

Soziale Teilhabe im Lebensverlauf junger Erwachsener – Eine bundesweite Langzeitstudie

Parlamentarier*innen und Bundesministerium bringen erste Langzeitstudie in Deutschland zum Übergang junger Menschen aus Pflegefamilien und Wohngruppen auf den Weg.

Die Studie „CLS | Soziale Teilhabe im Lebensverlauf junger Erwachsener – Eine Langzeitstudie" untersucht über mehrere Jahre hinweg den Übergang junger Menschen von der Heimerziehung (§ 34 SGB VIII) oder dem Aufwachsen in einer Pflegefamilie (§ 33 SGB VIII) ins Erwachsenenleben. Die Projektlaufzeit beginnt im Sommer 2021 und endet im Jahr 2030. Die Untersuchung wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) in einer ersten Förderphase zunächst bis Ende 2024 gefördert.

Warum diese Studie?

Der Werdegang junger Erwachsener, die zuvor als Jugendliche in stationären Unterbringungen oder Pflegefamilien gelebt haben, ist aktuell weitgehend unerforscht. Der zuvor erstellte und vom BMFSFJ geförderte Datenreport „Sozialstatistische Grundlage sozialer Teilhabe von Care Leaver*innen in Deutschland" (2019) zeigt, dass die Lebensverläufe dieser jungen Menschen in bisherigen Statistiken zur Kinder- und Jugendhilfe nicht hinreichend abgebildet werden können. Mit der CLS-Langzeitstudie wird daher eine wichtige Forschungslücke geschlossen. Mit der CLS-Studie (Care Leaver Statistics)  werden die Übergänge junger Erwachsener nach der Jugendhilfe beleuchtet und ihr weiterer Lebensverlauf in seiner Komplexität erfasst. Die Langzeitstudie zielt darauf ab, über mehrere Jahre hinweg  Daten zum „Leaving Care" – dem Verlassen der Hilfe und der Gestaltung von sozialer Teilhabe in der Gesellschaft – zu erheben und bereit zu stellen.

Junge Menschen, für die die Gesellschaft im Rahmen von Hilfen besondere staatliche Verantwortung übernimmt, müssen nachhaltig gefördert werden. Dafür bedarf es mehr Wissen über ihren Schutz und die Bedingungen zur sozialen Teilhabe auf ihrem zukünftigen Lebensweg. Hierzu fehlt bislang eine verlässliche Datenlage. Das CLS-Projekt schließt diese Lücke einer fehlenden Langzeituntersuchung in Deutschland, die Aussagen über die soziale Teilhabe junger Menschen nach Beendigung der Jugendhilfe macht.

Was sind die Inhalte der Studie?

Die Langzeitstudie wird die Lebensverläufe der jungen Erwachsenen differenziert nachzeichnen. Dies geschieht insbesondere in Bezug auf die Dimensionen „Wohnen", „Arbeit", „Qualifikationen", „Freizeit", „Gesundheit", „soziale Beziehungen" sowie „Inanspruchnahme sozialstaatlicher Leistungen". Konkret werden Fragen aufgeworfen wie: Können junge Menschen nach dem Verlassen der Wohngruppe oder der Pflegefamilie in der Arbeitswelt Fuß fassen? Welchen Schulabschluss machen sie? Wie wohnen sie? Empfangen sie andere Formen öffentlicher Hilfen? Zudem gilt es die Perspektiven der jungen  Menschen zu berücksichtigen: Was sind ihre Ziele? Was wünschen sie sich? Wie kommen sie im Alltag zurecht?

Darüber hinaus wird das CLS-Projekt Hinweise darauf erbringen, warum Übergänge zwischen der Kinder- und Jugendhilfe und dem Erwachsenenleben manchmal scheitern und so zu massiven Belastungen der jungen Menschen führen können. Daraus kann abgeleitet werden, wie Übergänge junger Menschen besser begleitet werden können und welche Strukturanpassungen vorgenommen werden müssen, damit ein Scheitern des Überganges vermieden wird.

Wer nimmt an der Studie teil?

Das CLS-Projekt ist als Wiederholungsbefragung angelegt. Zu Studienbeginn werden jeweils 1.000 junge Menschen in stationären Unterbringungen und Pflegefamilien im Alter von 16 bis 18 Jahren  persönlich befragt. Die Befragungen werden in sieben jährlich stattfindenden Befragungswellen fortgeführt, um die Lebensverläufe der dann bis zu 25-jährigen jungen Erwachsenen nachzeichnen zu können. Die Auswahl der Studienteilnehmer*innen (n=2000) erfolgt mittels einer Stichprobenziehung über die Träger, Einrichtungen, Wohngruppen und Pflegefamilien. Daher wird die Unterstützung der  stationären Einrichtungen, Jugendämter, Pflegekinderdienste, Pflegeeltern und Dachverbände von besonderer Bedeutung für die Durchführung der Studie sein.

Wie läuft die Studie ab?

Die Langzeitstudie wird mit Vorarbeiten zur Gewinnung der jungen Menschen im Sommer 2021 beginnen. Ergebnisse der ersten Befragungswelle können 2023 präsentiert werden. In 2024 können bereits Ergebnisse zum Übergang der jungen Menschen aus der Fremdunterbringung berichtet werden. Zum Ende der Studie (2030) werden dann entsprechende langzeitliche Lebensverläufe dieser befragten Gruppe vorliegen, die dezidierte Aussagen über die Gründe für Unterschiede zwischen den Verläufen zulassen und damit auch Aussagen über die Gestaltung von Strukturen des Überganges ermöglichen.

Wer führt die Studie durch?

Die Studie wird durchgeführt von den Verbundpartner*innen

  •  Universität Hildesheim, Institut für Sozial- und Organisationspädagogik
  •  Deutsches Jugendinstitut e. V., München (DJI)
  •  Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung e. V., Bremen (GISS)
  •  Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen e. V., Frankfurt (IGfH)

Eine eigene Informationswebsite ist im Aufbau. Nähere Informationen sind über die beteiligten Organisationen und über folgende Kontaktadresse erhältlich: info@cls-studie.de


Quelle: Pressemitteilung der CLS-Studie vom 20.09.2021