Smartphone liegt auf einem Tisch
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Soziale Teilhabe braucht digitale Teilhabe – digitale Teilhabe braucht digitale Kompetenzen

Den Megatrend digitale Transformation sozial zu gestalten ist dem Deutschen Caritasverband (DCV) ein zentrales Anliegen. Aufgrund der Kompetenzen der EU für den gemeinsamen Binnenmarkt werden viele digitalpolitische Entscheidungen auf EU-Ebene in Brüssel getroffen - zuletzt zum Beispiel zu dem Gesetz über digitale Dienste und dem Gesetz über digitale Märkte, oder aktuell über die Nutzung künstlicher Intelligenz. Dank der in diesem Jahr neu geschaffenen Referentenstelle für Digitalpolitik in der Hauptvertretung Brüssel setzt sich der DCV nun verstärkt auch gegenüber den EU-Institutionen für soziale Digitalpolitik und die digitale Teilhabe aller ein.

Warum ist digitale Teilhabe wichtig?

Digitale Teilhabe wird immer mehr zur zentralen Voraussetzung für soziale Teilhabe und gleichwertige Lebensverhältnisse. Wichtige Faktoren für die digitale Teilhabe sind entsprechende digitale Infrastruktur, Ausstattung und Zugänge, sowie digitale Kompetenzen und Datensouveränität. Nicht zuletzt durch die weiterhin nicht flächendeckende Internetabdeckung in vor allem ländlichen Regionen Deutschlands zeigt sich jedoch, dass in Deutschland bereits Grundvoraussetzungen für die digitale Teilhabe nicht erfüllt sind. Gleichzeitig schreitet der Prozess der Digitalisierung vieler Lebensbereiche weiter voran, z.B. mit der Umsetzung des Online-Zugangsgesetzes, laut dessen alle wesentlichen Behördenleistungen auch online zugänglich sein sollen.

Gerade benachteiligte Menschen oder vulnerable Bevölkerungsgruppen stehen oftmals vor großen Hürden, die ihnen die digitale Teilhabe erschweren. Ihnen fehlen zum Beispiel die technische Ausstattung und das nötige Wissen, um die digitalen Möglichkeiten nutzen beziehungsweise digitale Anforderungen erfüllen zu können. Darüber hinaus sehen sie sich oftmals Diskriminierungen in den sozialen Medien gegenüber oder werden bei der Entwicklung technologischer Neuheiten nicht mitgedacht. So zeigen Forschungsergebnisse, dass „online“ Benachteiligungen existierende „offline“ Benachteiligungen spiegeln. Die Verfügbarkeit von Ressourcen, darunter auch Kontakt zu Menschen mit größeren digitalen Kenntnissen, spielt eine große Rolle für die gleichwertige digitale Teilhabe aller. Insbesondere, wer keine digitalversierten Verwandten, Freunde oder Bekannten hat, muss daher die Möglichkeit haben, alle für die digitale Teilhabe nötigen Kompetenzen erlernen zu können.

DCV wirbt bei der EU-Kommission für inklusivere digitale Bildung und Kompetenzen

Vor diesem Hintergrund hat sich der DCV mit Beiträgen an zwei aktuellen Konsultationsverfahren der EU-Kommission zu den Themen digitale Bildung und digitale Kompetenzen beteiligt. Der DCV spricht sich in dem Beitrag zu digitaler Bildung unter anderem für eine bessere Ausstattung und Unterstützung für Schüler:innen im Homeschooling, für eine stärkere Berücksichtigung der Bedürfnisse von Lernenden mit Behinderung, für besseren Jugendmedienschutz sowie für notwenige digitale Ausstattung und Kompetenzen pädagogischer Fachkräfte aus.

In dem Beitrag zu digitalen Kompetenzen setzt sich der DCV für eine Ausdifferenzierung eines Ziels des digitalen Kompasses der EU ein, wonach 80 Prozent der Erwachsenen in der EU bis 2030 über grundlegende digitale Kompetenzen verfügen sollen. Aus Sicht des DCV ist dieses Ziel richtig und wichtig, es sollte jedoch ebenfalls ein Unterziel geben, wie viele der 80 Prozent benachteiligte und vulnerable Menschen sein sollten. Wenn benachteiligte und vulnerable Menschen nicht besonders in den Blick genommen werden, besteht die große Gefahr, sich die „digitale Kluft“ weiter vergrößert. Daher braucht es niedrigschwellige, barrierefreie und mehrsprachige (Weiter-)Bildungsangebote zur Vermittlung digitaler Kompetenzen an benachteiligte und vulnerable Menschen sowie „Offliner“. Die Ergebnisse der Konsultationen sollen laut EU-Kommission in zwei zukünftige Ratsempfehlungen für die EU-Mitgliedstaaten einfließen, die für 2023 zu erwarten sind.


Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Caritasverband e.V. Hauptvertretung Brüssel vom 23.09.2022