Social Startups schließen Lücke bei der ökonomischen Integration Geflüchteter

Die KfW Stiftung und die Social Impact gGmbH in Frankfurt präsentierten die neuen Teilnehmerinnen und Teilnehmr von "ANKOMMER. Perspektive Deutschland". Damit setzen sie das junge Stipendienprogramm zur Förderung von Startups und (sozial-)unternehmerische Initiativen fort, die mit innovativen und übertragbaren Ansätzen geflüchteten Menschen sowohl einen verbesserten Zugang zu Bildung verschaffen, als auch das Angebot von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen erweitern. Das Programmm, das unter Schirmherrschaft des Bundeswirtschaftsministeriums steht, bietet zehn neuen Teams mit Gründerinnen und Gründern eine Perspektive. 

Von den in der jüngsten Flüchtlingswelle hier angekommenen 1,2 Million Menschen haben weniger als die Hälfte die Berechtigung zur Beschäftigungsaufnahme. Nur 131.000 Menschen haben nach einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) bisher eine Beschäftigung gefunden. Auch wenn Sprachbarrieren überwunden und der rechtliche Status geklärt sind, bleibt es für viele Geflüchtete schwer bis unmöglich, auf konventionellem Wege einen dauerhaften Job zu finden, der ihnen ein selbstbestimmtes Leben und damit eine nachhaltige ökonomische und soziale Integration ermöglicht. Zehn Social Entrepreneurs haben dies erkannt und richten ihre Angebote gezielt danach aus. Bei der Qualifizierung und Beschäftigung von Geflüchteten leisten sie eine hohe Qualität und fühlen sich der Nachhaltigkeit verpflichtet. Das gelingt, indem sie sich ganzheitlich um die neuen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmrer kümmern. Sie bieten Qualifikation und einen festen Arbeitsplatz, regeln darüberhinaus aber auch persönliche und juristische Belange – durchaus auf Kosten des Ertrags aber zugunsten der sozialen Hebelwirkung. Bei den üblicherweise ertragsorientierten klein- oder mittelständischen Unternehmen, aber auch Großbetrieben sind solche ganzheitlichen Ansätze fern. Nur zehn Prozent aller Betriebe in Deutschland haben überhaupt  Kontakt oder Erfahrungen mit Geflüchteten. Nur 3,5% aller Betriebe haben Menschen mit Fluchthintergrund eingestellt (IAB 2017).

Sozialunternehmerinnen und Sozialunternehmer leisten einen zunehmend wichtiger werdenden Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung und Struktur in Deutschland, so die Initiatoren. Seit 2015 seien viele Konzepte entwickelt und Projekte umgesetzt worden, auf die nun aufgesetzt und mit denen kooperiert werde.

Blick für Handlungsbedarf: Ausbildung, Qualifizierung, Sprachvermittlung und Austausch

Die sozial-innovativen Projektentwicklerinnen  und -entwickler richten ihren Fokus nun auf die Interessen und Bedürfnisse der Geflüchteten, die aufnehmende Gesellschaft und Wirtschaft, so heißt es in einer Erklärung. Die meisten eingereichten Gründungsideen konzentrierten sich im laufenden Jahrgang auf die Bereiche Ausbildung und Qualifizierung sowie Sprachvermittlung. Auch Projektideen aus dem Bereich des gesellschaftlichen und kulturellen Austauschs nehmen demnach zu.

KfW Stiftung und Social Impact gGmbH beobachten folgende Trends: Gastronomie ist und bleibt die effizienteste Möglichkeit zur ökonomischen Integration Geflüchteter. Sie wird deshalb auch von etablierten Initiativen genutzt, um feste Anlaufstellen zu bieten. Der Austausch kultureller Werte ist für nachhaltige Integration von extremer Bedeutung. Dazu gehören auch Perspektivwechsel in der Kommunikation sowie Informationstransfers und ehrenamtliches Engagement für Geflüchtete. Die Integration geflüchteter Frauen, die Schlüssel für die Integration ganzer Familien sind, gelingt besser im geschützten Raum. Nicht alle Frauen werden von den klassischen Integrationsmaßnahmen erreicht. Über weibliche Integrationsvorbilder wird die Basis für Persönlichkeitsstärkung gelegt. Ganzheitliche Betreuung als Voraussetzung für ökonomische Integration wird von Social Startups etabliert. Geflüchtete werden nicht nur als Praktikant*innen oder Azubis an Arbeitgeber*innen vermittelt, sondern ganzheitlich auf ihrem Weg in einen festen Beruf begleitet – ein wichtiger Beitrag zum Abbau von Hemmschwellen bei der Beschäftigungsabsicht. Konflikt ist kein Tabuthema mehr. Social Entrepreneurs etablieren die Ausbildung von Geflüchteten zu Mediatorinnen und Mediatoren, um die Situationen in den Notunterkünften deutlich zu verbessern. Gleichzeitig erwachsen hieraus auch gerade bei den geflüchteten Menschen Kompetenzträgerinnen und -träger, die für die nächsten Schritte in eine gelungene Zuwanderungsgesellschaft von hohem Wert sind. 

Social Entrepreneurship-Beiträge: Impulse für Zuwanderungspolitik  

Die Entwicklungen und Lösungen im Bereich Social Entrepreneurship zeigen nach Informationen der KfW Stiftung, dass das Flüchtlingsthema die seit Jahrzehnten bestehende Diskussion über Wege für eine gelingende Integration belebt hat. Es wird eingeschätzt, dass die Beiträge des noch jungen Unternehmenssegments nun wichtige zukunftsweisende Impulse für eine geregelte Zuwanderungspolitik geben.

Das Programm ANKOMMER. Perspektive Deutschland gipfelt 2018 mit der Verleihung des von der KfW Stiftung und der Social Impact gGmbH  ins Leben gerufenen „Special Impact Awards" im Oktober in Frankfurt. Der 2017 erstmals verliehene Preis ist mit einem Startgeld in Höhe von insgesamt 45.000 Euro dotiert. Er zeichgnet Leuchtturmprojekt für die ökonomische Integrationsleistung von geflüchteten Menschen aus dem Kreis der neuen ANKOMMER aus sowie ein Leuchtturmprojekt mit besonderer sozialer Wirksamkeit aus dem Kreis der „AndersGründer" – angehenden Sozialunternehmerinnen und Sozialunternehmer, die mit Unterstützung der KfW Stiftung in den Social Impact Labs Frankfurt und Duisburg qualifiziert werden.


Quelle: Presseinformation der KfW Stiftung vom 25. April 2018