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Pflegeheime benötigen Unterstützung

02.12.2020 | Altenhilfe | Nachrichten

Alten- und Pflegeheime stehen in der aktuellen Pandemie vor einem Dilemma. Auf der einen Seite tragen sie Verantwortung für den Schutz ihrer besonders gefährdeten Bewohner*innen, auf der anderen Seite klagen Angehörige, dass sie ihre geliebten Partner*innen, Verwandte und Freund*innen nicht sehen dürfen. Eine kurzfristige Lösung des Problems scheint angesichts der Personalknappheit in den Heimen kaum möglich.

Seit Jahren klagt die Pflegebranche über einen eklatanten Fachkräfte- und Personalmangel. Doch oftmals hatte man den Eindruck, dass das Thema zwar in Sonntagsreden auf der Tagesordnung stand, doch nur wenige Politiker*innen sich ernsthaft mit der Thematik auseinandersetzten. Doch durch die Corona-Pandemie erfahren die Personalengpässe in Alten- und Pflegeheimen eine neue, noch dramatischere Relevanz.

Bernd Meurer, Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa), ist angesichts der hohen Erwartungen an die Leistungsfähigkeit der Heime verärgert: Es dürfe nicht davon ausgegangen werden, dass man trotz "Mitarbeitenden in Quarantäne gleichzeitig die pflegebedürftigen Menschen gut versorgen, reihenweise Schnelltests durchführen und auf Stand by" stehen könne, damit auch Tests für Besucher*innen möglich sind. Meurers Argumentation erscheint schlüssig, wenn man bedenkt, wie ausgelastet die Pflegenden bereits vor der Krise waren. Entsprechend wütend ist Meurer: "Diejenigen, die uns öffentlich maßregeln, lassen sich vor Ort nicht blicken, wenn unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fix und fertig sind.“

Und dennoch ist auch das personalschonende Gegenmodell, die Isolation der Bewohner*innen, ethisch nicht angemessen. Meurer stellt eine mögliche Lösung in den Raum: Aus seiner Sicht sollte die Bundesregierung dafür sorgen, dass die Heime bei der Durchführung der Schnelltests unterstützt werden. Nicht ohne Ironie bringt er hierfür die aktuell seiner Wahrnehmung nach "beschäftigungslosen Prüfer des MDK" ins Spiel, aber auch die Bundeswehr. Gleichzeitig fordert er eine rasche Ausstattung der Heime mit PCR-Tests, damit zu erwartenden falsch-positiven Ergebnisse der anfälligeren Schnelltests zügig begegnet werden kann. 

Es bleibt im Interesse der Bewohner*innen zu hoffen, dass die Beteiligten mit kühlem Kopf eine möglichst für alle Seiten befriedigende Lösung herbeiführen - auch wenn es hiernach aktuell nicht aussieht.