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Neue Debatte um Sexkaufverbot

In letzter Zeit mehren sich die Stimmen, die nach dem Vorbild einiger nordischer Länder die Inanspruchnahme von Prostitution unter Strafe stellen möchten. Nun warnen Verbände vor vorschnellen moralischen Schlüssen. Denn ein generelles Verbot würde die Probleme nur verlagern.

Die Frage, wie man es mit Prostiution hält, ist vermutlich genauso alt, wie das sogenannte 'älteste Gewerbe der Welt' selbst. Verbietet man es, sexuelle Dienstleistungen anzubieten, kriminalisiert man sowohl diejenigen, die dieser Tätigkeit freiwillig nachgehen als auch Personen, die die Einnahmen dringend benötigen. Stellt man wiederum den sogenannten Sexkauf unter Strafe, wie dies in einigen skandinavischen Ländern der Fall ist, ist den Prostiutierten auch nicht geholfen. Denn das Geschäft verschwindet nicht, sondern verlagert sich lediglich in die Illegalität.

Vor diesem Hintergrund hat sich nun auch die Diakonie in die Debatte eingeschaltet. Für die für Sozialpolitik zuständige Vorständin Maria Loheide wäre ein solches Verbot ein Schritt in die falsche Richtung: "Ein Sexkaufverbot erhöht das Risiko, ausgebeutet oder Opfer einer Gewalttat zu werden. Die Arbeitsbedingungen würden sich verschlechtern und die Stigmatisierung zunehmen."

Damit auch Prostituierte aus Drittstaaten und dem EU-Ausland Zugang zu medizinischer Versorgung bekommen, müsste die Politik vor allem hier ansetzen. Auch sei ein Ausbau Ausstiegs- und Präventionsangeboten erforderlich. Die Rückkehr in die Illegalität ist für Loheide gleichbedeutend mit Kontaktverlusten professioneller Stellen zu Sexarbeiter*innen. Dies würde letztere schwächen, weil sie hierdurch nicht weiter von Aufklärungs- und Beratungsangeboten Gebrauch machen könnten. Aus Sicht der Diakonie-Vorständin sei vielmehr eine Stärkung der Menschen erforderlich, die Opfer von Gewalt und Menschenhandel werden oder hiervon bedroht sind. Die dramatischen kriminellen Auswüchse seien in erster Linie deshalb möglich, weil Polizei und Sicherheitsbehörden nicht effektiv genug gegen die bestehenden mafiösen Strukturen vorgehen. Loheide fordert daher eindringlich, dass "die Strafgesetze gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution durchgesetzt werden.", bevor Gesetze geändert werden.