Projekt "OPEN": Interkulturelle Öffnung der Pflegeberatung

Professionelle Pflegeberatung wird von zugewanderten Menschen laut Beratungsstellen nicht in dem Umfang in Anspruch genommen, wie es der Anteil an Migrantinnen und Migranten an der Gesamtbevölkerung Deutschlands erwarten lässt. Deshalb wurde vor rund drei Jahren das Projekt „OPEN- Interkulturelle Öffnung der Pflegeberatung" ins Leben gerufen, das nun vor dem Abschluss steht.

„Wenn Menschen mit Migrationshintergrund pflegebedürftig werden, übernehmen noch häufig Angehörige wie Ehefrauen, Töchter oder Schwiegertöchter die Pflege", so Prof. Dr. Ulrike Schulze, Professorin für Pflegewissenschaft/Klinische Pflege an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) und Projektleiterin des Frankfurter Projektteams von „OPEN".

Ziel von „OPEN" war es, forschungsbasiert Zugänge zu älteren Menschen mit Migrationshintergrund zu eröffnen, welche bisher von der Beratung zur Pflegeversicherung kaum erreicht wurden. Ihnen sollten kulturspezifische Informationen angeboten und bessere Zugänge zu Hilfe und Pflege eröffnet werden, um damit allen Bürgerinnen und Bürgern die gleichen Zugangs- und Nutzungschancen zu verschaffen.

Im Verbund arbeiteten die Hochschule RheinMain Wiesbaden/Rüsselsheim (Projektleitung und Koordination: Prof. Dr. Michael May), die Frankfurt UAS (Projektleitung: Prof. Dr. Ulrike Schulze), und die Katholische Hochschule Mainz (Projektleitung: Prof. Dr. Peter Löcherbach) daran. 

Menschen mit Migrationshintergrund wurden eingeladen, in moderierten Gruppengesprächen über mögliche Zugänge zu Beratungsstellen und anderen Einrichtungen der Pflege zu diskutieren. Die Ergebnisse wurden den Pflegestützpunkten übermittelt und dort in der Beratungstätigkeit erprobt. Ausgewählte Beratungsgespräche wurden analysiert und sowohl Beratende wie Ratsuchende zu der Gesprächssituation befragt. Abschließend wurden aus den Ergebnissen der Praxisforschung Qualifizierungsbausteine für die Beratenden entwickelt.

Parallel wurden Flyer in verschiedenen Sprachen angeboten und in – von älteren Zugewanderten frequentierten – Arztpraxen, Cafés und Lebensmittelläden ausgelegt. Darüber hinaus wurden Informationsveranstaltungen zur Pflegeversicherung und dem Angebot der Pflegestützpunkte in „migrantischen" Organisationen sowie Kulturvereinen durchgeführt.

Auch die systematische Vernetzung von professionellen Fachpersonen aus dem ambulanten und stationären Pflegesektor sowie denen der Pflegeberatung mit Vertreterinnen und Vertretern von Zugewanderten-Organisationen, der Zugewanderten-Selbsthilfe und ehrenamtlich Tätigen wurde analysiert. Anhand der Beobachtungen und Erkenntnisse wurden sowohl Idealtypen der Pflegeberaterinnen und -berater wie der Ratsuchenden mit Migrationshintergrund gezeichnet. Bei den Idealtypen handelt es sich nicht um reale Personen, sondern um bewusst überspitze Zeichnungen von Charakteren. Sie werden genutzt, um von ihnen allgemeine Handlungsempfehlungen abzuleiten. Für die Pflegeberaterinnen und -berater konnten fünf Beratertypen festgelegt werden, welche idealtypische Vorgehensweisen der Fachkräfte aufzeigen.

Für Online-Weiterbildungen zur Pflegeberatung wurde im Projekt ein Lehrbrief entwickelt und veröffentlicht. Die Katharina Kaspar Akademie und die AOK Pflegeakademie konnten diese Inhalte für das Thema „Interkulturelle Aspekte im Case Management" in ihrer Weiterbildung „Zertifizierte/r Pflegeberater/-in nach § 7a SGB XI" als Blended Learning einbinden, an dem deutschlandweit rund 400 Mitarbeiter/-innen der AOK teilnehmen. Aufbauend hierauf entwickelte die Katharina Kaspar Akademie im Auftrag der AOK auch zwei Lehrvideos, welche mit den passenden Übungen im Lehrbrief verlinkt sind.

Neben neun Pflegestützpunkten in Hessen und Rheinland-Pfalz waren auf der politischen Ebene das Hessische Ministerium der Justiz für Integration und Europa, auf der berufspolitischen Ebene der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) und die Deutsche Gesellschaft für Care- und Case Management (DGCC) involviert. Darüber hinaus waren auf der Forschungsebene das Projekt „MainCareer- Offene Hochschule" der Frankfurt UAS eingebunden.


Das Teilprojekt der Frankfurt UAS im Rahmen des Verbundvorhabens „OPEN" wurde durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der Förderlinie „SILQUA-FH" des BMBF-Programms „Forschung an Fachhochschulen" mit knapp 323.000 Euro gefördert.

Mehr Informationen auf der Projekt-Homepage www.projekt-open.de

 


Quelle: Pressemitteilung der Frankfurt University of Applied Sciences vom 31. August 2017