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Immer mehr Familien ohne Wohnung

Die BAG Wohnungslosenhilfe hat zum heutigen 'Tag der Wohnungslosen' neue Daten veröffentlicht. Die Lage hat sich demnach vor allem für viele Familien verschlechtert: Immer mehr Haushalte mit Kindern stehen ohne eigene Wohnung da und sind somit auf die Unterstützung Dritter angewiesen. Besonders erschreckend: Fast jede zehnte wohnungslose Familie lebt auf der Straße.

Grundlage für die Auswertung der BAG Wohnungslosenhilfe ist die jährliche Erhebung der Daten von Klient*innen aus verbandlichen Diensten und Einrichtungen der Hilfen in Wohnungsnotfällen. 194 Stellen haben sich für das aktuellste Berichtsjahr 2018 beteiligt, insgesamt wurden so mehr als 44.000 anonymisierte Falldaten erfasst, was einen Rekordwert darstellt. Die Bundesarbeitsgemeinschaft verfügt somit über den verlässlichsten Datensatz zur Erfassung von Wohnungslosigkeit. Da Menschen, die sich nicht an Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe wenden, nicht berücksichtigt und auch zahlenmäßig nicht gefasst werden können, ist die Erhebung nicht repräsentativ.

Familien immer häufiger betroffen

Wichtigste Erkenntnis der Studie: Immer mehr Haushalte mit Kindern wenden sich an das Hilfesystem. Mehr als jede fünfte Frau, die Kontakt zu einer Hilfestelle hatte, lebte gemeinsam mit minderjährigen Kindern, bei Männern liegt dieser Wert bei 4%. Dabei überrascht nicht, dass fast die Hälfte der betroffenen Frauen mit Kindern alleinerziehend waren. Bei den Fällen, in denen erstmalig eine Wohnungslosigkeit bekannt wurde, liegt der Prozentsatz der Haushalte mit Kindern höher als bei Betroffenen ohne Kinder - für die Bundesarbeitsgemeinschaft ein Alarmsignal. In den meisten Fällen kommen die Familien zwar vorübergehend bei Angehörigen oder Bekannten unter, doch stellen die unsicheren Wohnverhältnisse gerade für die Kinder eine enorme Belastung dar.

Ursachen für Wohnungsverlust bleiben die gleichen

In den allermeisten Fällen verloren Menschen ihre Wohnung aufgrund einer Kündigung des Vermieters. Bei 16% der Betroffenen kam es zu einer Zwangsräumung. In 66 % der Fälle sei die Zwangsräumung aufgrund von Mietschulden erfolgt, in 7 % wegen Eigenbedarfs und in 27,0 % wegen anderer Probleme, so die BAG. Wichtig zu wissen ist in diesem Zusammenhang, dass fast ein Drittel der Betroffenen die Wohnung ohne Kündigung verlassen. Hier handelt es sich oft um Alleinstehende, die einer Zwangsräumung zuvorkommen oder die Wohnung in Zusammenhang mit psychischen Krisen verlassen. 

Wie sich die Corona-Krise auswirken wird, ist indes noch nicht klar, stellt Werena Rosenke, Vorsitzende der BAG, fest: "Es lässt sich kaum ermessen, welche tiefgreifenden Auswirkungen und Verunsicherungen die Pandemie auf Menschen hat, die ganz ohne Unterkunft auf der Straße leben, die in Sammel- oder Gemeinschaftsunterkünften untergebracht sind, in prekären Mitwohnverhältnissen oder in sonstigen Dauerprovisorien leben." Bereits zu Beginn der Pandemie wies die Bundesarbeitsgemeinschaft auf diese Probleme hin und stellte zehn konkrete Forderungen an die Politik, um ein Mindestmaß an Schutz für wohnungslose Menschen herzustellen.