Gut ein Viertel mehr Erbschaften bis 2027 als vermutet?

Eine neue Studie im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung hat herausgefunden, dass bis 2027 deutlich höhere Summen in Deutschland  vererbt werden, als vermutet. Insgesamt dürfte danach das Erbvolumen rund 400 Milliarden Euro pro Jahr betragen. Vor allem in wohlhabenden Haushalten werde deutlich mehr Vermögen als bislang geschätzt an die nächste Generation übertragen. Die Politik sollte über eine Reform der Erbschaftssteuer nachdenken, um für mehr Chancengleichheit zu sorgen, rät das Forscherteam.

Die Nachkriegsgenerationen konnten in Deutschland über Jahrzehnte hinweg große Vermögen aufbauen, die sie in den nächsten Jahren an die Nachkommen vererben werden. Das sind Ergebnisse der Untersuchung, die Dr. Markus M. Grabka vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und Dr. Anita Tiefensee, Verteilungsforscherin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, erstellt haben.

Die Wissenschaftsteam hat – anders als bei früheren Untersuchungen – nicht nur auf den aktuellen Vermögensbestand geschaut, sondern erstmalig eingerechnet, wie sich Wertsteigerungen und regelmäßiges Sparen in den kommenden Jahren auf die möglichen Erbschaften auswirken. Ergebnis: Im Zeitraum bis 2027 wird das jährliche Erbvolumen in Deutschland inklusive Schenkungen bis zu 400 Milliarden Euro betragen. Damit fällt es etwa 28 Prozent größer aus als in früheren Analysen geschätzt. Die Datengrundlagen für die Vorausberechnung bilden das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) mit dem Erhebungsjahr 2012 und die Sterbetafeln 2010/2012 des Statistischen Bundesamtes.Amtliche Statistiken darüber, wie viel genau vererbt oder verschenkt wird, existieren nicht. Das Statistische Bundesamt weist nur die steuerlich veranlagten Fälle aus, während über das Gros der Erbfälle nichts bekannt ist. Auch zur Höhe der Übertragungen an steuerlich begünstigte Organisationen – beispielsweise Kirchen, Parteien oder gemeinnützige Organisationen – liegen in Deutschland keine Informationen vor.

Ermitteln lässt sich die Höhe des Erbvolumens daher nur über einen Umweg – indem man das Vermögen der potenziellen Erblasser betrachtet und anhand dessen auf die künftigen Erbschaften schließt .

Mehr Informationen unter https://www.boeckler.de/106575_109839.htm

 

 


Quelle: Presseinformation der Hans-Böckler-Stiftung vom 4. Juli 2017