Future Aging, soziale Intervention und individualisierte biomedizinische Technik

Drei neue Forschungsgruppen haben an der an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) die Arbeit aufgenommen: Die Auswahl der Forschungsfelder assistive Systeme im Alter („Future Aging"), soziale Intervention und individualisierte biomedizinische Technik ist ein Signal zur Stärkung des Forschungsschwerpunktes „Demografischer Wandel", des sozial- sowie des ingenieurwissenschaftlichen Bereiches.

„Insbesondere die Alterung der Gesellschaft stellt uns vor Herausforderungen, denen wir durch unsere Forschung praktisch und anwendungsorientiert begegnen wollen: mit biomedizinischen Lösungen, aber auch Lösungen im häuslichen Umfeld", so Vizepräsident Prof. Dr. Ulrich Schrader, zuständig für Forschung, Weiterbildung und Transfer an der Frankfurt UAS. „Zudem wollen wir Promotionsinteressierten ein noch attraktiveres und anspruchsvolleres wissenschaftliches Umfeld bieten sowie die Zusammenarbeit mit regionalen und nationalen Unternehmen weiter vertiefen." Die Forschungsergebnisse sollen durch intensive Publikationstätigkeit sowie die Ausrichtung (internationaler) Tagungen in die (Fach-)Öffentlichkeit getragen werden und damit einen wichtigen Beitrag zum Wissenstransfer der Hochschule leisten.

Die Hochschule will mit den drei Forschungsgruppen Expertise bündeln und mit der internen Vernetzung und Förderung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein Zeichen zur Profilierung der Frankfurt UAS als Forschungsstandort setzen. 

Future Aging 

Die Forschungsgruppe „Future Aging" wird in einem einzurichtenden interdisziplinären Innovationslabor 4.0 zukunftsorientierte Technologien, Formen und Umgebungen für Wohnen und Arbeiten erforschen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Anpassung von Lebensumgebungen bei zunehmenden physischen und psychischen Einschränkungen im Alter. Die mit rund 2.000 Besucherinnen und Besuchern pro Jahr sehr erfolgreiche Ausstellung „Barrierefreies Wohnen und Leben" der Frankfurt UAS wird im Rahmen dieser Arbeiten weiterentwickelt und in das Innovationslabor 4.0 integriert. Angedacht ist mittelfristig zudem die Errichtung eines forschungsorientierten Alter(n)shaus („i-inclusive Center"), in dem mit einem umfassenden Ansatz Innovationen gezeigt, gelebt und dazu geforscht werden soll.

Die Forschungsgruppe, deren Mitglieder aus allen Fachbereichen der Hochschule kommen, will sich intensiv mit universitären Partnern sowie Partnern aus der Wirtschaft vernetzen, um die konsequente Anwendungsorientierung der Projekte sicher zu stellen. Zugleich „Future Aging" eine attraktive Themenplattform nicht nur für die Master-Studiengänge wie zum Beispieldem interdisziplinären Studiengang „Barrierefreie Systeme" sein, sondern auch in der Zusammenarbeit mit dem neu gegründeten Promotionszentrum Soziale Arbeit, an dem die Frankfurt UAS, die Hochschule Fulda und die Hochschule RheinMain beteiligt sind, sowie den geplanten Promotionszentren der anderen Fachbereiche der Frankfurt UAS.

Soziale Interventionsforschung

Die inhaltliche Stärke der sozialwissenschaftlichen Forschung an der Frankfurt UAS liegt unter anderem in der (kritischen) Erforschung der Institutionen Sozialer Arbeit (Institutionenforschung), der Beziehung zwischen Fachkräften und Klientinnen und Klienten (Interaktionsforschung) und der Professionskultur (Fachkultur- und Habitusforschung).

Alle drei Forschungsfelder werden in einem Kompetenzzentrum „Soziale Interventionsforschung" zusammengeführt, um die Sichtbarkeit der Frankfurt UAS als Forschungsstandort für dieses Gebiet zu erhöhen.

Sozialarbeiterische, pädagogische und juristische Professionen agieren und interagieren in einem komplexen Spannungsverhältnis von Hilfe, Erziehung, Strafe und Kontrolle. Wie Fachkräfte diese Anforderungen integrieren und situativ umsetzen und mit welchem Nutzen für die Hilfesuchenden und die Gesellschaft, dies sind Fragestellungen denen im Bereich der Interventionsforschung nachgegangen werden soll. Ziel des Kompetenzzentrums Soziale Interventionsforschung ist es, Soziale Interventionen aus der Perspektive der Wissenschaft Sozialer Arbeit methodisch-theoretisch zu fundieren und damit die Frankfurt UAS als Standort für Soziale Interventionsforschung zu qualifizieren und zu etablieren. Erforscht werden etwa Interaktionsverhältnisse zwischen Hilfesuchenden (zum Beispiel im Kontext der Drogenhilfe oder im Bereich sexualisierter Gewalt) mit Fachkräften aus der Sozialen Arbeit; oder aber, in welcher Weise die institutionelle Rahmung sich auf die Möglichkeit, Hilfeleistungen anzubieten, auswirken. Es sollen also nicht nur soziale Probleme, sondern auch die darauf bezogenen Interventionen der Sozialen Arbeit erforscht werden und in eine Anwendungs- und Transferstrategie münden. Sprecherin der Gruppe ist Prof. Dr. Michaela Köttig vom Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit.

Personalized Biomedical Engineering (PBE)

Personalisierung verspricht in der medizinischen Diagnostik und Therapie große Vorteile gegenüber herkömmlichen Verfahren. Bislang wurden meist statistisch gewonnene Kriterien auf alle Patientinnen und Patienten gleichermaßen angewandt – doch jeder Mensch ist anders. Bei vielen Krankheiten ist die Bestimmung der individuell variierenden Faktoren maßgeblich für den Heilerfolg. Das gilt auch für mechanische Gewebeeigenschaften, die relevant für das Erkennen und Verständnis pathologischer Prozesse sein können. Bei Produkten, die im Gebrauch mechanische Lasten auf Körperregionen ausüben, können durch Personalisierung Funktionalitäts- und Komfortsteigerungen erzielt und Schädigungen vermieden werden. Dazu zählen Medizinprodukte zum internen (Endoprothesen wie z.B. künstliche Hüftgelenke) und externen (Dekubitus-Matratzen in der Krankenpflege, OP-Tisch-Auflagen) Einsatz ebenso wie Gebrauchsprodukte (Autositze, Fahrradsättel).

Das Ziel der Forschungsgruppe ist die Analyse und Beschreibung (Modellbildung) menschlicher Strukturen, um personalisierte Diagnoseverfahren und Produkte zu entwickeln und zu optimieren. Dabei bilden die an der Frankfurt UAS gewonnenen Erkenntnisse im Rahmen des ehemaligen LOEWE-Schwerpunkts „Präventive Biomechanik", gefördert durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, zur nicht-invasiven (nicht schädigenden) Charakterisierung individueller menschlicher Gewebeeigenschaften eine wertvolle Grundlage. Dabei werden die mechanischen Eigenschaften von Gewebeschichten mit nicht eindringenden Prüfverfahren erfasst.

Mit Hilfe dieser Verfahren und durch die Abbildung der gesamten Produktentstehungs-Prozesskette wird ein in Deutschland einzigartiges Kompetenzzentrum für die Entwicklung personalisierter Verfahren und Produkte aufgebaut. Es soll als Entwicklungspartner für regionale und nationale Unternehmen zur Verfügung stehen. Sprecher der Forschungsgruppe ist Prof. Dr.-Ing. Armin Huß, Fachbereich Informatik und Ingenieurwissenschaften.

Finanziert wird die Förderung der Forschungsgruppen für eine Dauer von drei Jahren (bis Ende 2020) aus dem Innovationsfonds des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, das damit gezielt den Ausbau von Forschungsinfrastrukturen an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWs) unterstützt. Nach einer internen Ausschreibung wurde eine externe Fachbegutachtung durchgeführt und bisher drei Forschungsfelder von der Hochschulleitung ausgewählt. Sie überzeugten mit ihrer Transfer- und Innovationsstrategie und sollen nachhaltig in die Region hinein wirken. Das Fördervolumen beträgt jeweils rund 400.000 Euro. Im Frühjahr 2018 soll die Unterstützung weiterer Forschungsgruppen ausgeschrieben werden.


Quelle: Presseinformation der Frankfurt University of Applied Sciences vom 15. Februar 2018