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Loheide: "Einfach zu wenig"

27.07.2020 | Sozialpolitik | Nachrichten

Während sich in Deutschland immer noch vieles um die Auswirkungen der Corona-Krise dreht, ist die Lage in den griechischen Aufnahmelagern für Geflüchtete nach wie vor katastrophal. Deutschland nimmt zwar aktuell einige junge Menschen aus den Lagern auf, doch für die Diakonie ist das bei weitem nicht genug.

In diesen Tagen soll die Aufnahme von 243 Kindern und ihren Angehörigen erfolgen, insgesamt hat die Bundesregierung die Einreise von 928 Personen erlaubt, überwiegend junge Menschen mit gesundheitlichen Problemen. Für Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, ist dies allenfalls der berühmte Tropfen auf den heißen Stein: "Es ist unverantwortlich, dass die Lager in Griechenland weiter völlig überfüllt bestehen bleiben. Die Menschen werden in ihrer katastrophalen Lage allein gelassen und müssen dort weiter ausharren." Deutschland müsse sich daher dazu bereit erklären mehr Menschen aufzunehmen. Angesichts von ungefähr 40.000 Geflüchteten auf den griechischen Inseln, die mit einer Infrastruktur zurechtkommen müssen, die für maximal 6.000 Personen angelegt ist, könne man sich nicht mit der Aufnahme von ca. 1000 Menschen zufrieden geben, so Loheide.

Länder und Kommunen haben Bereitschaft zur Aufnahme erklärt

Bei Diakonie und anderen Organisationen stehen laut Loheide deutlich mehr freie Kapazitäten zur Verfügung als von der Bundesregierung aktuell abgerufen werden. Denn viele Kommunen seien zur Aufnahme weiterer Menschen bereit, allein 151 hatten sich zuletzt bereit erklärt, weitere Menschen aus den griechischen Lagern aufzunehmen. "Auch die Bundesländer hatten im Rahmen der letzten Innenministerkonferenz über 2000 Plätze zugesagt", so Loheide, die mit ihrer Kritik vor allem die höchste politische Ebene adressiert: "Dass nun nur ein Bruchteil der angebotenen Plätze ausgeschöpft wird, liegt allein am Bundesinnenministerium, welches dieser Initiative sowie weiterer zukünftiger Aufnahmeaktionen den Riegel vorgeschoben hat." Somit richtet sich auch Loheides abschließender Appell an die Verantwortlichen in der Bundesregierung: "Wir appellieren an die Bundesregierung, die von den Kommunen und Ländern zugesagten Kapazitäten zu nutzen, und mehr Menschen aus den überfüllten griechischen Lagern zu holen."

Abgesehen von der Lösung der konkreten Notlage müsse weiterhin alles dafür getan werden, dass ein EU-weiter Verteilungsmechanismus implementiert werden kann. Die Diakonie Deutschland setzt sich bis dahin für ein unbürokratisches Auswahlverfahren in den Lagern durch den UNHCR in Kooperation mit dem European Asylum Support Office (EASO) und der EU-Kommission ein. 


Quelle: Mit Informationen der Diakonie Deutschland vom 24.7.2020