Charl Folscher / Unsplash

Deutlich mehr Plätze in Frauenhäusern benötigt

Anlässlich des Internationalen Tags zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen weisen die Dachverbände der Frauenhäuser, Frauenhauskoordinierung e.V. (FHK) und die Zentrale Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser (ZIF), auf die dramatische Unterversorgung von Frauen in Not hin. Es sei eine umfassende finanzielle Stärkung der Gewaltschutzeinrichtungen nötig.

Die Verbände weisen darauf hin, dass im vergangenen Jahr 117 Männer ihre (Ex-) Partnerin getötet haben. Zudem kam es laut polizeilicher Kriminalstatistik beinahe täglich zu Tötungsversuchen. Anlässlich des Internationalen Tags zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November fordern die Dachverbände der Frauenhäuser, Frauenhauskoordinierung e.V. (FHK) und die Zentrale Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser (ZIF), umfassende Investitionen in den Gewaltschutz für Frauen. 

Sylvia Haller von der ZIF macht deutlich: „Jede getötete Frau ist eine zu viel. Gleichzeitig sind die Femizide im Grunde nur die Spitze des Eisbergs, die extremste Eskalationsstufe der Gewalt. Dahinter verbirgt sich ein immenses Ausmaß von Gewalt gegen Frauen, das hierzulande alltäglich ist – und über das trotzdem kaum gesprochen wird.“.  Laut Bundekriminalamt gab es 2019 fast 115.000 von Partnerschaftsgewalt betroffene Frauen und Mädchen, wobei die Dunkelziffer weitaus höher liegen dürfte.

Die Verbände monieren, dass für Frauen und Kinder, die Schutz vor Gewalt suchen, bundesweit nur etwa 6800 Frauenhausplätze zur Verfügung stünden, ein Wert, der weit unter dem liegt, was die Istanbul-Konvention für Deutschland vorsieht. FHK und ZIF sprechen von ca. 21.000 Plätzen, die bereitstehen müssten. Zudem beklagen die Verbände, dass die Finanzierung von Frauenhäusern vielerorts als 'freiwillige Leistungen' gälten, wodurch oftmals prekäre Situationen für Einrichtungen und Angestellte entstünden.  „Es ist Aufgabe des Staates, Gewalt gegen Frauen zu verhindern. Realität ist aber, dass wir nicht einmal allen Frauen, die Schutz brauchen, einen Frauenhauspatz anbieten können“, erklärt FHK-Geschäftsführerin Heike Herold. Sie weist darauf hin, dass "ganze Bundesländer ohne ein einziges barrierefreies Haus" dastehen und fragt verbittert: "Was muss noch geschehen, damit sich etwas bewegt?“

Gemeinsam fordern FHK und ZIF Bund, Länder und Kommunen auf, verlässliche, bundeseinheitliche und angemessene Finanzierung von Frauenhäusern sicherzustellen. Sie fassen ihre Forderungen prägnant zusammen: "Femizide verhindern heißt: umfassend in den Gewaltschutz investieren!"


Quelle: Mit Informationen von Frauenhauskoordinierung e.V. vom 23.11.2020