Zeitungsausschnitt mit Stellenangeboten für Kurierdienst
Markus Hein / Pixelio

Corona-Pandemie kostet 5 Jahre Fortschritt bei beruflicher Teilhabe

Weniger Arbeitslose als vor einem Jahr meldet in diesen Tagen die Bundesagentur für Arbeit. Für Menschen mit Behinderung stimmt das nicht, belegt das Inklusionsbarometer Arbeit 2021. Der Beschäftigungsgrad von Menschen mit Schwerbehinderung fällt auf das Niveau von 2016. Der BDH fordert die Politik auf, mit Konsequenz in der barrierefreien Digitalisierung mehr berufliche Chancen für sie zu schaffen.

Mit den Erfahrungen der Pandemie kommt der Barrierefreiheit nach Einschätzung des BDH Bundesverband Rehabilitation entscheidendes Potenzial und große Bedeutung für berufliche Teilhabe zu: „Es gibt zu viele arbeitslose Menschen mit Behinderung und zu viele Unternehmen, die ihren Pflichtanteil an beschäftigten Menschen mit Behinderung nicht oder nicht ausreichend erfüllen. Wir brauchen deshalb endlich räumliche und digitale Barrierefreiheit ohne Wenn und Aber – das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz muss umgesetzt werden. Es kann nicht sein, dass die Einstellung eines schwerbehinderten Menschen an einer nicht adäquaten Software-Ausstattung scheitert. Wer bei der Digitalisierung aufs Tempo drückt, darf die digitale Barrierefreiheit nicht auslassen", mahnt Ilse Müller, BDH-Bundesvorsitzende.

Acht Prozent höhere Arbeitslosenquote als vor der Pandemie

Menschen mit Behinderung haben im Fall von Arbeitslosigkeit größere Schwierigkeiten, auf den Arbeitsmarkt zurückzufinden als Menschen ohne Behinderung. Die Corona-Pandemie hat noch einmal deutlich mehr Menschen mit Behinderung die Teilhabe am Arbeitsleben verwehrt. Die weltweite Krise hat eine der gravierendsten Wirtschaftskrisen in Deutschland seit Ende der Nachkriegszeit ausgelöst – mit erheblichen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die

Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit Behinderung. Im Oktober 2021 waren acht Prozent mehr Menschen mit Behinderung arbeitslos als vor der Corona-Pandemie. Das belegen Daten des Inklusionsbarometers Arbeit der Aktion Mensch und des Handels­blatt Research Institute.

Vor der Corona-Pandemie habe es auf dem Arbeitsmarkt Lichtblicke für behinderte Menschen gegeben. „Alle seither erreichten Fortschritte sind verloren", beklagt Bernd Rürup, Präsident des Handelsblatt Research Institute. Zwar liegen die aktuellen Arbeitslosenzahlen niedriger als im Oktober 2020, jedoch deutlich über denen vom Oktober 2019. Insgesamt verzeichnet der Arbeitsmarkt von Menschen mit Behinderung weniger positive Impulse als der allgemeine Arbeitsmarkt, wodurch der Anteil arbeitsloser Schwerbehinderter an der Gesamtarbeitslosenzahl insgesamt wieder zunimmt und für Menschen mit Behinderung auf das Niveau von 2016 zurückfällt.

Mit Entschlossenheit gegen drohende Langzeitarbeitslosigkeit

Den Anstieg der Arbeitslosigkeit führt Rürup vor allem auf ausgebliebene Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen zurück, in deren Anschluss dann weniger Menschen mit Schwerbehinderung in Lohn und Brot kämen.

Der BDH warnt davor, dass immer mehr schwerbehinderte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in die Langzeitarbeitslosigkeit rutschen können, wenn Politik und Wirtschaft hier nicht entschlossen gegensteuern. BDH-Bundesgeschäftsführer Gero Skowronek bewertet die längerfristigen Arbeitsmarktaussichten für Menschen mit Behinderung prinzipiell als positiv, da aufgrund des demographischen Wandels das Arbeitskräfteangebot in den kommenden Jahren weiter schrumpfen wird. Er appelliert jedoch: „Eine konsequente digitale Barrierefreiheit würde aber das Tempo erheblich beschleunigen und die Chancen auf berufliche Teilhabe bereits kurzfristiger erhöhen."

Mehr Informationen zur aktuellen Arbeitsmarktstudie:
Inklusionsbarometer Arbeit 2021 - Aktion Mensch


Quelle: Pressemitteilung des BDH vom 02.12.2021