Modelle für profitable Zusammenarbeit von WfbM und Unternehmen

29.08.2017 | Behindertenhilfe | Nachrichten

Eine Möglichkeit für eine effiziente und nachhaltige Ersatzteilgewinnung und -logistik innerhalb Deutschlands könnte die Zusammenarbeit mit Behindertenwerkstätten sein. Prof. Dr. Susanne Koch, Professorin für Betriebswirtschaftslehre am Fachbereich Wirtschaft und Recht der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), hat hierzu gemeinsam mit der Behindertenhilfe Bergstraße das Projekt „Inklu.Log" durchgeführt. Ziel war es, eine Machbarkeitsstudie zur Demontage von Ersatzteilen aus Altgeräten durch Werkstätten für Menschen mit Behinderungen zu erarbeiten.

„Bei Inklu.Log haben wir uns nicht nur mit betriebswirtschaftlichen Zielen befasst, sondern auch überlegt, wie wir Menschen mit Behinderungen eine sinnvolle Beschäftigung geben können, die ihre Kompetenzen fördert. Die Demontage der Ersatzteile innerhalb Deutschlands in diesen Werkstätten durchführen zu lassen, ist ressourcen- und umweltschonender, somit auch kosteneffizienter. Zudem bietet diese Arbeit interessante Aufgabenfelder, die die Beschäftigten nicht überfordern", erklärt Koch. Für diese und weitere Aspekte wurden in der Studie verschiedene Prozessmodelle erarbeitet. Neben den ökonomischen, ökologischen, soziologischen und rechtlichen Rahmenbedingungen wurden vor allem Einflussfaktoren aus Sicht von Geräteherstellern und Werkstätten untersucht.

Da viele Werkstätten bereits über Erfahrungen in der Montage verfügen, ist eine Demontagetätigkeit nach einer umfassenden Planung und spezifischen Einarbeitung gut zu realisieren. „Absatzwirtschaftliche Verbundeffekte treten auf, wenn Anwender bei einer Kaufentscheidung die Qualität der Ersatzteillogistik berücksichtigen. Können Ersatzteile über den marktüblichen Zeitraum hinaus bereitgestellt werden, wirkt sich das positiv auf das Image des Unternehmens aus", betont Koch. Dieses positive Image könne verstärkt werden, wenn Unternehmen ihre gesellschaftliche und soziale Verantwortung auch dadurch herausstellen, dass sie Menschen mit Behinderung beschäftigen beziehungsweise Teilaufträge an die entsprechenden Werkstätten vergeben. Die rund 700 Werkstätten für etwa 300 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderung können sich so den marktwirtschaftlichen Anforderungen durch Kooperationen im Sinne einer gelebten Inklusion stellen.

Der abgeschlossene Bericht zur Machbarkeitsstudie liegt nun vor. Unternehmen, die eine nachhaltige und kosteneffiziente Ersatzteillogistik betreiben möchten, können sich mit der Frankfurt UAS in Verbindung setzen. Die Behindertenhilfe Bergstraße hat sich bereits als Pilot-Werkstatt für die Testphase angeboten.  


Quelle: Presseinformation der Frankfurt University of Applied Sciences vom 28. August 2017