Schüler wünschen sich mehr inklusiven Sport

Jugendliche aus Förderschulen möchten gerne mehr inklusiven Sport treiben: Fast neun von zehn befragten Jugendlichen aus LVR-Förderschulen (88 Prozent) geben in einer wissenschaftlichen Umfrage an, dass sie es gut finden, wenn bei einem Sportangebot nicht nur Jugendliche mit Behinderung, sondern auch Jugendliche ohne Behinderung mitmachen. Die beliebten Sportarten unterscheiden sich dabei nicht von denen ihrer Altersgenossen ohne Behinderung: Die Mädchen möchten am liebsten reiten, tanzen und schwimmen; die Jungen möchten vor allem Fußball und Basketball spielen sowie schwimmen.

Auch wenn 75 Prozent der befragten Jugendlichen angeben, dass sie außerhalb des Schulsports sportlich aktiv sind, treiben nur 39 Prozent dieser Personen einen Sport im Rahmen eines Vereinsangebotes. Eine große Mehrheit dieser Jugendlichen hat den Wunsch geäußert, gerne noch an mindestens einem weiteren Sportangebot außerhalb der Schulzeiten teilnehmen zu wollen. Diese Aussage gilt noch mehr für Mädchen (80 Prozent) als für Jungen (69 Prozent). Dies könnte daran liegen, dass die Mädchen in der Studie in ihrer Freizeit seltener Sport treiben als die befragten Jungen.

„Man muss versuchen, die Inklusion über die Vereine in die Köpfe der Menschen zu bekommen. Veranstaltungen wie unser inklusives Reitturnier beweisen, dass das funktionieren kann", fasst Sabine Keller ihre Erfahrungen mit dem ersten inklusiven Reitturnier zusammen. Keller ist stellvertretende Schulleiterin der Krefelder LVR-Gerd-Jansen-Schule und Vorstandsvorsitzende eines Reitvereines. Ein Vater beschreibt das erste Turnier seines Kindes mit Behinderung als tolles Erlebnis: „Eine innovative Idee. Für uns ist es das erste Reitturnier. Es ist schön, das Zusammenspiel zwischen den Kindern zu sehen – und das Lachen in ihren Gesichtern."

Hintergrund

Für die Studie wurden 937 Schülerinnen und Schüler ab zehn Jahren an elf Förderschulen des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) mit den Förderschwerpunkten „Körperliche und motorische Entwicklung" (367), „Sprache" (340), „Hören und Kommunikation" (151) sowie „Sehen" (79) befragt. Die Befragung war Bestandteil des Projektes „INKLUSIV AKTIV – gemeinsam im Sport". Thema und Ziel des Projektes ist die Inklusion im Sport, das heißt größere Teilhabe und gemeinsames Sporttreiben für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen. Gemäß dem Grundsatz der UN-Behindertenrechtskonvention „Nicht ohne uns über uns" wurden die Betroffenen bereits zu Beginn des Projektes befragt, damit ihre Wünsche und Vorstellungen berücksichtigt werden können. Das Projekt dauerte von 2013 bis 2016. Verantwortlich sind der LVR und das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen (Sportministerium NRW). Die Befragung der Jugendlichen sowie die wissenschaftliche Begleitung wurden geplant und durchgeführt vom Forschungsinstitut für Inklusion durch Bewegung und Sport in Frechen (FIBS).

Im Rahmen des Projektes „INKLUSIV AKTIV – gemeinsam im Sport" sind zwischen 2013 und 2016 an acht Standorten von LVR-Förderschulen durch die Zusammenarbeit mit Sportvereinen und allgemeinen Schulen neue Möglichkeiten für inklusiven Sport in der Freizeit entstanden. Außerdem begleiteten sogenannte „Sportlotsen" Kinder oder Jugendliche auf Wunsch individuell auf der Suche und dem Weg in ein passendes wohnortnahes Sportangebot.

Alle Ergebnisse des Projektes sowie daraus abgeleitete Handlungsempfehlungen für Schulen und Sportvereine sind im wissenschaftlichen Abschlussbericht des Projektes veröffentlicht. Weitere Informationen unter www.inklusiv-aktiv.lvr.de


Quelle: Presseinformation des Landschaftsverbandes Rheinland vom 9. Juni 2017