Wirkungsstudie Service Learning: Wie lassen sich Unterricht und Bürgerengagement verbinden?

Erste repräsentative Studie über Service Learning an Schulen - Ergebnisse: Service Learning fördert Bürgerengagement und soziale Fähigkeiten von Schülerinnen und Schülern

Wenn sich Schülerinnen und Schüler für Kinder, Senioren oder im Umweltschutz engagieren und dies mit ihrem Unterricht verbinden, so ist das Service Learning. Welche Schülerinnen und Schüler engagieren sich? Welche Wirkungen hat Service Learning auf ihre Bildungs- und Engagementbereitschaft? Wie gelingt gutes Service Learning und welche Faktoren beeinflussen die Umsetzung positiv? Antworten gibt die Wirkungsstudie Service Learning, die die Aktive Bürgerschaft heute gemeinsam mit Prof. Dr. Karsten Speck, Erziehungswissenschaftler an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, und Prof. Dr. Ullrich Bauer, Soziologe an der Universität Duisburg-Essen, in Düsseldorf vorstellte. Rund 2.000 Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Klasse aus Nordrhein-Westfalen wurden von 2011 bis 2013 befragt und Service Learning-Projekte durch mehrere Fallstudien untersucht. Mit der Wirkungsstudie Service Learning liegen damit erstmals repräsentative Forschungsergebnisse über dieses Bildungskonzept an Schulen in Deutschland vor. Die zentralen Ergebnisse lauten: Die Mehrheit der Schüler engagiert sich aus intrinsischen und altruistischen Motiven. Sie wollen etwas bewirken, Spaß haben, neue Dinge lernen und helfen. Dies sagen sechs von zehn Schülern. Für fast jeden dritten Schüler spielen auch berufsorientierte Gründe eine Rolle, z.B. um eine Ausbildung im sozialen Bereich zu machen. Werden mit Service Learning nur diejenigen erreicht, die sich ohnehin engagieren? Nein, zwei Drittel der Schüler hatten vor ihrem Projekt noch keine Engagementerfahrung in der Freizeit. Die Hälfte der Service Learning-Projekte findet im sozialen Bereich statt, aber auch im Umweltschutz, im Sport oder dem Kulturbereich. Die Projekte sind vor allem über Arbeitsgemeinschaften und Wahlpflichtfächer im Stundenplan verankert. Vorrangig durch fächerübergreifendes Soziales Lernen und über die Fächer Politik und Sozialwissenschaften sowie Ethik bzw. Religion sind sie mit dem Unterricht verknüpft. Drei Viertel der Service Learning-Projekte laufen über ein ganzes Schuljahr oder länger. In mehr als der Hälfte der Projekte sind die Schüler zwei Stunden wöchentlich engagiert. Service Learning wirkt positiv auf das Wissen über Bürgerengagement und das Projektmanagement, auf Einstellungen zum Bürgerengagement wie Empathie und Sensibilität. Es verbessert das selbstgesteuerte Lernen und führt zu einem Anstieg der Selbstwirksamkeit bei den Schülern. Die Projektqualität hat wesentlichen Einfluss auf die Wirkung von Service Learning. Damit Service Learning gut gelingt, sollten vier Bedingungen erfüllt sein: Interessengleichheit der beteiligten Partner, Engagementprojekte mit realem gesellschaftlichem Bedarf, nachvollziehbare Umsetzung der Projekte mit den Schülern sowie Erfahrung von echtem Kompetenzzuwachs bei den Schülern. Methoden und Design: Im quantitativen Teil der Studie (Prof. Dr. Karsten Speck, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg) wurden rund 2.000 Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 und 9 an 43 Schulen in Nordrhein-Westfalen befragt. Im qualitativen Teil (Prof. Dr. Ullrich Bauer, Universität Duisburg-Essen) wurden Fallstudien an vier Schulen durchgeführt, 47 Schüler, Lehrer, Schulleitungen und außerschulische Partner interviewt. Die Wirkungsstudie Service Learning wurde im Rahmen der Service Learning-Initiative „sozialgenial – Schüler engagieren sich“ der WGZ BANK durchgeführt. Seit September 2009 engagieren sich in Nordrhein-Westfalen 26.630 Schülerinnen und Schüler an 440 Schulen in 990 Projekten. Projektträger ist die Aktive Bürgerschaft. Unterstützt wird sozialgenial vom Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen.

Quelle: Pressemitteilung der Aktiven Bürgerschaft e.V. vom 03.07.2013