Was macht viel Müll und schadet der Gesundheit?
Chris und ich sollen das Sommerfest für die Familien vorbereiten. Ich würde da lieber auch die Familien beteiligen, aber er meint, dass wir dafür zu wenig Zeit haben. Ich bin zu erschöpft, um mich zu streiten, und er hat ja leider auch irgendwie recht. Was die Auswahl der Spiele angeht, können wir uns rasch einigen, aber was die Getränke und das Essen angeht, da sind wir weit auseinander. Ich sei zu streng, findet Chris und ich finde, dass er zu wenig Verantwortung zeigt.
Ich finde, wir sollten nur Gemüse und Käse auf den Grill geben, er möchte auch Fleisch oder Würstchen. Ich finde bei fleischfreiem Essen können sich alle bedienen. Fleischessende Menschen essen ja in der Regel auch Gemüse, das ist nicht so schlimm, wenn da mal was fehlt. Es ist ja nicht so, dass sie gar nichts zu essen bekommen. Die muslimischen Familien könnten sich ebenfalls frei bedienen, und die vegetarisch lebenden Menschen können auch einfach zugreifen.
Einen weiteren Streitpunkt gibt es bei der Frage, wie wir mit den wettbewerbsorientierten Spielen und dem Ratequiz umgehen. Dass wir alle, die sich beteiligen, mit einer kleinen Anerkennung bedenken, da sind wir uns einig. Wichtig ist es mitgemacht zu haben, und dafür gibt es eine kleine Wertschätzung zum Anfassen und Mitnehmen. Wir haben einige Spielsachen und auch Gutscheine fürs Kindertheater, und dann sagt er: „wir könnten doch auch ein paar Quetschies als Gewinne mit aufnehmen“. Im ersten Moment denke ich, er macht einen Witz oder er will mich ärgern, weil ich eine ausgeprägte Quetschie-Allergie habe. Aber er meint es ganz ernst.
„Für die Dinger kriegste 'ne Anzeige wegen Körperverletzung“, antworte ich.
Ich finde, wir haben eine Verantwortung und eine Vorbildfunktion, und ich möchte nur halbwegs gesunde Sachen, die wenig Müll verursachen, anbieten. Ich fasse es nicht, da schmückt sich der Träger mit der Umweltsensibilität im Leitbild, und dann so was.
Diese Quetschies springen mir überall in die Augen und ins Ohr. Wenn ein Kind quengelt oder etwas anderes möchte als die Eltern, kann es leicht abgelenkt werden mit einem süßlichen „magst du ein Quetschie?“ Und meine Pulsfrequenz steigt. Verwirrt bin ich vor allem, wenn informierte, reflektierte und pädagogisch gebildete Mütter und Väter mit leichter Hand diese Zuckermatsche im Kunststoffbeutel hervorholen. Mich beeindruckt dieser Kontrast zu Holzspielzeug und Kinderkleidung aus Biobaumwolle. Aber natürlich, diese Quetschbeutel sind aus dem Bioladen. Noch so ein Widerspruch. Ich habe mich schon daran gewöhnt, dass große Bioladenketten auch ungesunde Sachen verkaufen und immer mehr Waren in Plastik verschweißt ausliegen, aber wenn es um Nahrungsmittel für Kinder geht, da ist bei mir die Schmerzgrenze erreicht.
Das Zeug ist nicht nur überflüssig. Es ist auch ungesund. Ein kleiner Hoffnungsschimmer tauchte auf, als das Gesetz zum Verbot von Werbung für ungesunde Nahrungsmittel im Gespräch war. Ich finde man könnte nicht nur die Werbung verbieten sondern diese, als Lebensmittel verkleideten, Süßigkeiten einfach abschaffen. Oder zumindest einen Warnhinweis aufdrucken, so wie bei den Zigaretten. „Dieses Produkt ist geeignet um der Gesundheit Ihres Kindes nachhaltig zu schaden. Es kann Zahnschäden verursachen und erhöht das Risiko für Diabetes, Herzerkrankungen und Übergewicht. Außerdem kann es die Sprachentwicklung behindern. Zum sprechen braucht Ihr Kind eine kräftige Mundmuskulatur und die entwickelt sich beim kauen. Dieses Produkt ist also lediglich zum Ruhigstellen geeignet.“
Ihre Katja Änderlich