Studie „Keine Zeit für Jugendarbeit!?“: Junge Engagierte geraten unter Druck

Die Studie „Keine Zeit für Jugendarbeit!?“ zeigt, dass junge Menschen in ihrem ehrenamtlichen Engagement immer stärker unter Druck geraten. Der Deutsche Bundesjugendring (DBJR) präsentierte heute in Berlin die Studie des Forschungsverbundes Deutsches Jugendinstitut und Technische Universität Dortmund. Als Konsequenz fordert der DBJR einen freien Nachmittag für alle Kinder und Jugendlichen. „Junge Menschen brauchen mindestens einmal in der Woche einen größeren Zeitraum, den sie selbstbestimmt füllen können“, sagt der DBJR-Vorsitzende Sven Frye. Ob für Langeweile, Aktivitäten oder ehrenamtliches Engagement in einem Jugendverband, das liege allein in der Entscheidung der Kinder und Jugendlichen, betont er. Die Studie zeigt, dass vor allem Ganztagsschule und G8 negativ auf das Engagement junger Menschen wirken. Ehrenamtliches Engagement verschiebt sich Richtung Wochenende. In den Jugendverbänden, in denen sich aktuell rund sechs Millionen junge Menschen engagieren, sind noch andere Folgen spürbar: Die Planungssicherheit bei Freizeiten nimmt ab, weil sich etwa durch Prüfungen kurzfristig Zeitressourcen verändern. Anfangszeiten von Gruppenstunden verschieben sich Richtung Abend, weil die Nachmittage dicht sind. Es mangelt an Zeit, Aktivitäten ausreichend vorzubereiten. „Ein bundesweit garantierter freier Nachmittag für alle jungen Menschen ist deswegen notwendig“, betont die stellvertretende DBJR-Vorsitzende Julia Böhnke. Die Macherinnen der Studie, Mirja Lange und Karin Wehmeyer vom Forschungsverbund, haben festgestellt, dass die zeitliche Verdichtung ein wichtiges Thema in den Jugendverbänden ist. Knapp die Hälfte der Jugendverbände hat bereits Strategien oder sogar Lösungen dafür. Drei Viertel der befragten jungen Menschen gaben zudem an, dass sie ihre verbandlichen Aktivitäten gut mit anderen Lebensbereichen vereinbaren können. Etwas mehr als die Hälfte hat laut der Studie auch genug Zeit, ihre Aktivitäten im Verband vor- und nachzubereiten. Allerdings gibt ebenfalls etwa die Hälfte zu, durch die Tätigkeit im Verband häufig gestresst zu sein. Für den DBJR-Vorsitzenden Sven Frye bedeuten diese Ergebnisse: Die Motivation junger Menschen zum ehrenamtlichen Engagement ist hoch. Die Jugendverbände bieten einen guten Rahmen. „Die Politik muss dies anerkennen. Sie muss notwendige Rahmenbedingungen schaffen, damit sich junge Menschen ohne Zeitdruck für sich und andere engagieren können“, sagt er. Für die Studie „Keine Zeit für Jugendarbeit!?“ wurden von Oktober bis Dezember 2012 insgesamt 3.735 Personen befragt, davon 3.071 Ehrenamtliche, 518 Hauptberufliche und 146 Honorarkräfte oder Freiwilligendienstler_innen. Die Experten- und Gruppeninterviews wurden in Baden‐Württemberg, Bayern, Berlin, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein‐Westfalen, Rheinland‐Pfalz, Sachsen und Sachsen‐Anhalt geführt.

Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Bundesjugendrings vom 13.03.2013
www.dbjr.de