Soziale Phobie: Hinweise auf genetische Ursache

25.03.2017 | Gesundheitswesen, Forschung

Menschen mit sozialen Ängsten gehen Situationen aus dem Weg, in denen sie der Bewertung durch andere ausgesetzt sind. Häufig leben die Betroffenen zurückgezogen. Etwa jeder zehnte Mensch ist im Lauf seines Lebens von dieser Angststörung betroffen. Forscher der Universität Bonn haben nun Hinweise auf ein Gen gefunden, das mit der Erkrankung vermutlich in Zusammenhang steht. Es kodiert einen Serotonin-Transporter im Gehirn. Interessanterweise dämpft dieser Botenstoff Angstgefühle und Depressivität.

Herzrasen, Zittern und Atemnot: Wer unter einer Sozialen Phobie leidet, meidet größere Gruppen. Mündliche Prüfungen oder alltägliche Verabredungen sind angstbehaftet - schließlich könnten die Mitmenschen ein negatives Urteil fällen. Solchen Situationen gehen Betroffene deshalb aus dem Weg. Kontakte gelingen häufig besser über soziale Medien oder aus der Anonymität des Internets heraus. Soziale Phobien zählen zu den psychischen Störungen, die gleichzeitig durch genetische und umweltbedingte Faktoren ausgelöst werden. „Bei der Erforschung der genetischen Ursachen dieser Erkrankung gibt es noch viel zu tun", sagt Dr. Andreas Forstner vom Institut für Humangenetik der Universität Bonn. „Bislang sind nur wenige Verdachtsgene bekannt, die damit in Zusammenhang stehen könnten."

Zusammen mit der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Bonn führt Dr. Forstner eine Studie zu den genetischen Ursachen der Sozialen Phobie durch. Das Forscherteam untersuchte das Erbgut von insgesamt 321 Patienten und verglich es mit 804 Kontrollpersonen.

Die bisherigen Ergebnisse untermauern Hinweise vorangegangener Studien, dass Serotonin bei der Sozialen Phobie eine wichtige Rolle spielt", sagt Privatdozent Dr. Rupert Conrad von der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Medikamente, die die Serotonin-Wiederaufnahme blockieren und die Konzentration des Botenstoffs in der Gewebeflüssigkeit des Gehirns erhöhen, werden bereits seit längerem zur Therapie von Angststörungen und Depressionen eingesetzt. Die Wissenschaftler wollen nun noch genauer untersuchen, wie die Zusammenhänge zwischen Erbgut und Sozialer Phobie sind.

Publikation: Further evidence for genetic variation at the serotonin transporter gene SLC6A4 contributing to anxiety, Psychiatric Genetics, DOI: 10.1097/YPG.0000000000000171

Mehr Informationen unter www.uni-bonn.de/neues/071-2017


Quelle: Presseinformation der Universität Bonn vom 9. März 2017