SoPHiA: Gemeinsame Sozialplanung für ältere Bürger mit und ohne Behinderung

SoPHiA steht für „Sozialraumorientierte kommunale Planung von Hilfe- und Unterstützungsarrangements für Menschen mit und ohne lebensbegleitende Behinderung im Alter". Die Ergebnisse des dreijährigen Forschungs-Projekts standen  in der vergangenen Woche in Münster mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Hilfeplanung zur Diskussion. 

Genau wie ältere Menschen ohne Behinderung möchten die meisten älteren Menschen mit Behinderung möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben führen. Forscher der Katholischen Hochschule NRW haben daher in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), der Stadt Münster und dem Kreis Steinfurt untersucht, wie Alten- und Behindertenhilfe zusammenarbeiten können, um eine gemeinsame Sozialplanung für ältere Bürger mit und ohne Behinderung zu gestalten.

In Nordrhein-Westfalen leben rund 70.000 Menschen über 60 Jahre mit einer lebenslangen Behinderung. Aufgrund der immer höheren Lebenserwartung wird diese Zahl in den nächsten Jahren noch steigen: Im Jahr 2030, so die Prognose, werden allein 11.800 Menschen mit einer geistigen Behinderung zu dieser Altersgruppe gehören - 2010 waren es knapp 2.700 Menschen, teilt der LWL mit.

„Gleiche Interessen von Menschen mit und ohne lebenslange Behinderung bieten die Chance, die kommunale Seniorenplanung in den Stadtteilen und Gemeinden gemeinsam und inklusiv zu gestalten", sagte Prof. Dr. Sabine Schäper, die Projektleiterin der Katholischen Hochschule. „Leider arbeiten die beiden Hilfesysteme Altenhilfe und Behindertenhilfe traditionell noch viel zu getrennt voneinander."

Mit dem vom vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt wollen die Forscherinnen und Forscher eine vertiefte Zusammenarbeit  anregen.

Wie kann das praktisch aussehen? In Münster-Hiltrup öffnet beispielsweise eine Tagesstätte für psychisch kranke Menschen ihre Türen für Senioren-Computerkurse. Denkbar wäre auch die Organisation von Ruf- und Nachtbereitschaften in einzelnen Wohnvierteln, informierte in Münster Prof. Dr. Friedrich Dieckmann, einer der Projektleiter. 

Weitere Möglichkeiten könnten sein, Menschen mit Behinderung aktiv bei der Nutzung allgemeiner Angebote wie etwa Seniorentreffs zu unterstützen, die Mobilität älterer Bürger zu sichern oder frühzeitig individuell zu besprechen, wie das zukünftige Wohnen aussehen soll.

Eine wesentliche Rolle im Projekt spielten die Interessen und Ansichten der Bürger aus den beiden Modellregionen Münster-Hiltrup und Wettringen (Kreis Steinfurt).

Bürgerbeteiligung ist das Stichwort - auch von denjenigen, die öffentlichen Versammlungen üblicherweise fernbleiben. „Um die Sichtweisen von Menschen einzubeziehen, die schwer erreichbar sind, lag ein Schwerpunkt des Projektes darauf, Auswertungsinstrumente und gängige öffentliche Beteiligungsverfahren anzupassen", erklärte Prof. Dr. Christiane Rohleder, die dritte im Projektleiter-Trio.

An den beiden Projektstandorten Münster-Hiltrup und der Gemeinde Wettringen im Kreis Steinfurt experimentierten die jeweils zuständigen Planungsteams in den vergangenen drei Jahren mit unterschiedlichen Formen der Bürgerbeteiligung und Kooperationsverfahren, erhoben Sozialdaten und entwickelten mit den Beteiligten neue Lösungsperspektiven. Aus diesen Erfahrungen formulierten sie Elemente für eine erfolgreiche inklusive kommunale Sozialplanung.

Ziel sei es, dass in den nächsten Jahren auch andere Stadtteile und Quartiere bei der Unterstützung ihrer älteren Bürger von den Erkenntnissen der Forscher profitieren könnten.

Mehr Informationen finden Sie unter www.lwl.org/LWL/Soziales/behinderung-und-alter/veroeffentlichungen