Sehen und gesehen werden: Auch in der Pflegeoase

Die Qualitätsgeleitete Pflegeoase als Wohnmodell für Menschen mit schwerer Demenz steht im Mittelpunkt der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins ProAlter.

Mit Blick auf die Bedürfnisse von schwer an Demenz erkrankten Menschen hat das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) das Konzept der Qualitätsgeleiteten Pflegeoase entwickelt. „Sehen und gesehen werden" ist der Schlüsselgedanke dieses Modells, das nicht nur beim Entwickeln neuer Wohnkonzepte, sondern auch für den öffentlichen und halböffentlichen Raum wichtig ist. Die Entwicklung (halb)öffentlicher und privater Räume müsse sich „immer nah an den Bedürfnissen der Menschen orientieren und eine Kultur der Sorge und Teilhabe fördern", schreibt Helmut Kneppe, geschäftsführendes Vorstandsmitglied im KDA, in seinem Essay zum Themenschwerpunkt der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins ProAlter. In besonderen Settings wie der Pflegeoase stehe zusätzlich „das Grundbedürfnis nach Privatheit im Fokus", so Helmut Kneppe. Die Qualitätsgeleitete KDA-Pflegeoase sei deshalb nach den drei Prinzipien „Leben in Privatheit", „Leben in Gemeinschaft" und „Leben in der Öffentlichkeit" konzipiert und sieht Einzelzimmer für alle Bewohner vor, die um einen zentralen Gemeinschaftsraum herum gebaut und einsehbar sind.
Im Seniorenpflegeheim „Willy Stabenau" im sächsischen Zwickau gibt es bereits solch eine Qualitätsgeleitete KDA-Pflegeoase. Zwei Jahre nach der Eröffnung hat das KDA mithilfe des Dementia Care Mappings das Leben in der Oase dokumentiert. Die Ergebnisse zeigen messbare Erfolge für das Wohlbefinden: sowohl für die Bewohner, als auch für ihre Angehörigen und die Pflegenden. Gemeinsam mit den KDA-Beraterinnen ließ sich Einrichtungsleiter Matthias Sachse bei der Planung auch vom künstlerischen Werk Joseph Beuys' beeinflussen. Angeregt durch den erweiterten Kunstbegriff von Joseph Beuys, der Sozialen Plastik, und dem Zwickauer Erfolgsmodell hat sich auch in Nordrhein-Westfalen ein Wohnmodell für Menschen mit Demenz am Lebensende entwickelt. Im rheinisch-bergischen Overath plant die gemeinnützige Vivat GmbH, zusätzlich zu ihren acht stationären Hausgemeinschaften, vier weitere Wohngruppen.

Bei diesen Wohngruppen handelt es sich um sogenannte Hausgemeinschaften plus für Menschen mit schwerer Demenz am Lebensende, die auch Zielgruppe der KDA-Pflegeoase sind. Bei Pflegeoasen gelte es, „aus der Praxis für die Praxis zu lernen", betont Hermann Brandenburg, Dekan der Pflegewissenschaftlichen Fakultät an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar, im Interview mit ProAlter. Doch die Idee, dass die Pflegeoasen in einen strukturierten Austausch- und Lernprozess eintreten, bleibe immer noch eine „Hoffnung für die Zukunft", kritisiert Brandenburg. Es fehle ein „bundesweites Netzwerk".

Weitere Informationen zu Themen und Texten unter www.kda.de/proalter.html

 


Quelle: KDA-Pressemitteilung vom 9. März 2017