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Safer Internet Day: Kinder können sich nicht wehren

Viele Menschen nutzen Facebook, Instagram & Co für die bildliche Inszenierung ihres eigenen Lebens. Auch Eltern tun dies, doch leider viel zu häufig ohne dabei Rücksicht auf die Belange ihrer Kinder zu nehmen. Hierauf weist der Deutsche Kinderschutzbund zum heutigen Safer Internet Day hin.

Kaum ist der Spross auf der Welt, schon macht auf WhatsApp das erste Foto die Runde, mittlerweile werden sogar Geburten gefilmt und gestreamt. Ob das Kind es später mal gut findet, dass die ganze Welt Baby- oder Kinderfotos von ihm hat, ist schlicht nicht abzuschätzen. Beobachtet man die sozialen Medien, ist offensichtlich, dass sich viele Menschen hierüber gar keine Gedanken zu machen scheinen. So weist der Kinderschutzbund in einer Mitteilung zum heutigen Safer Internet Day nicht umsonst darauf hin, dass die Kindheit die „am umfangreichsten dokumentierte Phase im Leben eines Menschen" ist. Aus Erinnerungsfotos - nicht minder eine Form der Dokumentation - sind heute oft sorgfältig geplante Inszenierungen geworden, mit denen öffentlich zur Schau gestellt wird, wie schön, süß und normal die eigenen Kinder sind.

Dabei gilt das Recht am eigenen Bild bereits für Babys. Das Problem: Kinder haben kaum eine Möglichkeit gegen die Veröffentlichung von Bildern vorzugehen. Schließlich sind i.d.R. ihre Eltern ihre rechtlichen Vertreter*innen, also genau jene Menschen, die die Rechte ihrer Kinder in diesem Moment nicht beachten. Aus diesem Grund kann Johannes Türk, Mitglied im Bundesvorstand des Kinderschutzbundes, gar nicht genug betonen, dass Kinder bereits ab ihrem ersten Lebenstag zu schützen sind: „Jugendmedienschutz beginnt im Kreißsaal. Alle Menschen haben ein Recht am eigenen Bild – auch ein Baby während und kurz nach der Geburt. Kinder haben keine Chance, sich gegen die Aufnahmen und vor allem gegen deren Veröffentlichung auszusprechen." Es erfülle ihn mit Sorge, dass Geburten zunehmend live übertragen würden. Auch die exzessive Dokumentation 'besonderer' Momente der kindlichen Entwicklung sieht Türk kritisch: „Zunehmend filmen und fotografieren so genannte Insta-Familys ihren Nachwuchs in jeder Lebenslage. Der erste Gang aufs Töpfchen, der brei-verschmierte Mund, das erste Bad – die intimsten Momente werden einer großen Öffentlichkeit zugänglich gemacht." 

Viele Eltern machen sich nicht bewusst, welche mittel- und langfristigen Konsequenzen ihr Handeln auf ihre Kinder hat. „Das Netz vergisst nicht", erinnert Türk. „Im Erwachsenenalter möchten wohl nur die Wenigsten solche Fotos von sich in der Öffentlichkeit sehen.“ Für Kinder seien Zeit, Ruhe und Nähe wichtig. Es sei  „schade, wenn diese einzigartigen Erlebnisse verdrängt werden vom Versuch, sie für Instagram zu inszenieren."