„Person, Persönlichkeit und Glücksspielsucht“

24.06.2013 | Gesundheitswesen | Nachrichten

Fachtag der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG) zur Prävention der Glücksspielsucht

Immer mehr Menschen sind von einer Glücksspielsucht betroffen, die Konsequenzen sind häufig dramatisch: Verlust von Arbeitsplatz, Wohnung und sozialen Kontakten, aber auch Depressionen bis hin zum Suizidversuch können die Folge von exzessivem Spielen sein. Welche Menschen sind das, die für die Entwicklung einer Glücksspielsucht besonders gefährdet sind? Gibt es Persönlichkeitsfaktoren, die die Entstehung einer Glücksspielsucht begünstigen können? Mit einem Fachtag unter dem Titel „Person, Persönlichkeit und Glücksspielsucht“ widmete sich die Fachstelle „Prävention der Glücksspielsucht“ RLP der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG) der Frage nach den Wurzeln des Pathologischen Glücksspiels. Die Veranstaltung in Mainz informierte nicht nur über den Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsstrukturen und Glücksspielsuchtverhalten, sondern fragte auch nach den Möglichkeiten, die sich daraus für die Prävention und Behandlung ergeben. „Das Wissen, welche Persönlichkeitsmuster zur Entwicklung einer Glücksspielsucht beitragen, ist ein wichtiger Faktor für die Früherkennung. Es eröffnet die Möglichkeit, gefährdete Personen  früher zu unterstützen und rechtzeitiger an das Hilfesystem zu vermitteln“, sagte Jupp Arldt, Geschäftsführer der LZG. „Mit dem Fachtag leistet die LZG einen Beitrag zum Transfer aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis von Prävention, Beratung und Therapie der rheinland-pfälzischen Fachkräfte“, so Arldt. Dass die Beziehung zwischen Persönlichkeit und Glücksspielsucht von wechselseitiger Beeinflussung gekennzeichnet ist, wurde in dem Beitrag von Prof. Dr. Manfred E. Beutel, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Mainzer Universitätsmedizin, deutlich. Zum einen verändert Glücksspielsucht auf Dauer die Persönlichkeit des Spielers, zum anderen sind es bestimmte Persönlichkeitseigenschaften, die das süchtige Verhalten anbahnen und fördern. „Vor allem Merkmale wie Impulsivität und Neigung zu negativen Affekten sind Risikofaktoren. Menschen mit diesen Eigenschaften scheinen besonders für die Entwicklung einer Glücksspielsucht gefährdet zu sein“, berichtete Prof. Beutel. „Außerdem weisen sowohl die klinische Praxis wie auch systematische Beobachtungen auf eine verringerte Gewissenhaftigkeit, Offenheit, Verträglichkeit und auf Defizite in der Planung und Verfolgung von Zielen hin“, so Beutel. Wenn es aufgrund dessen zu einer Diskrepanz zwischen den Erwartungen der Umwelt und dem eigenen Leistungsvermögen komme, flüchteten die Betroffenen in das Glücksspiel, um die unangenehme Realität auszublenden. Mit zunehmender Technologisierung hat auch das internetbasierte Glücksspiel eine enorme Bedeutung gewonnen. Dr. Tobias Hayer vom Institut für Psychologie und Kognitionsforschung (IPK) der Universität Bremen erläuterte die Spielanreize und Suchtgefahren von Online-Glücksspielen und Sportwetten. Nervenkitzel, Ablenkung vom Alltag und Glücksgefühle bei anfänglichen Gewinnen sind entscheidende Anreize, die Menschen grundsätzlich zum Spielen bringen. „Internetbasierte Glücksspiele bergen dabei besondere Suchtgefahren, weil sie rund um die Uhr verfügbar sind und bargeldloses Spielen ermöglichen. Zudem findet sich auf etwa 3.000 Websites ein schier unerschöpfliches Reservoir an Spielvarianten, die extensiv beworben und vermarktet werden“, berichtete Dr. Hayer. „Kostenlose Demoseiten bringen die Menschen auf den Geschmack, das Spiel um Echtgeld lockt dann nur einen Mausklick weiter. Die Isolierung des Spielers und mangelnde soziale Kontrolle verhindern dann oftmals rechtzeitige Interventionen“, so Hayer. In Workshops widmeten sich Fachkräfte den praktischen Aspekten des Themas, indem sie zum Beispiel der Bedeutung prämorbider Persönlichkeitsmerkmale für Therapie und Prävention darstellten oder den Zusammenhang von ADHS und Pathologischem Glücksspiel betrachteten. Auch die Fragen, wie Internetabhängigkeit diagnostiziert  werden kann und wie Glücksspielsüchtige im Sinne des Geldmanagements wieder eine realistische Beziehung zu Geld aufbauen können, wurden in den Workshops diskutiert. In einer „Spiele-Ecke“ und einer „Lese-Ecke“ konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer individuell mit dem Thema Prävention der Spielsucht auseinandersetzen.

Quelle: Pressemitteilung der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG) vom 17.06.2013