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Mindestlohn hat Wechsel in produktivere Betriebe bewirkt

Die Einführung des Mindestlohns war in Deutschland lange umstritten - und das, obwohl er im benachbarten Ausland längst gang und gäbe war. Die von Wirtschaftsvertreter*innen befürchtete Massenarbeitslosigkeit ist bekanntlich nicht eingetreten, vielmehr zeigen sich laut einer neuen Studie weitere positive Effekte.

Bei der Einführung des Mindestlohns im Jahr 2015 wechselte ein Teil der vom Mindestlohn betroffenen Beschäftigten in produktivere Betriebe. Das geht aus einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und des University College London (UCL) hervor. Die Studie zeigt, welche Mechanismen dazu beitrugen, dass die Löhne der zum Mindestlohn Beschäftigten deutlich stiegen, ohne dass die Beschäftigung zurückging.

Christian Dustmann (UCL), Attila Lindner (UCL), Uta Schönberg (UCL), Matthias Umkehrer (IAB) und Philipp vom Berge (IAB) analysieren in der Studie erstmals die Auswirkungen der Einführung des Mindestlohns auf die Verteilung von Arbeitnehmern auf die Betriebe. Die Untersuchung weist auf eine Umverteilung von Arbeitnehmern hin: Ein Teil der Niedriglohnbeschäftigten wechselte infolge der Einführung des Mindestlohns in Betriebe, die mehr Vollzeitarbeitsplätze anbieten, mehr qualifizierte Arbeitskräfte beschäftigen, einen höheren Lohnaufschlag für vergleichbare Arbeit zahlen, und die größer sowie stabiler sind. In Regionen, in denen der Mindestlohn aufgrund eines zuvor vergleichsweise niedrigen Lohnniveaus stärker wirksam wurde, ging zudem der Anteil von Kleinstbetrieben mit weniger als drei Beschäftigten zurück, während die Betriebsgröße und der Anteil größerer Betriebe zunahmen. Dies hat den Mix der Betriebe in diesen Regionen verbessert. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Mindestlohn die Arbeitsproduktivität steigerte, indem Beschäftigte zu produktiveren Betrieben wechselten.

Die Studie zeichnet ein insgesamt positives Bild der Mindestlohneinführung. Christian Dustmann vom University College London (UCL) erklärt: „Entgegen den Bedenken, die die Debatte im Vorfeld der Einführung eines landesweiten Mindestlohns in Deutschland geprägt haben, stellen wir nicht fest, dass der Mindestlohn zu einem Beschäftigungsrückgang geführt hat. Im Gegenteil, unsere Forschungsergebnisse legen nahe, dass der Mindestlohn die gesamte Produktionseffizienz durch die Umverteilung von Arbeitnehmern von weniger produktiven zu produktiveren Betrieben erhöht.“ Matthias Umkehrer (IAB) vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ergänzt: „Man muss jedoch bedenken, dass der Mindestlohn eingeführt wurde, als die deutsche Wirtschaft sehr gut lief. Unsere Ergebnisse lassen sich nicht unbedingt für andere Arbeitsmärkte oder andere Zeiträume verallgemeinern.“


Quelle: Pressemitteilung des Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) vom 18.2.2020