Mehr Vorgaben für die praktische Ausbildung in der Kita

Was Deutschland von seinen europäischen Nachbarn lernen kann

Für den Einstieg in pädagogische Berufe spielen berufspraktische Erfahrungen eine wichtige Rolle. Deshalb sind Praktika in den Einrichtungen fester Bestandteil der Ausbildung von Kita-Fachkräften. An der Ausbildungskonzeption sind Kindertageseinrichtungen jedoch in der Regel nicht beteiligt. Sie liegt in der Hauptverantwortung von Fach- und Hochschulen. Zudem wird der Großteil der Mentorinnen und Mentoren, die Nachwuchskräfte in der Praxis anleiten, nicht für diese Tätigkeit qualifiziert und auch nicht dafür bezahlt. Im Rahmen der Diskussion über die Qualität in Kitas und die Professionalisierung der Fachkräfte ist dieser Missstand auf die Agenda gerückt. Wie andere europäische Länder die praktische Ausbildung und das Mentoring regeln, zeigt eine Studie der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF).

Ausgewiesene Stellen und Vergütung von Mentorinnen und Mentoren in nahzu allen untersuchten Ländern
Pamela Oberhuemer hat im Auftrag von WiFF fachpraktische Ausbildungskonzepte von Dänemark, England, Finnland, Italien, Island, Norwegen und Schweden analysiert. Allen untersuchten Ländern gemeinsam ist eine Aufwertung der praktischen Ausbildungsphase, die mit einer zunehmenden Bedeutung der Mentorinnen und Mentoren einhergeht, so die Autorin. Im Unterschied zu Deutschland gibt es in den meisten Ländern ausgewiesene Stellen für Mentorinnen und Mentoren. Ihre Tätigkeit ist in den Ausbildungsstrukturen verankert und wird – mit Ausnahme von Italien – vergütet. Nur Norwegen hat bislang verbindliche Vorgaben für die Qualifikation von Mentorinnen und Mentoren; Schweden und Finnland sind dabei, verpflichtende Weiterbildungen einzuführen. Der Umfang der Praxisphasen variiert stark: In Italien und Finnland beträgt er etwa acht Prozent der gesamten Ausbildungszeit, in Dänemark mehr als ein Drittel. In Deutschland macht der Praxisanteil im Rahmen der Ausbildung zur Erzieherin bzw. zum Erzieher ebenfalls mehr als ein Drittel aus. In den kindheitspädagogischen Studiengängen hat die Praxis einen Anteil von durchschnittlich 17%.  

Dänemark und Norwegen regeln
Kooperationspraxis der Lernorte, Italien setzt auf regionale Partnerschaften zwischen den Lernorten
Insbesondere im dänischen, norwegischen und italienischen System findet die Autorin Anregungen, die für die Weiterentwicklung der fachpraktischen Ausbildung in Deutschland genutzt werden könnten: In Dänemark ist die arbeitsplatzbasierte Ausbildung in nationale Rahmenvorgaben eingebettet, die Ziele, Trägerverantwortlichkeiten sowie Kooperationsstrategien zwischen den Lernorten definiert. Zudem wird für die Qualitätssicherung des Mentoring gesorgt. Norwegen zeichnet sich durch nationale Vorgaben aus, die den Umfang der Praxisphasen, den Rahmen der Kooperationspraxis sowie die Anzahl der Mentoring-Stunden und eine vergleichsweise hohe Vergütung festlegen. Italien schafft mit regionalen Partnerschaften zwischen Praxis- und Ausbildungsstätten eine gute Verbindung der Lernorte. Neben theoretischem Unterricht an der Hochschule gehören Workshops sowie Praxisphasen in den Bildungseinrichtungen zur Erprobung des Handlungswissens zum Gesamtkonzept der Ausbildung.

Die Publikation kann kostenfrei heruntergeladen werden:
Pamela Oberhuemer (2014): Ausgewählte Konzepte der fachpraktischen Ausbildung in Europa. Impulse für Deutschland? Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte. WiFF Studien, Band 22. München 



Über die Autorin

Pamela Oberhuemer war über 30 Jahre lang wissenschaftliche Referentin am Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP) in München. Heute ist sie u. a. Mitherausgeberin der Zeitschrift Early Years – An International Research Journal und Mitglied des Herausgeberbeirates der Zeitschrift International Journal of Child Care and Education Policy.

Quelle: Pressemitteilung der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF)  vom 10.02.2015
www.weiterbildungsinitiative.de