MDR-Datenprojekt: Was tun große Städte für arme Kinder in Mitteldeutschland?

Die Stadt Halle in Sachsen-Anhalt engagiert sich in Mitteldeutschland am wenigsten für arme Kinder. Die Kommune geht aus einer Umfrage unter allen Stadtverwaltungen und Landratsämtern in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen für die MDR-Reihe "exakt - So leben wir!" als doppeltes Schlusslicht hervor.

Zu sehen war dies in der 2. Folge der Reihe mit dem Titel "Aufstieg oder Abstieg?" am Mittwoch, 23. August, um 20.15 Uhr im MDR-Fernsehen (in der Mediathek des Senders zu finden - die Red.) Darin ging es um soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit in Mitteldeutschland.

Demnach ist Halle die Stadt mit der höchsten Kinderarmutsquote und mit dem zugleich schlechtesten Angebot an kostenlosen Kinder- und Jugendzentren im Verhältnis zur Anzahl armer Kinder. In der Saalestadt lebten 2015 rund 11.570 Kinder (33,4 Prozent) in Elternhäusern mit Hartz-IV-Bezug. Diesen Kindern standen 16 Kinder- und Jugendzentren mit kostenlosen Freizeitangeboten zur Verfügung - eines für je 723 Kinder.

Auch in Magdeburg, Gera, Erfurt und Leipzig gibt es überdurchschnittlich viele armutsgefährdete Kinder pro Einrichtung mit Gratis-Freizeitangeboten. In Magdeburg beträgt der Anteil armer Kinder 29 Prozent. Dort kommen 380 Kinder auf einen Freizeittreff. In Gera mit einem Kinderarmutsanteil von rund 27 Prozent sind es sogar 587. In Erfurt sind es 334 Kinder und in Leipzig 333 pro Einrichtung.

In diesen beiden Städten lebt rund jedes vierte Kind in Armut. Die Umfrageergebnisse zeigen auch hohe Defizite in einigen Landkreisen. So kommen im Landkreis Mansfeld-Südharz 492 Kinder auf ein Angebot (Armutsquote: 27 Prozent), im Kreis Altenburger Land 439 Kinder (Armutsquote: 22 Prozent) und im Unstrut-Hainich-Kreis sind es 632 Kinder pro Angebot (Armutsquote: 19 Prozent).

In Mitteldeutschland teilen sich durchschnittlich 206 Kinder und Jugendliche eines der kostenlosen Freizeitangebote.

Mehr Informationen zum Thema und alle Daten dazu unter www.mdr.de/exakt

Hintergrund 

Kinderarmut ist in Deutschland besonders ein ostdeutsches Problem. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen liegt die Armutsquote bei Kindern und Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahr bei 18,4 Prozent, in ganz Ostdeutschland sogar bei 21,6 Prozent. In Westdeutschland fällt sie mit 13,2 Prozent niedriger aus.

Für die Erhebung wurden für die MDR-Dokumentation "Exakt - So leben wir! Aufstieg oder Abstieg?" die Städte und Landkreise in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zwischen Mai und Juni 2017 nach der Anzahl der Kinder- und Jugendzentren befragt, die regelmäßig möglichst fünf Tage die Woche sowie kostenlos zur Verfügung stehen. Jugendhäuser auf dem Land, die nur sporadisch öffnen, wurden in die Auswertung nicht einbezogen. Die Grundlage für den Anteil bedürftiger Kinder bildete die regionale Kinderarmutsstudie der Bertelsmann Stiftung von 2016.

Weitere Folgen von "Exakt - So leben wir!" hat sich der WDR am 30. August 2017, mit dem Thema: "Weltoffen oder Fremdenfeindlich?" und am 6. September 2017, mit dem Thema: "Lohn oder Stütze?".


Quelle: MDR-Presseinformation am 23. August 2017