LWL-Modellprogramm für technikunterstütztes Wohnen im Quartier

29.04.2018 | Behindertenhilfe | Nachrichten

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) will Menschen mit wesentlichen Behinderungen durch moderne Technik und Förderung bei der Nachbarschaft dabei helfen, in der eigenen Wohnung zu leben. Das Programm "Selbstständiges Wohnen" (SeWo) fördert mit zehn Millionen Euro in 15 Wohnprojekten Konzepte für Technikunterstützung und Einbindung ins Stadtviertel oder in die Dorfgemeinschaft in ganz Westfalen-Lippe. Die rund 200 Wohnungen sollen in Dortmund, Warendorf, Paderborn, Münster, Bielefeld, Siegen, Gelsenkirchen, Minden-Lübbecke, Soest, Hagen, Höxter, Unna, Bochum und Hamm entstehen.

LWL-Direktor Matthias Löb: "Der hart umkämpfte Wohnungsmarkt ist ein Engpass für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen. Deswegen sollen die ausgewählten Projekte Modellcharakter haben und andere anregen, sich auch im Wohnungsbau für Menschen mit Behinderungen zu engagieren."  Chancen auf eigene Wohnung, sollen laut Löb, gerade Menschen, die besonders viel Unterstützung im Alltag brauchen bekommen,: "Wo früher ein Heim oft die einzige Möglichkeit gewesen sei, könnten Menschen mit einer schweren Behinderung heute bei entsprechender Unterstützung auch in den eigenen vier Wänden leben.

Löb sprach zugleich von einem "westfälischen Weg" für die Modellprojekte: Es bedeute schlaue, aber nicht unbedingt teure Technik. Das Spektrum reiche dabei von der Dusche ohne Schwelle bis zur elektronischen Assistentin, die einen an die nächste Verabredung mit Freunden erinnere oder an den Schirm bei Regenwetter. Kombiniert werden soll das mit  guter Nachbarschaft. Ein Aufeinanderzugehen will man mit sogenannten Quartiersmanagern fördern. 

Eine Jury, bestehend aus Politikern, Wissenschaftlerinnen und Menschen mit Behinderung, hat eine Auswahl der innovativsten Projekte getroffen. Es sind Projekte, bei denen intelligente Technik (Ambient Assisted Living) zum Einsatz kommt: Assistenzsysteme sollen zum Beispiel beim Türöffnen, Telefonieren oder bei der Bedienung der Haustechnik unterstützen. Außerdem sollen neue Konzepte den Mieterinnen und Mietern ermöglichen, aktiver Teil der Nachbarschaft zu werden.

Beispiele 

Eines dieser neuen Konzepte stammt beispielsweise von der Diakonie Ruhr in Bochum. Der Träger plant eine Hausgemeinschaft mit Appartments für 16 Personen mit Autismus-Spektrum-Störung oder komplexen Behinderungen. Die Technik wird entsprechend auf die individuellen Bedarfe der Bewohner angepasst.

Auch die Lebenshilfe Brakel hat ein innovatives Konzept vorgestellt: Das Wohn- und Begegnungsprojekt "Selbstständiges Wohnen im Herzen von Bad Driburg" soll 15 Menschen mit und ohne Behinderungen einen Wohnraum bieten. Geplant sind Wohneinheiten sowie eine inklusiv betriebene Begegnugsstätte für das Quartier, die als Treffpunkt dienen kann.

Auch das Konzept vom LWL-Wohnverbund in Paderborn erfüllt die Anforderungen: Der LWL-Wohnverbund plant 14 Mikroappartements für chronisch psychisch kranke und suchtkranke Menschen, die den Bedarfen der Zielgruppe in besonderer Weise entsprechen.

Ein weiteres Beispiel für neue Konzepte ist das von Bethel.regional. Der Träger plant die Umsetzung von einem Appartementhaus in Bielefeld, Hagen, Siegen oder Dortmund, das für zehn Menschen mit Behinderung sowie für verschiedene Behinderungsarten entstehen soll. Hier ist der zentrale Bestandteil der Wohnung ein virtueller Assistent namens "Billie". Er soll die selbstständige Lebensführung unterstützen und die soziale Teilhabe fördern. Er wird zu einem zentralen Vermittler verschiedener Funktionen wie Smart-Home-Elementen, Sicherheitssystemen, Kommunikationstechnologien oder digitalen Medien.

Auch das Wohnprojekt "Neue Mitte Dedinghausen", das im Kreis Soest realisiert wird, ist beispielhaft für die innovativen Projekte. Das dorfähnliche inklusive Wohnprojekt für etwa zehn bis 15 Menschen mit und ohne Behinderung entsteht als eigener Teil des dörflichen Zentrums von Lippstadt-Dedinghausen. Ein Pflegestützpunkt, ein Dorfladen mit Küche und ein Café als Begegnungsorte sollen entstehen.


Quelle: Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) informierte am 25. April 2018