Leiten und Leiden

von Dr. Jos Schnurer
23.02.2016

Collage, zusammengestellt von Dr. Jos Schnurer
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Warum dieser Gegensatz? Mit dem Essay soll zum einen darauf hingewiesen werden, dass jemand, der leitet, nicht unbedingt auch leiden muss; zum anderen – und das klingt paradox – dass jemand, der leitet und nicht leidet, kein richtiger Leiter ist, sondern vielleicht ein Hierarch, ein Tyrann, ein Herrscher, ein Bestimmer, ein Despot, ein Oligarch, ein Patriarch, ein Sophist, ein Diktator, ein ... Egoist ist, sich als „Macht“-Mensch dessen bewusst, oder auch möglicherweise nicht bewusst ist. Was aber ist ein richtiger Leiter? Diese Frage gilt es einzukreisen in die vielfältigen, individuellen und kollektiven, psychischen und physischen, fach- und sachbestimmten, gesellschaftlichen und politischen Zusammenhänge. In der anthropologischen, aristotelischen Philosophie wird der Mensch als ein „zôon politikon“, als ein Lebewesen verstanden, das aufgrund seines Verstandes und seiner Fähigkeit, zwischen Gut und Böse unterscheiden und Allgemeinurteile bilden zu können, in der Lage und darauf angewiesen ist, in Gemeinschaft ein gutes, gelingendes und gerechtes Leben zu führen. In der „globalen Ethik“, wie sie von den Vereinten Nationen am 10. Dezember 1948 als Allgemeine Erklärung der Menschenrechte deklariert wurde, wird der Grundsatz von Gleichheit der Menschen in der Anerkennung der Menschenwürde festgelegt: Die Anerkennung der allen Mitgliedern der menschlichen Familie innewohnenden Würde und ihrer gleichen und unveräußerlichen Rechte bildet die Grundlage der Freiheit, der Gerechtigkeit und des Friedens in der Welt.

Gesellschaft von Gleichen [1]

Die Grundlagen von Demokratie, als Herrschaft des Volkes, wird den Menschen weder in die Gene, noch in die Wiege gelegt, sondern die Haltungen und Einstellungen müssen erworben, erfahren und durch Einsicht angeeignet werden [2]. Das kommt auch zum Ausdruck in der Winston Churchill zugeschriebenen Auffassung, dass die Demokratie die schwierigste aller Regierungsformen sei, es aber keine bessere gäbe. Es gilt, ganz früh in der Bildung und Erziehung demokratisches Denken und Handeln zu lernen. Wo kämen wir hin, wenn Einige sagten: Da geht‘s lang!“? Richtungsschilder für die adäquaten didaktisch-methodischen Wege zur Entwicklung und Bildung von demokratischen Menschen sind unverzichtbare Fingerzeige und Anreger zum eigenen Nachdenken und Entscheiden, welchen Weg wir einschlagen wollen, um Demokratie zu lernen und zu praktizieren. Weil Wissenschaft für eine Synthese These und Antithese braucht, sind kritische Auseinandersetzungen das Salz in der Demokratie-Speise [3].

Ungleichheit = Ungerechtigkeit?!

„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“. Mit dieser globalen Ethik, wie sie in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte in Artikel 1 formuliert und in allen demokratischen Verfassungen übernommen wird, kommt zum Ausdruck, dass Ungleichheit ein Zustand ist, den es zu überwinden gilt. Es gibt freilich im soziologischen Diskurs kaum ein Thema, das umstrittener ist. Da ist zum einen die Forderung nach Durchsetzung dieses humanen Anspruchs, zum anderen die Beweisführung, dass absolute Gleichheit gar nicht möglich und von daher nicht zu erreichen ist. Das Dilemma tut sich nämlich an der Stelle auf, wo es darum geht, in den konkreten Lebenssituationen der Menschen und ihren Gesellschaften die Gleichheitsforderung auf allen Gebieten des menschlichen Daseins anzuwenden. Damit wird die hehre Forderung nach Gleichheit gemessen an den wirklichen, individuellen und gesellschaftlichen Situationen, was dazu führt, dass sich die Diskussion an materiellen und politischen Bedingungen orientiert und zu Vergleichen führt, die entweder ideologische, revolutionäre, oder ohnmächtige Gefühle und Einstellungen weckt. Sie münden schließlich in Feststellungen, dass, ökonomisch, machtpolitisch und anthropologisch die (Wohl-)Habenden immer reicher und mächtiger, und die Habenichtse immer ärmer und machtloser werden. Dass diese keine Behauptungen von Neidern oder Revolutionären sind, sondern die Wirklichkeit Hier und Heute in der Welt abbilden, hat kürzlich eine Studie der internationalen Hilfsorganisation Oxfam ergeben: Demnach verfügen die 62 reichsten Menschen auf der Erde über „genau so viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung“. Der Soziologe von der Bremer Universität, Steffen Mau und die wissenschaftliche Mitarbeiterin Nadine M. Schöneck stellen, zusammen mit mehreren Expertinnen und Experten in einem Sammelband Fragen , wie: „Inwiefern ist Ungleichheit dysfunktional, das heißt mit (hohen) individuellen und gesellschaftlichen Kosten verbunden?“ und „Inwiefern kann Ungleichheit funktional (bzw. zumindest akzeptabel) sein?“. Auf der Grundlage der soziologischen und ökonomischen Fragestellung nach dem Zusammenhang der humanen Werte Gerechtigkeit und Gleichheit diskutieren sie die Ursachen der ungerechten, lokalen und globalen gesellschaftlichen Veränderungen und suchen nach gerechten Lösungsmöglichkeiten [4].

„Unterm Strich zähl‘ ich“

Über Egoismus in der Gesellschaft, der ungesunden, ungerechten Entwicklung, in der die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden, und zwar lokal und global, über die vielfältigen, oft vieldeutig und nebenbei formulierten Ohne-Mich-Standpunkte wird viel geschrieben und gejammert, wie auch im neoliberalen Begründungs- und Erklärungszusammenhängen argumentiert. Weil nicht selten dabei herauskommt – „Irgendwie hat jeder Recht“ – bildet sich in der Gesellschaft ein verhängnisvolles „Da kann man nichts machen!“, was sich auf der Seite derjenigen, die an den Macher- und Machthebeln sitzen, in einem behäbigen und skrupellosen „Gier“ – Bewusstsein ausdrückt, und andererseits Analysen hervorbringt, dass die Anforderungen an die Verantwortlichkeiten proportional zu den Taten der Macht wachsen, bis hin zu den Aufforderungen, dass die Menschen, lokal und global einen Perspektivenwechsel vollziehen und sich endlich darauf einlassen sollten, ihren Verstand zu gebrauchen und ein gutes, gelingendes und gleichberechtigtes Leben für alle Menschen auf der Erde anzustreben. Die Weltkommission „Kultur und Entwicklung“ hat 1995 eindringlich zum Perspektivenwechsel aufgerufen, „umzudenken, sich umzuorientieren und gesellschaftlich umzuorganisieren, kurz: neue Lebensformen zu finden“. Diese Vision ist nur zu erreichen, wenn sich ein lokales und globales Bewusstsein durchsetzt, dass im individuellen und gesellschaftlichen Leben der Menschen demokratische und freiheitliche Bedingungen durchsetzen, die weder vom Himmel fallen, noch in den Genen liegen, sondern mit Anstrengung und Ausdauer von den Menschen selbst durchgesetzt und erlebt werden müssen [5].

Die Tugend des Vertrauens

Ein gleichberechtigtes Zusammenleben der Menschen ist von vielen Faktoren abhängig, die sich in der anthropologischen Philosophie als areté, Tugend, zeigt. Aristoteles unterscheidet dabei zwischen den dianoetischen und ethischen Tugenden, die sich zum einen in der selbstverständlichen Fähigkeit des Menschen darstellen, seinen Verstand zu benutzen, und zum anderen als Charaktereigenschaften äußern. Um Führungsqualitäten zu erreichen, bedarf es als einer der Grundvoraussetzungen des Vertrauens als ethische und moralische Haltung, Damit Vertrauen mehr sein kann als die Abwesenheit von Misstrauen, bedarf es eines Sozialverhaltens, das auf den Grundlagen des Logos wie des Pathos (Aristoteles) beruht. Niklas Luhmann etwa geht davon aus, dass Vertrauen ein elementarer Tatbestand des sozialen Lebens ist. Und in den Sprichwörtern wird die Bedeutsamkeit, Vertrauen zu entwickeln, in vielfältigen Ausdrücken deutlich: „Vertrauen ist das Gefühl, einem Menschen sogar dann glauben zu können, wenn man weiß, dass man an seiner Stelle lügen würde" (Henry Louis Mencken), "Vertrauen ist Mut, und Treue ist Kraft" (Marie von Ebner-Eschenbach), bis hin zur einschränkenden Habacht: "Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser", was angeblich von Lenin gesagt wurde. Bereits damit wird deutlich, dass Vertrauen nicht nur des eigenen Willens und der Fähigkeit bedarf, human zu leben, sondern vor allem auch bedingt ist durch die Bereitschaft des Gegenübers, Vertrauen entgegen zu nehmen und zu geben. „Vertrauen ist ein Phänomen, das… Komplexität reduzieren kann und Kooperation erleichtert oder überhaupt erst möglich macht“ – diese Lesart steckt in den Gewissheiten, mit denen wir eine vertrauensvolle Einstellung verbinden und einfordern für alle individuellen, lokalen und globalen Lebensbedingungen der Menschen auf der Erde. Dass freilich diese Erwartungen sich nur schwer realisieren lassen, ist eine Binsenweisheit, die die Menschheitsgeschichte durchzieht und immer wieder auch in Frage stellt. Die Tugend, Vertrauen zu haben und zu geben, lässt sich weder verordnen; sie liegt nicht in den Genen und kommt nicht zufällig daher. Sie ist auch nicht selbstverständlich, „sondern selbst Gegenstand eines Vertrauens…, das unterstellt wird, wenn mit anderen vertrauensvoll interagiert werden soll“ [6].

Kommunikationsfähigkeit und –chance

Identitätsbildungen und Manifestationen en in der Zeit der medienvermittelten Transkulturalität stellen eine neue Herausforderung für menschliches Führen dar. In der sich immer interdependenter, entgrenzender und unübersichtlicher entwickelnden (Einen?) Welt werden ethno-kulturelle Identitäten in der globalisierten, transkulturellen Kommunikation obsolet. Weil sie aber nicht verschwinden, sondern sich im aktuellen Medienwandel als subkulturelle, differenzierte und konfliktreiche, lebensweltliche Phänomene entwickeln und (ver-)formen, kommt es darauf an, Kommunikationsprozesse zu betrachten, die „über verschiedene Kulturen hinweg“ erfolgen, sich als „über verschiedene traditionale Kulturen hinweg differenzstiftend“ darstellen und als transkulturelle Kommunikation bezeichnet werden. Die in den Kulturwissenschaften und in der Kultursoziologie diskutierten Veränderungsprozesse, die kulturelle Identitäten, interkulturelle und globale Weltbilder und  transkulturelle Deutungsmuster in den Blick nehmen, sind gekennzeichnet von dem Perspektivenwechsel, „das Soziale ... nicht mehr von den Strukturen, dem bloß Diskursiven oder den Individuen ..., sondern von den diese beiden Pole vermittelnden sozialen Praktiken her“ zu begreifen. Die Fragen, wie Menschen sich Medien aneignen und was Medien mit Menschen machen, bedürfen der kritischen Betrachtung, wie in der Vergangenheit Medien genutzt wurden, und heute mit dem medialen Quantensprung heute genutzt werden. Dabei zeigen sich Unterschiede; während beim „linearen Kommunikationsmodell“ Informationen erst einmal „rezipiert“ werden, bevor sie „verarbeitet“ werden, zielen heute „Praktiken der Medienaneignung auf den ‚Einbau‘ von Medien als Inhalte und Technologien in die alltagsweltliche Lebenspraxis“. Die dadurch entstehenden Forderungen wie „Selbst- und Mitbestimmung“, „Bürgerschaft“, „Öffentlichkeit“, „Transparenz“ und  andere Bedeutungswerte müssen einbezogen werden in die Betrachtung, wie Kommunikation verläuft und verhindert wird [7].

„Ohne Selbstbestimmung – individuell wie kollektiv – ist gutes Leben nicht organisierbar“

Das Streben des Menschen nach Mehr(Wert) als dem für seine physische Existenz Erforderliche, hat Zivilisationen zu allen Zeiten veranlasst, Werte zu entwickeln, die sich als kulturelle und zivilisatorische Errungenschaften in die Menschheitsgeschichte eingeschrieben und Initiativen hervorgebracht haben, sie als „Erbe der Menschheit“ zu bewahren, wie auch als Kulturkritik fragwürdig zu machen. Nach der aristotelischen Philosophie beschränkt sich ein gutes Leben nicht auf das Notwendige, sondern umschließt das eine, alles umfassende Gut und Ziel menschlichen Daseins. Dass es in den Wirklichkeiten und machtvollen Verhältnissen zwischen Menschen dabei positive wie negative Dynamiken gibt, stellt sich eher als Dichotomie denn eine Bestandsaufnahme dar. Der Philosoph Hermann Lübbe bilanziert die zivilisatorischen Entwicklungen bei den lokalen und globalen Daseins- und Machtkonstrukten und stellt fest, dass zwar „die Durchschnittsniveaus unserer Lebenslagen ( ) sich … nach Bildung und Gesundheit, nach Einkommen und Vermögen gehoben (haben)“; zugleich aber „sind die Unterschiede der individuell und auch gruppenspezifisch tatsächlich erreichten Niveaus größer geworden“. Mit seiner Analyse kommt er zu der philosophischen Erkenntnis, dass nicht die gesetzte, verfasste und implementierte Freiheit ungleich macht - „nicht die Freiheit als solche macht ungleich, vielmehr die faktische und partiell sogar unaufhebbare Ungleichheit in der Verteilung unserer Chancen, egalitär konstituierte Freiheit zu nutzen“ [8]

Macht und Herrschaft

Macht als legitime und notwendige Haltung, etwa in Erziehungsprozessen, und Machtmissbrauch in familiären und gesellschaftlichen Zusammenhängen, sind immer wieder Merkmale bei der Auseinandersetzung darüber, wie Menschen miteinander leben. „Hannibal ante portas“, so formulierten unsere Altvordern eine Situation, in der sie darauf hinweisen wollten, dass ein Ereignis bevorsteht, vor dem es zu warnen gilt. Dabei ist immer von einer Person oder einem Zusammenschluss die Rede, die Macht und Herrschaft beanspruchen, nicht immer zum Vorteil der Gemeinschaft, sondern als Eigennutz und vorwiegend mit ideologischer Begründung. Diese Herrschaftsansprüche gilt es direkt zu benennen und in kritischer Auseinandersetzung damit zu verändern und abzuschaffen. Karl Marx hat in seiner Ökonomie- und Gesellschaftskritik darauf hingewiesen, dass „der Verwertungsprozess des Werts ( ) einen Typus von anonymer Herrschaft hervor(bringt), deren Kennzeichen nicht in der Unterordnung des Willens einer Person unter den einer anderen besteht“, sondern der Kapitalismus als Gesellschaftsformation „eine Unterordnung der Willen und Zwecke aller Akteure unter den Akkumulationsimperativ …, der ‚Produktion um der Produktion willen‘ bedinge“. Der Wandlungsprozess in der bürgerlichen Gesellschaft vom rechtsphilosophischen hin zum politökonomischen Denken, den Marx und auch die Moderne aufgreifen, ist ja bestimmt von der „Abspaltung der Kategorie des Staatsinteresses von der Herrscherwillkür und metaphysischen Normkonstrukten“ und führt zur „Entstehung eines ‚transpersonalen Bezugspunkt[es] des Staates“. Dabei gilt es, sowohl die sichtbaren Herrschaftsausübungen an den Pranger zu stellen, als vor allem auch die „anonyme Herrschaft“ aufzudecken [9].

Der verlockende Begriff „Autonomie“

Der heftige, kontroverse, theoretische und praktische Diskurs in den Sozialwissenschaften über die Formen und Zuschreibungen zum Autonomiebegriff, und in diesem Zusammenhang zu den Modernisierungstendenzen hin zu „flachen Hierarchien“, scheint sich von den Flachgewässern und sumpfigen Gebieten bis zu den Untiefen der Existenznachschau zu vollziehen. Die Paradigmen, wie sie sich zu den Bestandsaufnahmen und Analysen über Freiheit und Gemeinschaft, Normativität und Kritik, Wahrheit und Ideologie, Recht und Subjektivität, Kapitalismuskritik und Klassenkampf und Politische Praxis Hier und Heute darstellen, verweisen ja einerseits darauf, dass mit dem traditionellen Begriff der Autonomie eher Beziehungslosigkeit und Isolation entstehen, die wiederum zu Einschränkungen bei den Ansprüchen für eine autonome Lebensführung führen, andererseits zeigt sich an der Kritik am traditionellen Autonomie-Paradigma, dass sich der Mensch durch denkendes Tun erschafft und entwickelt: Kooperation verbessert die Qualität des sozialen Lebens. Darin steckt der Gedanke: Global denken, lokal handeln. So lässt sich Gemeinschaft als ein „Prozess des In-die-Welt-Kommens vorstellen, in dem die Menschen den Wert direkter persönlicher Beziehungen und die Grenzen solcher Beziehungen herausarbeiten“, wie dies Richard Sennet mit seinem Konzept des „homo faber“ vorschlägt [10]. Autonomie als einerseits abgeschriebener, überholter, andererseits als aktuell moderner und perspektivenreicher Begriff wird im wissenschaftlichen Diskurs hoch gehandelt. Insbesondere in der Soziologie führen Fragestellungen nach der Bedeutung von Autonomie für soziale Daseinsformen und -existenzen darum, den normativen, öffentlichen Begriffsverwendungen deskriptive und analytische Beschreibungen entgegen zu setzen. Das erfolgt zum einen dadurch, Autonomie als gesellschaftlichen Wert zu definieren; zum anderen aber – und das in zunehmendem, engagiertem Maße – werden Theorie- und Praxisfragen danach gestellt, wie Autonomie konzeptionell gefasst ist und Autonomiegewinne und- verluste empirisch zu ermitteln sind [11].

Durchsichtigkeit macht nicht hellsichtig

Die Forderung nach totaler Transparenz ist, so der aus Südkorea stammende, an der Karlsruher Hochschule für Gestaltung lehrende Philosoph und Medientheoretiker Byung-Chul Han sei nicht mehr und nicht weniger als Tyrannei, die mit dem moralischen Anspruch auf Durchsichtigkeit auftritt, aber nicht hellsichtig und verstand-sichtig, sondern egoistisch und einsam macht. Es ist immer wieder notwendig, hilfreich und einsichtig, scheinbar eindeutige Begrifflichkeiten, die zu gesellschaftlichen Wirklichkeiten mutieren, gegen den Strich zu reflektieren. Das Bild vom „gläsernen Menschen“, der in der digitalisierten Welt durchleuchtet und durchschaut wird, den Ansprüchen nach Öffentlichkeit und Transparenz mehr oder weniger machtlos ausgeliefert ist, den wirklichen wie vermeintlichen ökonomischen, administrativen und sicherheitspolitischen Herausforderungen anheim fällt, die privaten Daten freiwillig wie unbewusst preisgibt und dadurch missbraucht und ausgebeutet wird, ist eine Vorstellung, die nicht im Mainstream der öffentlichen Meinung liegt. Die „Transparenzgesellschaft“ wird im gesellschaftlichen Diskurs eher als „Positivgesellschaft“ dargestellt. Der Autor hingegen fordert eine neue Aufklärung darüber, „dass es positive, produktive Sphären des menschlichen Daseins und Mitseins gibt, die der Transparenzzwang regelecht zugrunde richtet“. Der Button „Gefällt mir“, als einfache und leichte Fingerbewegung, wird zur unverbindlichen Nicht-Sage. Das Ich wird zum Ausstellungsstück und „in der ausgestellten Gesellschaft ist jedes Subjekt sein eigenes Werbe-Objekt“. In der Aufzählung der verschiedenen Formen einer Transparenzgesellschaft erläutert der Autor die Lust-, Spiel- und letztlich Denkfeindlichkeit und charakterisiert sie als „Evidenz“, – „Porno“-, „Beschleunigungs“, „Intim“- (narzisstische), „Informations“- und schließlich „Kontrollgesellschaft“, als Pro und Contra zu herrschenden, traditionellen Meinungen und Entwicklungen. Die Kennzeichnung der Transparenzgesellschaft als „digitales Panoptikum“, bei dem die Menschen „selbst an seinem Bau und an seiner Unterhaltung aktiv mitarbeiten, indem sie sich selbst zur Schau stellen und sich entblö(t)ßen“, ist schließlich die Konsequenz dafür, dass, wer sich ausleuchtet, sich der Ausbeutung und damit auch der Unfreiheit ausliefert. [12].

„Der Takt ist eine wunderbare menschliche Erfindung“

Der Ruf nach Ordnungen und Gewissheiten in der sich immer interdependenter, entgrenzender und unsicher werdenden (Einen?) Welt wird lauter. Das Bedürfnis nach Klassifizierung und Systematisierung, insbesondere in politischen, gesellschaftlichen und beruflichen Zusammenhängen, ebenfalls.  Zu wissen, wer man selbst ist und der andere, ob in der Nähe oder in der globalen Ferne, fokussiert in deutlichem Maße die Frage nach dem Leben Hier und Heute. Es ist die Frage nach dem humanen Umgang der Menschen miteinander, empathisch und friedlich, oder abweisend, aggressiv und hierarchisch. Takt, so heißt es, wird besonders dann eingefordert, wo Taktlosigkeit vorherrscht, und zwar sowohl im individuellen wie im gesellschaftlichen Umgang der Menschen, lokal und global. Weil die meisten Gesellschaften, die es auf der Erde gibt, in vermehrtem Maße nicht mehr mono-, sondern multikulturell aufgebaut sind und nur die Anerkennung der gleichberechtigten Vielfalt der Kulturen ein humanes, gerechtes, friedliches und soziales Zusammenleben der Menschen auf der Erde ermöglichen, hat der „gute Ton“, im wörtlichen und übertragenem Sinne, eine große Bedeutung für individuelles und kollektives Verhalten der Menschen. Die sich 2008 gebildete interdisziplinäre Diskussionsrunde „Psychoanalyse und Lebenskunst“ reflektiert zur Thematik „Takt und Taktlosigkeit“ philosophische, anthropologische, psychologische und pädagogische Überlegungen und diskutieren die vielfältigen individuellen und kollektiven Formen eines taktvollen Umgangs der Menschen miteinander. Takt – und der Gegenpart: Taktlosigkeit – sind Eigenschaften und Verhaltensweisen im menschlichen Umgang und in der Kommunikation, die sich mentalitäts- und zeitgemäß zwar geändert und gewandelt haben, die sich aber mit den sozialpsychologischen Aspekten der Diskretion, der Rücksichtnahme und der heute mehr denn je geforderten Perspektivenübernahme des Daseins der Menschen in (Einer) Welt auch heute als wichtige Paradigmen und Herausforderungen erweisen [13].

Prekarisierung begünstigt ausgrenzende Orientierungen

Die kapitalistischen und neoliberalen Entwicklungen, wie sie sich in Deutschland, in Europa und weltweit als Folge der lokalen und weltweiten Auswirkungen der Globalisierung vollziehen, haben das Wort geprägt: Die Reichen werden reicher und die Armen werden ärmer. Die dabei eintretende Auflösung des Solidaritätsgedankens der abhängig Beschäftigten durch eine starke Individualisierung und Resignation führt nicht nur zu einer Hierarchisierung in den Beschäftigungsverhältnissen, sondern auch zu einer weiteren Ausdifferenzierung in „Unten“ und „Ganz Unten“. Die dabei entstehenden Verschlechterungen der Möglichkeiten zur Aufrechterhaltung der Verwertungsbedingungen der Arbeitskraft, die sich klassisch durch die Zugehörigkeit und Identifizierung zur „Klasse“ und zur gewerkschaftlichen Vertretung aufhalten ließen, werden in den Zeiten von wirtschaftlichen Krisen, von (personellen) Einsparungsstrategien und Betriebsverlegungen zu Konkurrenzsituationen um den Arbeitsplatz und damit zur Bedrohung der personalen Handlungsfähigkeit. Bei den sich vollziehenden Unsicherheiten, Tendenzen und Zwängen der Anpassung, wie auch den Erfahrungen der individuellen und kollektiven Ohnmacht entwickeln sich Einstellungen von Passivität, Resignation und Fatalismus, die in verstärktem Maße dazu führen, dass abhängig und benachteiligt Beschäftigte in populistische und rechtsradikale Richtungen abdriften, weil sie (scheinbar) dort Eindrücke ihrer politischen und gesellschaftlichen Handlungsfähigkeit spüren. Der Politikwissenschaftler Thomas Lühr ist diesen Entwicklungen nachgegangen. Er kommt zu dem Ergebnis, dass sich dabei nationalistisch-ausgrenzende Orientierungen bilden, die zu einer „(Selbst-)Entmächtigung der Klasse der Lohnabhängigen“ führen und rechtspopulistischen Argumentationen Tür und Tor öffnen [14]

Distributive und kollektive Einstellungen und Verhaltensweisen

In den Diskursen zur Politischen Theorie, der Politischen Philosophie, der Sozialtheorie, der Rechtstheorie, der Soziologie, der Literatur- und Kulturwissenschaft, der Erziehungs- und Religionswissenschaften geht es immer auch um die Fragen: „Inwiefern lässt sich das Eingewobensein in soziale Bezüge in einem stärkeren Sinn als Form kollektiver Bindung verstehen? – Um welche Art von Kollektiven handelt es sich dabei? – In welchem Verhältnis stehen derartige Kollektivitätsverständnisse zu jenen, die in der feministischen Intersektionalsitätsdiskussion eine Rolle spielen? – Wenn das eine Subjekt im Vielen seiner Beziehungen aufgeht, wenn das einheitliche Selbst einer Vielzahl von Stimmen weicht, muss dann nicht in einem neuen Anlauf diese Pluralität selbst zum Untersuchungsgegenstand werden?“. Im philosophischen und gesellschaftswissenschaftlichen und -kritischen Denken wird die Spannweite zwischen distributiven, also nur in bestimmten gesellschaftlichen Situationen vorkommenden und kollektiven Einstellungen und Verhaltensweisern kontrovers diskutiert. In der abendländischen, anthropologischen Denktradition wird dieser Gedanke über die Jahrtausende hinweg immer wieder neu gewendet, interpretiert und formuliert, jedoch in seiner grundsätzlichen Bedeutung nicht angezweifelt. Weil aber die Wirklichkeiten der Herrschaftsverhältnisse, der gesellschaftlich gemachten und gewordenen Strukturen und der subjektiven Alltagspraktiken immer auch in Abhängigkeit des Subjekts von der Herrschaft von anderen Personen, Institutionen und Verhältnissen stehen, bedarf es eines Blickwechsels, der im poststrukturellem Bewusstsein wegführt von einem „Kollektivitätsverständnis im Sinne einer weitgehend homogenen Solidar- und Interessengemeinschaft“. Bei den individuellen und gesellschaftlichen Wandlungs- und Veränderungsprozessen kommt es entscheidend darauf an, wie wir mit den lokalen und globalen Vielfalten, den Bevorzugungen und Benachteiligungen, Machtverhältnissen und machtlosen Existenzen umgehen [15].

Das Unbewusste wird durch das Bewusstsein erzeugt

“Es gibt keine mentalen Prozesse ohne Realitätsbezug und ohne Vergewisserung der Wirklichkeit, genauso wie es keine Realitätswahrnehmung ohne Bewusstsein gibt“, das ist eine Erkenntnis, die sich bei dem vielfältigen Suchen nach den Ursachen, Zuständen und Wirkungen von bewusstem und unbewusstem Handeln von Menschen in den verschiedenen Lebenssituationen herausbildet. Die Forschungen über die menschliche Psyche, besonders wenn es sich um psychoanalytische und -therapeutische Fragestellungen handelt, sind in Bewegung geraten, seit die klassischen Theorien und Therapien Konkurrenz und Kongruenz erhalten. Mit den Begriffsfeldern „explizit – implizit“ kommt zum Ausdruck, dass sich Bewusstsein entweder im bewussten Gedächtnis und Tun artikuliert, oder/und als nichtbewusstes Gedächtnis darstellt. Es ist die immerwährende, ratifizierte oder kontroverse Diskussion darüber, welche positiven oder negativen Wirkungen bei „normalen“ und psychotherapeutischen Prozessen ablaufen, gelingen oder verhindert werden. Der Psychoanalytiker Helmut Junker erkennt in der Kompetenz der Verschriftlichung eine tragende Säule für gelingendes, faires und gleichberechtigtes. Miteinanders und plädiert dafür, „Toleranz gegenüber dem schwer verfügbaren Grund, dem Nichtverstehbaren im eigenen und im fremden Selbst“ zu üben und Hindernisse, Gefahren und Missachtungen nicht „wortlos“ zu umgehen, sondern die „Sicherheit des Selbst“ im Dialog mit Kolleginnen und Kollegen zu überprüfen, sich mit seinen Erfahrungen, Fragen und Problemstellungen auf eine Intervision einzulassen und die fachliche und wissenschaftliche Auseinandersetzung durch Schriftlichkeit zu ergänzen; denn „gegenüber der Mündlichkeit unter Anwesenden … bietet die Schriftlichkeit eine eigene Chance: Der Ablauf der Zeit wird unterbrochen, wird angehalten, die Gedanken werden so lange ausgemessen, bis sie sich der beabsichtigten Aussage annähern“ [16].

Selbstachtung ist die Kunst des aufrechten Gangs

Alle Philosophen haben zu allen Zeiten das „Selbst“ als einen Wert an sich definiert. Seit der Frage Platons, was etwas in Wahrheit und Wirklichkeit ist (tí poté estín), wird die Suche nach der eigenen Identität und dem Sosein des Menschen in immer neuen Variationen und Denkkonstrukten bedacht und benannt. Selbstachtung hat also etwas zu tun mit dem individuellen Selbst- und Lebenswert und den kulturellen Identitäten der Menschen insgesamt, und dem Selbstbewusstsein, das stetig und mühsam entwickelt, erarbeitet und verteidigt werden muss. Die Wahrnehmung des eigenen Selbstwertgefühls allerdings kann nicht gelingen, wenn die Selbstachtung unabdingbar und konstitutiv verbunden ist mit Empathie, der Fähigkeit nämlich, den Selbstwert nicht ohne den Mitwert des Anderen zu denken und zu leben. Es ist angezeigt, sich der philosophischen und anthropologischen Bedeutung des Menschenwerts „Achtung“ bewusst zu werden und zu fragen, wie Selbstachtung von verwandten Begriffen unterschieden werden kann, wie sich die Eigenschaft in der menschlichen Natur ausprägt und sich rechtlich und moralisch darstellt, und welche Maßnahmen zu ergreifen sind, wenn sich die Fähigkeit zur Selbstachtung durch negative Entwicklungen entweder nicht entfalten kann, oder ge- und zerstört wird. Am besten beginnt man dabei mit den individuellen, alltäglichen Erfahrungen, und greift aus auf die lokalen und globalen gesellschaftlichen und politischen Bedingungen in der Welt. Weil der grundsätzlich selbstverständlich erscheinende kategorische Imperativ – dass, wie es im Volksmund heißt, was du nicht willst, dass man dir tu´, das füg´ auch keinen andern zu – nicht selbstverständlich ist, sondern in der Familie, Schule, Beruf und Alltagsleben erworben werden muss, bedarf es der Bildung zur Selbstachtung. Das Bild vom aufrechten Gang [17] ist ein gutes und passendes Zeichen für die Bedeutung, die Selbstachtung im individuellen und kollektiven Leben der Menschen hat [18].

Ist alles käuflich?

Natürlich, werden die einen aus Überzeugung und Erfahrung sagen; und die anderen werden genau so vehement verneinen und darauf verweisen, dass Menschen für ein gutes, zufriedenstellendes und gelingendes Leben mehr benötige als den schnöden Mammon! Die Zyniker, wie auch diejenigen, die im homo oeconomicus das naturgegebene und selbstverständlich materialistisch denkende und handelnde Lebewesen sehen, werden antworten: „Geld ist nicht wichtig, wenn man genug davon hat!“. Die Erzählung von der „Kehrseite der Münze“ (Lucien Gillard), als Wertbestimmung wie als Mittel zur Ausbeutung des Menschen, bestimmt seitdem das Bewusstsein der Menschen beim Umgang mit Geld und Kapital. Immerhin: Bei den Nachdenklichen entwickelt sich eine Ahnung, dass die Menschheit so, wie sie derzeit lebt, nicht weiter existieren kann. Die Frage – „Darf der Mensch alles machen, was er kann oder zu können glaubt?“ – steht im Raum. Und es gibt Aufforderungen, über den gesellschaftlichen Wert der Gemeingüter anders als ökonomisch und materiell nachzudenken; etwa wenn die Nobelpreisträgerin für Wirtschaftswissenschaften (2009), Elinor Ostrom, nicht nur behauptet, sondern auch nachweist, dass „mehr wird, wenn wir teilen“. Der politische Philosoph von der Harvard-Universität, Michael J. Sandel, warnt davor, dass sich unsere (Eine?) Welt von einer Marktwirtschaft in eine Marktgesellschaft entwickelt, in der die Logik des Kaufens und Verkaufens nicht mehr nur für materielle Güter gilt, sondern sich auch zunehmend auf Lebensgrundlagen überträgt, die nicht „markt“fähig sind und sein dürfen. Er zeigt exemplarisch Beispiele auf und hebt warnend den Zeigefinger, dass wir der allgegenwärtigen Marktmacht, die das Leben der Menschen eingrenzt auf Konsumieren und Haben, erkennen und dem Markt die Grenzen weisen sollten. Dabei stellt die Moral, die menschliches Dasein individuell und gemeinschaftlich bestimmt, einen Maßstab für eine Habachtstellung, wie für Widerstand dar [19].

Demokrat werden / Demokrat  sein

Ein Schlüsselbegriff für die Herausforderung, demokratisch, also human zu denken und zu handeln, stellt ohne Zweifel das Bewusstsein und die  Kompetenz dar, das Leben partizipatorisch zu gestalten. Wir sind bei der Frage gelandet, welche Aufgaben und Möglichkeiten Demokraten haben, Demokraten zu sein. Es ist weder der Ohne-Mich-Standpunkt, noch eine heilsbringende Erwartung, die dazu erforderlich sind, sondern Politische Bildung, wie sie etwa in der „Demokratiepädagogik“ propagiert wird [20]. In einer Befragung von Lehrerinnen und Lehrern, die an sachsen-anhaltinischen Schulen Politik unterrichten, wurde 2008 ermittelt, dass nur jede sechste Lehrkraft in ihrem Fach- und Lehrbewusstsein „unter politischer Bildung auch die Anregung zu politischer Beteiligung und Partizipation verstehen“. Wenn diese Bestandsaufnahme exemplarisch für den Lehr-Zustand in der schulischen politischen und demokratischen Bildung sein solle, ist ein Perspektivenwechsel dringend erforderlich, hin zu einer partizipatorischen, zivilgesellschaftlichen Bewusstheit, nicht nur der Lehrenden sondern auch der schulisch und lebenslang Lernenden. Die Akademie für politische und soziale Bildung „Haus am Maiberg“ in Heppenheim / Bergstraße hat sich in einer Tagung 2010 der Thematik gewidmet. Der Direktor der Akademie, Benedikt Widmaier und der Politikdidaktiker der Goethe-Universität Frankfurt/M., Frank Nonnenmacher legen den Tagungsband vor. Sie wollen mit den Beiträgen auf den „offensichtlichen Partizipationsstau“ aufmerksam machen, der allenthalben im gesellschaftlichen Leben in der Bundesrepublik erkennbar ist, wonach politische Partizipation und Engagement immer weniger gesamtgesellschaftlich, sondern eher als „single-issue-politics“ wirksam wird. Sie plädieren dafür, in der schulischen und außerschulischen Politischen Bildung „viel stärker auf die Schaffung realer Erfahrungsräume für Partizipation und Selbstwirksamkeit“ zu achten, denn  „der wissende, kritische, aufgeklärte und urteilsfähige Bürger ist bereit und fähig zu handeln und Verantwortung zu übernehmen“ [21].

Fazit

Führungskräfte, die in Führungsakademien aus- und fortgebildet werden, finden wir in allen Lebensbereichen. Ihre Motive, in Leitungsfunktionen tätig zu sein, als Büro-, Bau-, Schul-, Verlags-, Filial-, Versammlungs-, Diskussions-, ExpeditionsleiterIn..., sind so vielfältig wie die Funktionen, und sie haben ihre Ursachen in den zahlreichen, unterschiedlichen Antrieben und Anforderungen, die das individuelle und gesellschaftliche Leben bilden und bestimmen: Ehrgeiz, Anreiz, Herausforderung,. Pflicht, Bestimmung, Verantwortung, Versuchung, usw. Die Begriffe, die beim Führungsmanagement und bei der Ausbildung benutzt werden, verdeutlichen die Spannweite der Herausforderungen: Da wird vom „Dschungelbuch der Führung“ gesprochen [22], und es werden Ratschläge für ein kluges Leadership gegeben [23]; in den verschiedenen Wissenschafts-, Wissens- und Praxisbereichen wird die Frage diskutiert, wie eine gelingende Kommunikation auf der Grundlage einer demokratischen Lebensführung und Lebenskunst möglich werden kann [24]. Mit den ausgewählten, wissenschaftlichen  Literaturhinweisen sollen „Vorgesetzte“ und „Untergebene“ ermutigt werden, über die verschiedenen gesellschaftlichen Führungsherausforderungen nachzudenken, damit die Leitung von Aufgaben nicht zu Leidenswegen für alle Beteiligten werden!

[1] Jos Schnurer, Individuum und Gesellschaft, 23.09.2015, https://www.sozial.de/ (Schnurers Beiträge)

[2] Oskar Negt, Der politische Mensch. Demokratie als Lebensform, 2010, zur Rezension

[3] Thomas Goll, Hrsg., Bildung für die Demokratie. Beiträge von Politikunterricht und Demokratiepädagogik, 2011, zur Rezension

[4] Steffen Mau / Nadine Schöneck, Hrsg., (Un-)Gerechte (Un-)Gleichheiten, 2015, zur Rezension; sowie: Mariana Mazzucato, Das Kapital des Staates, 2014, zur Rezension

[5] Serge Embacher, Baustelle Demokratie. Die Bürgergesellschaft revolutioniert unser Land, 2012, zur Rezension; sowie: Frank Schirrmacher, Ego. Das Spiel des Lebens, 2013,

[6] Martin Hartmann, Die Praxis des Vertrauens, 2011, zur Rezension

[7] Andreas Hepp, Transkulturelle Kommunikation, 2014, zur Rezension; sowie: Richard Heinzmann / Peter Antes / Martin Thurner / Mualla Selcuk / Halis Albayrak, Hrsg., Lexikon des Dialogs. Grundbegriffe aus Christentum und Islam, 2013, zur Rezension

[8] Hermann Lübbe, Zivilisationsdynamik. Ernüchterter Fortschritt politisch und kulturell, 2014, zur Rezension

[9] Ingo Elbe / Sven Ellmers / Jan Eufinger, Hrsg., Anonyme Herrschaft. Zur Struktur moderner Machtverhältnisse, 2012, zur Rezension; sowie: Hans Jürgen Krysmanski, Hirten & Wölfe. Wie Geld- und Machteliten sich die Welt aneignen oder: Einladung zum Power Structure Research, 2014, zur Rezension; Jeremy Rifkin, Die dritte industrielle Revolution. Die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter, 201, zur Rezension

[10] Richard Sennet, Zusammenarbeit. Was unsere Gesellschaft zusammenhält, 2012, zur Rezension

[11] Martina Franzen / Alena Jung / David Kaldewey / Jasper Korte, Hrsg., Autonomie revisited. Beiträge zu einem umstrittenen Grundbegriff in Wissenschaft, Kunst und Politik, 2014, zur Rezension

[12] Byung-Chul Han, Transparenzgesellschaft, 2012, zur Rezension

[13] Günter Gödde, Takt und Taktlosigkeit. Über Ordnungen und Unordnungen in Kunst, Kultur und Therapie,.2011, zur Rezension

[14] Thomas Lühr, Prekarisierung und ›Rechtspopulismus‹. Lohnarbeit und Klassensubjektivität in der Krise, 2011, zur Rezension

[15] Gabriele Jähnert, Hrsg., Kollektivität nach der Subjektkritik. Geschlechtertheoretische Positionierungen, 2013, zur Rezension

[16] Helmut Junker, Intersubjektivität und implizites Gedächtnis. Reflexionen veränderter therapeutischer Praxis, 2013, zur Rezension

[17] Kurt Bayertz, Der aufrechte Gang. Eine Geschichte des anthropologischen Denkens, 2013, zur Rezension

[18] Franz Josef Wetz, Rebellion der Selbstachtung. Gegen Demütigung, 2014, zur Rezension

[19] Michael J. Sandel,  Was man für Geld nicht kaufen kann. Die moralischen Grenzen des Marktes., 2012, zur Rezension

[20] Wolfgang Beutel / Peter Fauser, Demokratiepädagogik. Lernen für die Zivilgesellschaft, 2006, in: zur Rezension; sowie: Hans Berkessel / Wolfgang Beutel / Hannelore Faulstich / Wieland, Hermann Veith,  Hrsg., Jahrbuch Demokratiepädagogik 2015/2016. Demokratiepädagogik und Rechtsextremismus, 2013, zur Rezension

[21] Benedikt Widmaier / Frank Nonnenmacher, Hrsg., Partizipation als Bildungsziel. Politische Aktion in der politischen Bildung, 2011, zur Rezension; siehe auch: Paul Willis, Spaß am Widerstand. Learning to Labour, 2011, zur Rezension

[22] Ruth Seliger, Das Dschungelbuch der Führung. Ein Navitationssystem für Führungskräfte, Carl-Auer-Verlag, Heidelberg 2014, 214 S.

[23] Rolf Arnold, Wie man führt, ohne zu dominieren, a.a.o., 2015, 158 S.

[24] Bernhard Pörksen / Friedemann Schulz von Thun, Kommunikation als Lebenskunst, a.a.o., 2014, 217 S.