Kinderschutz nicht als reinen Kostenfaktor betrachten.

„Die aktuelle Statistik spiegelt auf drastische Weise wieder, dass sich viele familiäre Strukturen unter einer Dauerbelastung befinden“, kommentiert der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler die heute veröffentlichten Zahlen des Statischen Bundesamtes für vorläufige Schutzmaßnahmen durch das Jugendamt. Demnach wurde 2012 ein neuer Rekordstand erreicht: Für über 40.000 Kinder und Jugendliche musste das Jugendamt zumindest übergangsweise die Obhut übernehmen. Nicht  einmal jedes zweite Kind (39 Prozent) konnte danach zu seinen Eltern zurück. „Mehr Inobhutnahmen bedeuten mehr Kosten. Doch Jugendhilfe muss zuerst die Menschen im Blick haben und darf nicht auf die Finanzen fixiert sein. Hilfe und Unterstützung für Eltern und Kinder darf nicht nach marktwirtschaftlichen Prinzipien organisiert werden.“ Dass die Zahl der Inobhutnahmen seit Jahren kontinuierlich steigt, weist aber nicht nur auf eine Überforderung von Eltern hin, sondern zeigt, dass auch die Hilfestrukturen dringend verstärkt werden müssten. In der Realität ist das Gegenteil der Fall. So geht parallel mit den steigenden Zahlen der Inobhutnahmen der Abbau in den Jugendämtern vonstatten. „Für einen besseren Schutz von Kindern muss die Jugendhilfe besonders in den Jugendämtern personell besser ausgestattet werden, um verstärkt präventiv und planvoll handeln zu können“, fordert Stadler. Häufig seien die Jugendämter überlastet und könnten deshalb ihre Gesamtverantwortung nicht stemmen. Die AWO fordert immer wieder den Ausbau der professionellen Hilfe. „Freie Träger haben bei Eltern einen Vertrauensvorschuss und können – so es sie gibt – oft frühzeitiger als die Jugendämter, durch Beratung und Unterstützung helfen“, betont Stadler. Statt reguläre Hilfen zur Erziehung der freien Träger auszubauen, würden aber von der öffentlichen Hand Eingriffsmaßnahmen und sehr teure Intensivtäter-Projekte finanziert. „Eltern bzw. die Sorgeberechtigten benötigen mehr Präventions- oder Regelangebote von hoher Qualität. Das fängt bei einer verbesserten Kindertagesbetreuung an und geht bis zu einer guten Zusammenarbeit von Jugendhilfe mit Schule, “ erklärt der AWO Bundesvorsitzende und ergänzt: „Es darf nicht immer ums Sparen gehen. Das Kindeswohl muss vorrangig sein.“

Quelle: Pressemeldung des AWO Bundesverbandes e.V. vom 07.08.2013
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