Kafferunde
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ISEF- Treffen

01.08.2024

Das Institut, bei dem ich meine IseF- Ausbildung (Insofern erfahrene Fachkraft Kinderschutz) gemacht habe, veranstaltet zweimal im Jahr ein Treffen für alle IseFe, die am Austausch interessiert sind. Es gibt jedes Mal ein Schwerpunktthema mit Impulsvorträgen, Fallbesprechungen in Kleingruppen und Pausen für informelle Gespräche.

Diesmal ging es um die Rückmeldepflicht des Jugendamtes nach einer Kinderschutzmeldung. Ich dachte, das betrifft die SPFH ja nun eher nicht, aber für mich war es die erste Möglichkeit zur Teilnahme, und ich war auch einfach neugierig auf die Menschen, die sich da begegnen.

Ich hatte einen vollbesetzten Seminarsaal erwartet und war überrascht, als ich den R 122 betrat. Es waren fünf Tischgruppen mit jeweils sechs Plätzen hergerichtet. Ein Tisch war noch komplett leer, die meisten zur Hälfte besetzt, und da winkte mir auch schon jemand zu. Ich erkannte einige meiner Ausbildungskolleg:innen und steuerte auf den Tisch vorne links zu, Mira und Efe waren eifrig im Gespräch, ich nahm Platz noch während der kurzen Begrüßung und mischte mich gleichzeitig in das Gespräch ein. Es ging um Mira, die sich inzwischen selbständig gemacht hatte, allerdings nicht als ISEF, sondern als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie unzufrieden sie in unserer Fortbildungszeit war. Bei jeder Gelegenheit schimpfte sie über die Arbeitsbedingungen in der Beratungsstelle, in der sie angestellt war, und dass sie als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin zum Gehalt einer Sozialarbeiterin arbeiteten musste. Wow, sehr mutig, finde ich, und der Schritt in die Selbständigkeit scheint sich zu lohnen. Mira macht jetzt einen wirklich glücklichen Eindruck, in der Ausbildung war sie meist mürrisch. Ich ließ mir gleich ihre Visitenkarte geben, denn wir suchen immer wieder Therapieplätze für unsere Klient*innen, und sie kann über Krankenkasse und über KJHG abrechnen. Efe hat sich auch beruflich verändert, er ist nun in einem anderen Bereich des Jugendamtes tätig und arbeitet nicht mehr in der Abteilung für Geflüchtete, sondern in der Adoptionsvermittlung.

Ich hatte mich auf Rosa und Bernd gefreut, mit denen ich meine Abschlusspräsentation gemacht hatte, sie standen auf der Teilnehmendenliste, aber leider kamen sie nicht. In der Pause sprach mich eine Frau an. Als sie ihren Namen nannte, erinnerte ich mich. Wir waren – vor Corona – beim selben Träger angestellt. Inzwischen hat sie sich nicht nur äußerlich verändert, sie ist nun schon seit zwei Jahren Referentin für Kinderschutz bei einer deutschlandweit aktiven Organisation. Und beim Mittagessen saß ich am Tisch mit einer Kollegin und einem Kollegen, die ich auf meinen Bewerbungstouren der letzten Jahre getroffen hatte. Viel Begegnung, viele freudige Wiedersehen, aber leider nur ein Kollege aus den ambulanten Hilfen zur Erziehung, und der war ziemlich reserviert.

Die Fallberatung, an der ich teilnahm, war höchst spannend. Es ging um sexuelle Übergriffe in einem Haus mit Kinder- und Jugendwohngruppen. Wir konnten Risikofaktoren, die sich aus dem Konzept und der Organisationsstruktur des Trägers ergaben, herausarbeiten und feststellen, wie sich die hohe Fachkräftefluktuation auch auf den Kinder- und Jugendschutz auswirkt. Wie gut, dass die IseF konstant war. Sie war mehrmals von verschiedenen Fachkräften zur Beratung angefragt worden und konnte erkennen, dass es sich bei den beobachteten Vorkommnissen nicht um Einzelfälle, sondern um zusammenhängende Übergriffe handelte, in die mehrere Kinder- und Jugendliche verstrickt gewesen sind. Auf unsere Anregung hin wird nun das Thema des nächsten IseF-Treffens der institutionelle Kinderschutz sein. Da fühle ich mich sehr angesprochen, denn das ist auch mein nächstes Arbeitsthema bei Arian.

Bei meinem anderen Träger steht die Verabschiedung von Daniel an. Er wird ja nun volljährig, und die SPFH wird beendet. Eine neue Hilfe soll ich im Co-team übernehmen. Da geht es um eine junge Mutter, die erneut schwanger ist und in einer Notunterkunft lebt. Ich bin neugierig, vor allem auch weil ich meine Co in spe noch nicht kenne. Sie ist Familientherapeutin.

Ihre Katja Änderlich*


*Pseudonym der Autorin