Mehrere Personen besprechen gemeinsam Aufgaben
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Ich werde jetzt IseF

Ich habe mich für die Fortbildung zur IseF angemeldet. IseF ist die Abkürzung für Insofern erfahrene Fachkraft. Damit kann niemand etwas anfangen. Wenn ich privat davon erzähle, werde ich nur gefragt: Hääh, insofern erfahren? Inwiefern erfahren? Deshalb sage ich jetzt immer, dass ich die Ausbildung zur Kinderschutzberaterin mache oder zur Fachberaterin im Kinderschutz.

Ich bin ja sowieso schon erfahren, kenne verschiedene Fragebögen zur Gefährdungseinschätzung und habe ja auch in Kinderschutzfällen gearbeitet. Ich denke, dass ich viel weiß und eigentlich nur noch das Zertifikat brauche. Wir haben allerdings nie eine „Meldung“ gemacht, wenn wir in laufenden Hilfen auf neue Risikofaktoren aufmerksam wurden oder eine tatsächliche Kindeswohlgefährdung festgestellt haben. Wir haben das dann immer in der Familie angesprochen und auch gesagt, dass wir uns mit dem Jugendamt beraten oder das Jugendamt informieren, weil die ja vielleicht noch andere Hilfen anbieten können oder um unseren SPFH-Hilfeplan anzupassen. Ich finde, „eine Meldung machen“, klingt irgendwie nach „petzen“ oder wie „eine Anzeige machen“, das hört sich anklagend an und wir sind ja nicht bei der Polizei oder beim Gericht. Und es geht darum, die Kindeswohlgefährdung abzustellen und nicht darum, die Eltern zu verurteilen oder kleinzumachen.

Die Infoveranstaltung war interessant, methodisch abwechslungsreich und ich habe eine Mitarbeiterin des Jugendamtes wiedergesehen, aus dem Bezirk, in dem ich früher einmal gearbeitet habe. Sie ist nun auch gerade bei der Umorientierung. Überhaupt, das war ja das spannendste, dass hier Fachkräfte aus ganz unterschiedlichen Einrichtungen zusammentreffen. Da ist sogar eine Familienhebamme dabei, der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst, das Jugendamt, die Schulsozialarbeit, die Drogenhilfe, die offene, die ambulante und die stationäre Kinder- und Jugendhilfe sind vertreten und die Familienberatung.

Die anderen finden die Bezeichnung Isef genauso merkwürdig wie ich. Es gibt wohl auch noch Unterschiede zwischen der Kinderschutzfachkraft eines Trägers und der Isef, die für die Einschätzung zur Kindeswohlgefährdung hinzugezogen wird. Da blicke ich auch noch nicht durch und ich möchte das gern herausfinden.

Im Vorbereitungstreffen wurden wir auch darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, die Konditionen für unsere späteren Aufgaben zu klären. Denn alle Einrichtungen, die mit Kindern arbeiten, sollen den Kinderschutz berücksichtigen, aber wo das Geld herkommen soll für die Isefs bleibt der Kreativität der Einrichtung überlassen. Und auch was die Finanzierung der Weiterbildung angeht, gibt es bei einigen noch Unklarheiten. Die meisten sagten, dass sie freigestellt werden und die Weiterbildung als Arbeitszeit bezahlt wird. Bei mir ist das noch unklar. Ich habe erstmal Bildungsurlaub beantragt und für den Rest wird sich auch eine Lösung finden. Das hoffe ich zumindest. Bei meinem neuen Träger gibt es bereits eine IseF. Sie findet das gut, wenn ich die zweite werde, denn sie möchte ihren Tätigkeitsschwerpunkt verlagern und würde ihr Kinderschutzbüro gern mit mir teilen.

Ilkay, mein Lieblingskollege aus dem Träger, bei dem ich vorher gearbeitet habe, findet das auch gut, wenn ich mich im Kinderschutz fortbilde. Er hat sich für eine traumapädagogische Weiterbildung entschieden und die Kosten werden von der Arbeitgeberin übernommen. Dafür soll er sich 2 Jahre an den Träger binden. Also zu meinem neuen Träger will er leider nicht wechseln. Naja, egal was wird, ich bin ganz froh, dass wir noch Kontakt haben und dass ich als Ehemalige auch zum Sommerfest eingeladen wurde.

 

Ihre Katja Änderlich