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Holocaust-Gedenktag: Wachsam bleiben!

Am gestern begangenen Holocaust-Gedenktag wurde den Millionen Opfern der NS-Verbrechen gedacht. Einhelliger Tenor: Antisemitismus, Antiziganismus und eine Rückkehr zu homophoben und menschenverachtenden Denkstrukturen sind leider wieder Alltag geworden - nicht nur im Netz.

Vergangene Woche veröffentlichte die EU-Komission erschreckende Zahlen: 66% der Deutschen sind der Ansicht, dass Antisemitismus immer noch (oder wieder) ein wachsendes Problem darstelle. 6 von 10 Befragten gaben an, das Problem habe in den letzten Jahren zugenommen. Eindrücklich bestätigt wird dies durch die jüdischen Mitbürger*innen selbst: Bei einer von der EU in Auftrag gegebenen Befragung erklärten 90% von ihnen, dass antisemitische Haltungen spürbar zugenommen hätten.

Auch der Zentralrat deutscher Sinti und Roma hatte im Dezember auf eine Studie aufmerksam gemacht, in der gemeinsam mit jugendschutz.net Kommentare und Posts im Internet analysiert wurden. Ergebnis leider auch hier: In allen großen Netzwerken werden Sinti und Roma z.T. auf das Schlimmste beleidigt und diskriminiert. Der Zentralrat sieht es als eine Aufgabe der Unabhängigen Expertenkommission Antiziganismus, die Anfang 2019 im Auftrag der Bundesregierung ihre Arbeit aufgenommen hat, sich auch mit dem Antiziganismus im Netz tiefergehend zu befassen und Handlungsempfehlungen an Politik und Gesellschaft zu erarbeiten. 

Die Bundesvorsitzende der Lebenshilfe, Ulla Schmidt, äußerte sich ebenfalls anlässlich des Gedenktags: "Gerade heute – in einer Zeit, in der die Verbrechen der Nazis vom Fraktionsvorsitzenden der AfD Gauland als ‚Vogelschiss‘ verharmlost werden – ist es besonders wichtig, an die kranken und behinderten Menschen zu erinnern, die damals zu Hunderttausenden ermordet wurden. Sie galten als ‚Ballastexistenzen‘, als ‚Volksschädlinge‘ und wurden als ‚lebensunwert‘ systematisch aussortiert.“ Für Schmidt ist daher klar, dass Inklusion der wirksamste Schutz gegen Ausgrenzung und Diskriminierung sei.

Ein besonderes Anliegen setzte der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) auf dei Tagesordnung, nämlich die Aufforderung an Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, sein Veto gegen eine Gedenkstunde für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus im Januar 2021 zu überdenken. Gerade in Zeiten, in denen populistische und reaktionäre Kräfte an Zulauf gewännen, sei ein klares Signal an die Öffentlichkeit wichtig. Dies gelte vor allem auch mit Blick auf die noch heute in zahlreichen Ländern festzustellenden Akte der Gewalt und Diskriminierung gegen Schwule und Lesben.


Quelle: Pressemitteilungen der Lebenshilfe, des LSVD, des Deutschen Präventionstags; Homepage des Zentralrats der deutschen Sinti und Roma