Gute Kitas aus Kindersicht erforscht

Was macht eine Kita für Kinder zu einer guten Kita? / Um das herauszufinden, hat das Berliner Institut für Demokratische Entwicklung und Soziale Integration Vier- bis Sechsjährige befragt. Ergebnisse zeigen, dass Kita-Kinder intuitiv sehr genau wissen, was sie für ein gutes Aufwachsen brauchen. Die Erwachsenen in den Einrichtungen sollten sie deshalb direkt an Entscheidungen beteiligen, statt stellvertretend für sie zu sprechen. Das ist ein zentrales Ergebnis der Studie „Kita-Qualität aus Kindersicht".

Im Rahmen des ungewöhnlichen Forschungsprojekts hat ein Team des Berliner Instituts für Demokratische Entwicklung und Soziale Integration (DESI) im Auftrag des Bundesprogramms Qualität vor Ort zwischen Juni 2016 und April 2017 Kindertageseinrichtungen in Deutschland bereist. Während der jeweils zweitägigen Forschungsaufenthalte in sechs ausgewählten Kitas haben rund 80 Vier- bis Sechsjährige den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gezeigt, was sie an ihrer Einrichtung besonders mögen. Die Auswertung der von den Kindern durchgeführten Kita-Führungen, der Gruppendiskussionen, Beobachtungsprotokolle, Videoaufnahmen und Mal-Interviews zeigt:

Kinder brauchen den sicheren Rahmen, der durch gemeinschaftsfördernde Rituale, verständliche Regeln und wiederkehrende Abläufe entsteht. Sie wünschen sich innerhalb dieser Strukturen aber auch „nicht-pädagogisierte" Freiräume: Wichtig sind den Kindern zum Beispiel Geheimverstecke, in denen sie ungestört mit Gleichaltrigen spielen und ihren Interessen ohne Zeitdruck nachgehen können.

Besonders wichtig ist es für die Kinder, ihren Kita-Alltag mitbestimmen zu können: Etwas nicht essen zu müssen, beim gemeinsamen Singen nur zuhören zu dürfen oder frei zu entscheiden, wann gespielt, ausgeruht oder gegessen wird, ist für sie von besonderem Wert. Gleichzeitig schätzen die Kinder auch Regeln, die für sie verständlich sind und am besten auch mit ihnen zusammen aufgestellt werden. Dosierte Ausnahmen von solchen Richtlinien gehören aber zu ihren besonderen Highlights in der Kita – etwa dann, wenn die Kinder ausnahmsweise draußen im Sommerregen spielen dürfen.

Zudem haben die Forschenden herausgefunden, dass Kinder Situationen im Kita-Alltag besonders schätzen, in denen sie sich ausprobieren und die Auswirkungen ihrer Handlungen direkt erleben können: Kinder lieben es, ihrem Forschungsdrang nachzugehen – vor allem draußen in der Natur. Die Studie zeigt außerdem, wie groß die Bewegungsfreude von Kindern ist. Sie testen ständig ihre körperlichen Grenzen im Innen- und Außenbereich der Kita aus und genießen es, wenn es schnell, schwierig oder auch mal etwas riskant werden darf.

Besonders auffällig: Weder der materiellen Kita-Ausstattung noch den anwesenden Erwachsenen widmen die Kinder im Rahmen der Untersuchung größere Aufmerksamkeit. Dennoch spielen die frühpädagogischen Fachkräfte eine entscheidende Rolle, wenn es um die Qualitätsansprüche der Kinder geht: Aus den insgesamt zehn Qualitätsdimensionen, die die Studie identifiziert hat, ergibt sich ein äußerst komplexes Anforderungsprofil für Kita-Fachkräfte: Sie müssen einen sicheren Rahmen schaffen, der aber auch viele Freiheiten ermöglicht. Zudem sollen sie gute Anregungen geben und jedem Kind ein Gefühl von Anerkennung und Wertschätzung vermitteln. Darüber hinaus dürfen die Fachkräfte die oft unterschiedlichen Erwartungen von Kindern, Eltern, Kolleginnen und Vorgesetzen nicht aus dem Blick verlieren. Um diesen Spagat zu schaffen, brauchen sie neben einer guten Ausbildung auch genug Zeit für Reflexion und Austausch im Team sowie Anerkennung für ihre anspruchsvolle Arbeit.

Der komplette Abschlussbericht und eine Zusammenfassung der Ergebnisse unter www.qualitaet-vor-ort.org/quaki


Quelle: Presseinformation der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung gemeinnützige GmbH (DKJS) vom 27. Juli 2017