Prof. Dr. Jens Schubert © ver.di Bundesverwaltung

Führungswechsel bei der AWO zum neuen Jahr

Der amtierende Vorstandsvorsitzende des AWO Bundesverbands, Wolfgang Stadler, gibt zum kommenden Jahr sein Amt ab. Nachfolger wird der 50-jährige Jurist Prof. Jens Schubert, derzeit noch in Diensten der Gewerkschaft ver.di. Er übernimmt einen Verband, der in einer tiefen Krise steckt.

In den letzten Monaten wurde es nicht ruhig um die Arbeiterwohlfahrt, die inmitten der aktuellen Imagekrise im Dezember ihren 100. Geburtstag feierte. Unabhängig von den eklatanten Vorfällen in einzelnen AWO-Regionalverbänden, im Raum stehen u.a. Vorwürfe wegen Vetternwirtschaft und überzogener Gehälter, gibt es an der Spitze des Verbandes einen Wechsel: Zum 1.Januar 2021 übernimmt Prof. Jens Schubert das Ruder bei der AWO. Wolfgang Stadler, seit 2010 im Amt des Bundesvorsitzenden, scheidet mit dann fast 67 Jahren aus. Letzterer ist mit der Nachfolgeregelung zufrieden: „Ich schätze Jens Schubert sehr und weiß, dass er mit seiner Expertise und seinem Engagement die AWO und auch den AWO Bundesverband weiter stärken wird.“ 

Der neue Mann an der Spitze ist zurzeit Leiter des Bereichs Recht und Rechtspolitik in der Bundesverwaltung der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Er ist ehrenamtlicher Richter am Bundesarbeitsgericht und am Bundessozialgericht und beschäftigt sich u.a. mit den Themen Pflege, Recht der schwerbehinderten Menschen, Entgeltgleichheit, Fragen zu Migration, ALG I und II und Grundrente. Er übt zudem eine Forschungs- und Lehrtätigkeit als Professor an der Leuphana Universität Lüneburg aus.

Schubert möchte die Stärken der AWO in den Fokus rücken

Schubert blickt motiviert auf seine neue Aufgabe: „Nahezu in jeder Familie gibt es irgendwann Berührungspunkte zu Einrichtungen oder Leistungen der Wohlfahrt. Verwunderlich ist demgegenüber, wie wenig ihre Bedeutung, und zwar nicht nur für den einzelnen Menschen selbst, sondern für die Gesellschaft insgesamt, über alle Bevölkerungsgruppen hinweg bekannt ist. Wichtig ist es mir deshalb, die Rolle und den Wert der Angebote der AWO und die Arbeit all unserer Haupt- und Ehrenamtlichen stärker in den Fokus zu rücken.“ Zu den aktuellen Vorfällen äußerte er sich im Rahmen der offiziellen AWO-Mitteilung nicht.

Kein Wort zur aktuellen Krise

Auch AWO-Präsident Wilhelm Schmidt, maßgeblich an der Suche nach eine*r Nachfolger*in beteiligt, freut sich über die Entscheidung, ohne auf das Imageproblem des Verbandes einzugehen: „Ich freue mich, dass wir mit Jens Schubert einen Nachfolger für Wolfgang Stadler gewonnen haben, der dessen erfolgreichen Einsatz für eine gute Zukunft der AWO und für eine aktive kritisch-konstruktive Arbeit in der Sozialpolitik fortsetzen kann." Erst vor wenigen Tagen hatte die AWO Maßnahmen kommuniziert, wie sie künftigen Machtmissbrauch durch Führungskräfte verhindern will. Hierzu zählen u.a. die Regulierung der Gehälter und eine Stärkung der Aufischtsgremien. Inwieweit Schubert hierbei bereits eingebunden wurde, ist nicht klar.