Forderung nach Agenda digitaler Kinder- und Jugendschutz

Der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, äußert sich anlässlich des „Safer Internet Day"  am vergangenen Dienstag besorgt über den fehlenden Kinder- und Jugendschutz im Netz und fordert eine „Agenda digitaler Kinder- und Jugendschutz“ von Politik und Internet-Unternehmen.  

 „Der Schutz in der analogen Welt muss auch für den digitalen Raum gelten“, so Rörig. Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche verändere sich durch die digitalen Medien fundamental. Immer mehr Minderjährige erleiden sexuelle Übergriffe durch Cybergrooming, durch die Erpressung und Bloßstellung im Zusammenhang mit Sexting und durch die ungewollte Konfrontation mit Pornografie und Exhibitionismus. Bereits 95 Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren besitzen ein Smartphone. Täter und Täterinnen haben dadurch nahezu ungestörte Kontaktmöglichkeiten zu Minderjährigen. Dennoch fände Kinder- und Jugendschutz im Netz nicht statt. Politik müsse beim digitalen Kinder- und Jugendschutz endlich eine deutliche Schlüsselposition einnehmen.  Rörig erwartet von der künftigen Bundesregierung, dass sie den Kinder- und Jugendschutz im Netz zügig auf die Agenda ihres politischen Handelns hebt. Mindestens 0,5 Prozent des für den Digitalpakt angedachten Budgets sollte jetzt für eine „Agenda digitaler Kinder- und Jugendschutz“ zur Verfügung gestellt werden.

"Kinderschutz ist keine Wohltat, Kinderschutz ist eine staatliche Pflichtaufgabe. Auch die großen Internet-Unternehmen müssen sich stärker für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im digitalen Raum engagieren. Mädchen und Jungen haben ein Recht darauf, sicher mit digitalen Medien aufzuwachsen“, so Rörig. 

Auch Internet-Unternehmen in der Pflicht

Rörig sieht Internet-Unternehmen zukünftig stärker in ihrer Verantwortung, ihre wichtigste Zielgruppe, die „Digital Natives“, viel besser vor sexueller Gewalt zu schützen. Er fordert zum Beispiel wirksame Zugangsbeschränkungen und Identifikationsverfahren, realistische Alterskennzeichnungen, leicht sichtbare und niedrigschwellige Beschwerdemöglichkeiten für Kinder und Jugendliche sowie kinder- und jugendschutzgerechte Grundkonfigurationen“

Der eigene Beitrag ist das  Programm JETZT HANDELN zur konsequenten Bekämpfung von sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und deren Folgen für die 19. Legislaturperiode. Darin fordert Rörig auch eine zeitgemäße Medienbildung im vorschulischen und schulischen Alltag sowie eine umfassende und über mehrere Jahre angelegte Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagne. Diese soll vermitteln, was sexueller Missbrauch ist, wie Täter und Täterinnen vorgehen, was man bei Verdacht oder Vermutung tun und an welche Hilfeangebote man sich wenden kann.

Weitere Informationen zum Programm unter https://beauftragter-missbrauch.de/jetzt-handeln

 


Quelle: Presseinformation des Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs vom 4. Februar 2018