„Ethik gestaltet soziales Miteinander und soziale Beziehungen durch das Moment der Wertschätzung“

24.07.2014 | Soziale Arbeit | Nachrichten

Am 27. Juni 2014 veranstaltete das Dekanat Soziale Arbeit der KSFH Abteilung München den Fachtag „Ethik in der Sozialen Arbeit – Problemstellungen, Perspektiven, Praxis“. Er richtete sich an Studierende und Lehrende sowie an Alumni der KSFH. Angesprochen und eingeladen waren aber auch Studierende und Lehrende an der Hochschule München und Sozialarbeiter aus der Praxis. Der Fachtag, der großen Anklang fand, war geprägt von regem Austausch und intensiver Diskussion zu dem relevanten Thema „Ethik“ und deren Stellenwert in der Sozialen Arbeit.

Die Hochschule bietet sich als maßgeblicher Diskursort, wenn es darum geht, das Ethikthema in der Sozialen Arbeit zu verorten. Das zeigte nun auch der Fachtag „Ethik in der Sozialen Arbeit“, der am letzten Freitag auf dem Campusgelände der KSFH Abteilung München stattfand und der einen optimale Rahmen bot, um eine Diskussion darüber anzuregen, welche Funktion und welche Gestaltungskraft die Ethik für den Bereich der Sozialen Arbeit hat. Als Hochschule in kirchlicher Trägerschaft ist es der KSFH und ihren jeweiligen Fachbereichen seit jeher ein Anliegen, das ethische Verantwortungsbewusstsein ihrer Studierenden zu fördern und das Ethikthema in der Lehre und im Studium besonders zu akzentuieren. So spiegelte der bundesweite Studienqualitätsmonitor (SQM) 2013, der ausschließlich die Sicht der Studierenden erfasst und bewertet, diesen Anspruch auch wider: Für die Förderung des „ethischen Verantwortungsbewusstseins“ gaben 82 Prozent der Studenten eine sehr gute Beurteilung ab, während der Durchschnitt der Hochschulen, die sich an der Auswertung beteiligten, bei lediglich 35 Prozent lag. Der Fachtag des Fachbereichs Soziale Arbeit zeigte nun erneut auf, wie sehr sich die Hochschule mit dem Thema Ethik befasst und wie wichtig ihr eine angemessene Einbindung in den wissenschaftlichen Diskurs und in die Lehre ist. An den Inhalten beteiligten sich die KSFH-Professoren Prof. Dr. Markus Babo, Prof. Dr. Günter Gruber, Prof. Dr. Burghard Pimmer-Jüsten, Prof. Dr. Hanne Schaffer und Prof. Dr. Thomas Schumacher. Darüber hinaus wirken Prof. Dr. Martina Wegner von der Hochschule München, Frau Gabriele Stark-Angermeier vom Vorstand des DBSH und Dr. Christoph Leder von Soziale Dienste e. V. mit. Die Moderation lag bei Prof. Dr. Peter Lenninger. Der Präsident Prof. Dr. Egon Endres eröffnete die Veranstaltung. Prof. Dr. Thomas Schumacher, der Studiendekan des Fachbereichs Soziale Arbeit München und maßgebliche Initiator des Fachtags, sagt dazu: „Meine Beschäftigung mit dem Thema Ethik in der Sozialen Arbeit hat mir deutlich gemacht, wie wichtig es ist, die verschiedenen Brennpunkte, über die in diesem Feld nachgedacht wird, systematisch zusammenzuführen und zu einem Gesamtverständnis auszuformen. Im vergangenen Jahr habe ich ein Lehrbuch der Ethik in der Sozialen Arbeit veröffentlicht, das so ein Gesamtverständnis anstrebt. Im Zuge des Fachtags konnten nun Grundanliegen im Ethikdiskurs aufgezeigt und verbunden werden.“ Der Fachtag bot am Vormittag vier Impulsvorträge, die Perspektiven zur Orientierung markierten. Zunächst zum Thema Ethik Sozialer Arbeit selbst; dann zum Sinnanliegen, das diese Ethik trägt; weiter zur Bedeutung einer ethischen Haltung für das Zusammenleben; und schließlich zur ethischen Grundlegung beruflichen Handelns. Prof. Dr. Thomas Schumacher stellte in seinem Vortrag die Vielfalt und Weite des Ethikfeldes in der Sozialen Arbeit heraus. Er nutzte eine Skizze zu den unterschiedlichen Themen, die darin verhandelt werden, um zu verdeutlichen, wie Sozialarbeitsethik dadurch ausgeprägt und auf den Menschen hin ausgerichtet wird. Prof. Dr. Markus Babo zeigte das christliche Anliegen der Nächstenliebe als einen schlüssigen und weit reichenden Sinnhorizont für das Sozialarbeitsgeschehen. Es wurde deutlich, dass auch und gerade für die moderne plurale Gesellschaft christliche Sinnimpulse wichtig sind, weil sie Gemeinschaft und Beziehung erzeugen. Prof. Dr. Martina Wegner demonstrierte den tugendethischen Ansatz, angelehnt an Otfried Höffe, als eine tragfähige Basis für die Zivilgesellschaft. Die Ausrichtung an zentralen Bürgertugenden machte deutlich, wie der bestehende Antagonismus zwischen einem ganz an Pflichten und einem ganz an Nutzen orientierten gesellschaftlichen Ethikverständnis zu überwinden ist. Gabriele Stark-Angermeier lenkte den Blick auf die im internationalen Kontext abgestimmten Zugänge zu einem Sozialarbeitsverständnis und auf die vereinbarten Regelungen, die sicherstellen, dass Soziale Arbeit Menschen in allen kulturellen Zusammenhängen erreicht. Als Kernanliegen war hier die Ausrichtung der Profession am ethisch wie auch politisch akzentuierten Menschenrechtsgedanken herauszustellen. In Workshops wurden am Nachmittag ausgewählte Fragestellungen vertieft. Dabei wurden Care-Aspekte und Selbsthilfeziele in Beziehung zueinander gebracht, das ethische Erleben der großen Zahl der die berufliche Arbeit tragenden Frauen betrachtet, die rechtliche Rahmung dieser Arbeit gesehen und dabei besonders die Bedeutung eines berufsethischen Ansatzes demonstriert. Ein weiterer Punkt war die Frage nach der Funktion der Ethik in der Sozialen Arbeit. Die Ergebnisse der Workshops wurden anschließend auf einem Podium zusammengetragen und vorgestellt. Dabei wurde deutlich, dass der Blick auf das ethische Anliegen der Sozialen Arbeit sowohl auf das große Ganze – auf das berufliche Selbstverständnis – gerichtet ist als auch auf den konkreten, auf Konflikte und Konfliktlösung bezogenen beruflichen Alltag. Eine ethisch verantwortete Soziale Arbeit wirkt auf Adressaten und auf Akteure gleichermaßen. Sie gestaltet soziales Miteinander und soziale Beziehungen durch das Moment der Wertschätzung. Prof. Dr. Schumacher fasst hier zusammen: „Soziale Arbeit zielt dort, wo sie in gesellschaftlichen Strukturen wirkt, und ebenso dort, wo sie direkt mit Menschen arbeitet, darauf ab, Zugehörigkeit und Wertschätzung für Menschen, die Ausgrenzung erleiden, denen Kraft und Idee zur Gestaltung sozialer Beziehungen fehlt, erfahrbar zu machen. Sie erfüllt damit ein zentrales Bedürfnis, über das Lebenseinstellung ausgerichtet und Selbsthilfekräfte aktiviert werden können.“

Quelle: Pressemitteilung der Katholischen Stiftungsfachhochschule München vom 03.07.2014