Es ist wie es ist, oder: Es soll sein, wie es sein soll!

von Dr. Jos Schnurer
22.12.2022

Mit der tautologischen, verqueren und als Nonsens wirkenden Überschrift soll nachgefragt werden, was der Mensch ist, wie er entstanden, geworden ist, und wie er sein möchte. Legionen von Denkern haben sich damit auseinandergesetzt, sind fündig geworden und gescheitert. Es ist die anthropologische Frage nach der „conditio humana, dem menschlichen, natürlichen, sozialen und kulturellen Sein und Werden.

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Das sind Aussichtsplattformen und Fallgruben, die eine Auseinandersetzung mit dem „Wer bin ich?“ notwendig machen. Es sind Erkenntnisse und Einschätzungen, wie der anthrôpos ist: Vernunftbegabt und unvollständigi; fähig, sich die Erde zu unterwerfen, und sich bewusst zu machen, dass er nicht alles, was er kann (oder zu können meint), auch tun dürfe.

Das evolutionäre Lebewesen

Die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des Menschen wird religiös und ontogenetisch gedeutet – geschaffen von einem überirdischen Schöpfer, oder biogenetisch entstanden aus Zellen. Der Anthropologe und Verhaltensforscher Michael Tomasello nähert sich evolutionstheoretisch der Frage nach der Entstehung und Entwicklung des Menschen: „Ein Fisch erbt nicht nur die Flossen, sondern auch das Wasser. Menschenkinder erben einen soziokulturellen Kontext, der voller kultureller Artefakte, Symbole und Institutionen ist“. In der Darstellung der Evolutionsgeschichte der Menschen wird meist Bezug genommen auf die letzten gemeinsamen Vorfahren vor rund sechs Millionen Jahren: die heutigen Schimpansen und Bonobos. Dabei zeigen sich eine Reihe von Merkwürdigkeiten und Besonderheiten; etwa die Annahme, dass diese „den heutigen Schimpansen und Bonobos viel ähnlicher als den heutigen Menschen“ waren. Diese vom Autor als „perspektivische kognitive Repräsentationen“ bezeichneten Verhaltensformen, die sich in der Nahrungssuche und -beschaffung, der Partnerwahl, der Verteidigung und der sozialen Kontakte zeigten, veränderten sich: „Während Menschenaffen gemeinsame Merkmale von Einzelgegenständen abstrahieren und eine abstrakte Repräsentation einer Menge von Entitäten bilden konnten, waren die Frühmenschen nicht nur ebenfalls dazu in der Lage, sondern konnten denselben Gegenstand auch aus verschiedenen Perspektiven, unter verschiedenen Beschreibungen… sehen, und zwar gleichzeitig“. Auf dieser Grundlage scheint es sinnvoll zu sein, nach der Kognition und Sozialität des Menschen heute zu fragen. Die ontogenetische Forschungstheorie und -methode bietet dafür Möglichkeiten an: Es sind die drei Formen von evolutionärer Anpassung – die individuelle Intentionalität der Menschenaffen, die gemeinsame Intentionalität der Frühmenschen und die kollektive Intentionalität moderner Menschen – die als Reifegrundlagen für die psychologische, frühkindliche Entwicklung herangezogen werden können. Die anthropologische, philosophische Feststellung, dass nur Menschen fähig und in der Lage seien zu denken, wird durch die ontogenetischen Forschungen relativiert. „Viele Tierarten (sind) fähig, auf einer konkreten Ebene über instrumentelle Probleme nachzudenken, indem sie ihre vergangenen Erfahrungen nutzen, um kognitiv zu simulieren…, was unter verschiedenen Umständen geschehen könnte“ – genauso wie Menschenkinder. Jedoch nicht ohne Grund bezeichnet Tomasello in seiner ontogenetischen Studie die Entwicklung der menschlichen Existenz und Sozialität als „einzigartig“; freilich nicht in dem Sinne, dass menschliche Verhaltensweisen vom Himmel fallen, in den Genen liegen oder per Ordre du Mufti erlassen oder gesteuert, sondern als soziale Formen entwickelt werden; wie z.B. die Motive und Fähigkeiten zur Zusammenarbeit mit anderen Menschen, der Bildung des „Wir“-Gefühls, des emotionalen, empathischen, prosozialen, altruistischen und normorientierten Gerechtigkeitsempfindens. Es sind die Kompetenzen, wie sie in der sich immer interdependenter, entgrenzender und global entwickelnden (Einen?) Welt immer notwendiger werden: Interkulturalität als Lebensformii.

Das empathische Subjekt

Gefühle sind Bewegungen der Seele. Dass im psychologischen Diskurs der Gefühlszustand des Menschen eher dem rationalem, verstandesgemäßem Denken und Handeln nachgeordnet wurde, hat damit zu tun, dass bereits in der antiken Philosophie, etwa in der aristotelischen Nikomachischen Ethik, Pathos, Emotion, Affekt und Gefühl als Unterklasse des Qualitativen eingeordnet wurden: „Unter Pathos verstehe ich Begierde, Zorn, Furcht, Mut, Neid, Freude, Zuneigung, Hass, Sehnsucht, Eifersucht, Mitleid, überhaupt alles, was mit Lust und Schmerz verbunden ist“iii. Der Königsberger Philosoph Immanuel Kant gab zu bedenken, dass beim gefühlsorientierten Denken und Handeln der Objektivitätsanspruch von Urteilen nicht gewährleistet werden könneiv. Die Descartesche Feststellung „cogito ergo sum“ („ich denke, also bin ich“) drückt das umfassende Ergebnis des menschlichen, individuellen und kollektiven Nachdenkens über das „Wer bin ich?“ aus. Dabei mündet dieses intellektuelle Erkunden des menschlichen Daseins immer auch in der Erfahrung, dass der Mensch sich seiner Gedanken unmittelbar bewusst sei, während er die Dinge, die von der Außenwelt auf ihn einwirken, nur unmittelbar aufnehme. Die Frage, wie unser Bewusstsein entsteht, wird philosophisch meist damit beantwortet: Aus unserem bewussten Geist. Was aber unser Geist ist, lässt sich wiederum nicht messen und schon gar nicht anschauen; denn unseren Geist spüren wir nur selbst von unserem Innern heraus. Die Vermutung, dass unser Geist in unserem Gehirn entsteht, ruft – neben den Philosophen – diejenigen auf den Plan, die unser Gehirn als ein Organ kennen: Die Neurologen und Psychologen. Der Neurowissenschaftler António R. Damásio stellt fest: „Im Anfang war das Gefühl“. Mit der vielsagenden Entdeckung „Ich seh´ es fühlend“, im Dialog zwischen Cloucester und König Lear in Shakespeares Drama gibt Damasio die Richtung seiner neurophysiologischen Forschungen über kulturelles Denken und Handeln der Menschen an: „Kulturelle Tätigkeit hat ihren Ausgangspunkt im Effekt und bleibt tief in ihm verwurzelt“. Er untersucht die vielfältigen, festgefügten und differenzierten Wechselwirkungen zwischen Gefühl und Verstand. Er macht sich auf den langen Weg der evolutionären, emotionalen und rationalen Entwicklung des Homo Sapiens. Die kulturelle Entwicklung des Menschen wird durch Entdeckung, Erfahrung, Staunen, Ehrfurcht, Drama und Abenteuer bestimmt. Menschliches Leben artikuliert sich als „Geist, Gefühl, Bewusstsein, Gedächtnis, Sprache, komplexe Sozialbeziehungen und kreative Intelligenz“; und die Frage, inwieweit und wie wirksam sich gelingendes und misslingendes gutes Leben gestaltet und Kultur entsteht, ist bei der Betrachtung der Geschichte der Kultur von Bedeutung. Es sind die vielfältigen Antriebe, Versuchungen, Erlebnisse, Schmerzen, Leid und Lust, bis hin zu den scheinbaren und tatsächlichen Erfahrungen, die Menschen empfinden, wenn sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen, sich Gefühlen aussetzen, als Kalkulatoren, Macht- oder Druckmittel einsetzen und sich damit kulturell äußern. Der „aufrechte Gang“ des Menschen wird im philosophischen Denken nicht nur als ein humanes, körperliches Merkmal betrachtet, sondern ist gleichbedeutend mit dem kulturellen Geist. Es sind Vorstellungen, (Vor-)Bilder und Abbildungen, Phantasien, Gedanken und Narrative, die die biologischen und körperlichen Prozesse beeinflussen und das Gedächtnis steuern: „Mit seinem ständigen Suchen und Tasten in Vergangenheit und Zukunft versetzt uns unser Gedächtnis … in die Lage, die mögliche Bedeutung gegenwärtiger Situationen intuitiv zu erfassen und die potentielle unmittelbare und weniger unmittelbare Zukunft vorherzusagen, während das Leben seinen Lauf nimmt“. Gefühle, als die besondere Form von mentalen Erlebnissen, spiegeln und reflektieren körperliche Zustände und bieten somit die Möglichkeit, sie zu erkennen, zu werten und mit ihnen human umzugehen; sie ermöglichen „das Erleben bestimmter Aspekte innerhalb eines Organismus“. Weil alle mentalen Fähigkeiten in den Prozess des menschlichen Denkens und Handelns in irgendeiner Form eingreifen und wirksam werden, kommt es darauf an, den kulturellen Geist im Rahmen der homöostatischen, evolutionären Entwicklung zu betrachten. Es sind Prozesse und Wirksamkeiten, die sowohl den inneren, als auch auf den äußeren Organismus beeinflussen, die Subjektivität des Bewusstseins steuern, die bildbasierte Gedächtnisfunktion einbeziehen, sich in emotionalen und kreativen Aktivitäten äußern, die Notwendigkeit von kooperativem Denken und Tun betonen, sich in emotionsgeladenen Bewegungen und Gesten zeigen, und in den Genen festgelegt sindv.

Homo Deus oder Homo Individualis

Wie wird die Zukunft der Menschheit aussehen? Der israelische Historiker Yuval Noah Harari betrachtet die menschliche Entwicklung in der Vergangenheit und Heute, um Perspektiven und Einblicke in das menschliche Morgen gewinnen zu können. Es ist die evolutionäre und die anthropologische Betrachtung, die ihn nicht an die göttliche Vorsehung und Bestimmung glauben lässt; vielmehr befürchtet er die Chuzpe der Überlegenheit und Allmacht beim menschlichen Denken und Handeln: „Macht euch die Erde untertan!“. Der Mensch der Zukunft ist durch Gentechnik und technologische Eingriffe in der Lage, die natürliche Auslese zu überwinden und sich aktiv selbst zu steuernvi. Bedeutsam und existentiell ist es, in welche Richtung sich die Entwicklung vollzieht: Nachhaltig oder Egozentristisch – Erdbewusst verantwortungsvoll oder Konsumistisch… Im individuellen und kollektiven, sozialpolitischen und existenziellen Diskurs über Fragen nach Gerechtigkeit, Wohlhabenheit und Menschenwürde wird die „soziale Frage“ in demokratischen Gemeinschaften als Menschenrecht postuliert: „Jedermann hat als Mitglied der Gesellschaft Recht auf soziale Sicherheit und hat Anspruch darauf, durch innerstaatliche Maßnahmen und internationale Zusammenarbeit unter Berücksichtigung der Organisation und der Hilfsmittel jedes Staates in den Genuss der für seine Würde und die freie Entwicklung seiner Persönlichkeit unentbehrlichen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte zu gelangen“ (Art. 22 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte vom 10. Dezember 1948). Es ist weder Hilfe noch Gabe, sondern Recht, dass jeder Mensch ein freies, friedliches, gleichberechtigtes und gerechtes Leben führen kann. Überall, wo Leben ist, soll Würde sein! In der sich immer interdependenter entwickelnden (Einen?) Welt gestalten sich und wirken Recht und Unrecht, entstehen Wohlbefinden und Unwohlsein; werden die bereits Wohlhabenden immer reicher und die Habenichtse ärmer. Mit dem Begriff „neue soziale Frage“ werden im lokal- und globalgesellschaftlichen Diskurs alte und neue Herausforderungen thematisiert, wissenschaftliche Transformationskonzepte entwickelt, digitale, ökonomische und ökologische Prozesse gedacht. Es sind Appelle, „umzudenken, sich umzuorientieren und gesellschaftlich umzuorganisieren, kurz: neue Lebensformen zu finden“, wie dies 1995 die Weltkommission „Kultur und Entwicklung“ zum Ausdruck bringt; und es sind Aufforderungen zum Perspektiven- und Systemwechsel, weg von kapitalistischen, ausbeuterischen und ungerechten Strukturen, weg vom „business as usual“ und „throughput growth“ (Durchflusswachstum), hin zu „sustainable development“, einer tragfähigen, nachhaltigen Entwicklung (Brundtland-Bericht „Our Common Future“, 1987). An der Ostschweizer Fachhochschule St. Gallen fand 2019/2020 eine Ringvorlesung statt, in der „Soziale Frage(n)“ thematisiert und diskutiert wurden. Die Ergebnisse werden in einem Sammelband vorgelegt. Es sind die Megatrends, wie sie sich für die neuen sozialen Fragen stellen und Wandlungs- und Veränderungsprozesse notwendig machen: „Neo-Ökologie“ als Herausforderungen für einen neuen Umgang und ein neues Verständnis des Zusammenhangs zwischen Mensch und Umwelt darstellen, „Gender Shift“ als Transformationsprozess von geschlechtsspezifischen Aspekten und „Care Arbeit“ – „Urbanisierung“ als Wohn- und Arbeitsentwicklung – „New Work“ als Wandel von Tätigkeitsformen – „Mobilität“ als individuelle, familiale und technologische Herausforderungen – „Individualisierung“ als freiheitliche, autonome wie auch zerstörerische Eigenschaft - „Konnektivität“ als Kommunikations-, Kooperations- und Vernetzungsdynamik – und „Sicherheit“ im Spannungsverhältnis von Freiheit und Kontrolle. Die Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen, sozialen Megatrends erzwingt ein Bewusstsein von Ganzheit und Zusammenhang beim terrestrischen Leben der Menschen. Es sind Auseinandersetzungen darüber, wie im sozialen Dasein individuelle, familiale und andere gemeinschaftsstiftende Strukturen entstehen oder auch verhindert werden; es sind die im digitalen Zeitalter vermischten und enorm wirksamen Verhältnisse zwischen dem Öffentlichen und dem Privaten, zwischen Sicherheits- und Risiko-Aspekten, die fachlichen und fächerübergreifenden Anforderungen an die Soziale Arbeit stellenvii.

Homo futura

Zukunft denken, das ist Vernunft und Wirklichkeit, Alltag und Wagnis, Selbstvergewisserung und Verantwortungsbewusstsein, Ethik und Moral, Aufklärung und Symbolik, Chronos und Kairos. Ein Blick in die Zukunft, nicht durch das Zauberglas, sondern mit den Mitteln der wissenschaftlichen Zukunftsforschung, bietet die Optionen: „Es kann nur besser werden!“ oder: „Es kann nur schlimmer kommen!“. Beide Annahmen beruhen auf Erfahrungen und Wertvorstellungen aus der Gegenwart und Vergangenheit. So wird man sagen können: Um Zukunft zu erfinden, bedarf es fester Standpunkte in der Gegenwart und der Bereitschaft und Kompetenz, Veränderungen zu denken! Dazu aber sind Utopien wichtig, gewissermaßen als Wegweiser für Inspiration, und als Erkenntnis, dass Zukunftsgedanken und Zukunftshoffen immer verbunden sind mit der persönlichen und kollektiven, kulturellen Entwicklung. Der Literatur- und Sportwissenschaftler Gerhard Oberlin ist viel in der Welt herumgekommen. Es gelingt ihm, seine Interessen und Erfahrungen zu reflektieren, in Beziehung zu den Alltäglichkeiten des Lebens zu bringen und zu erzählen. Sein Blick in die Zukunft beginnt bei Anschaulichem, nämlich bei „Auspizien“. Mit dem aus dem altrömischen Diskurs entlehnten Begriff des göttlichen und gesellschaftlichen Zeichens, will er seine Zukunftsbetrachtung weg vom schnöden und egoistischen Momentanismus, hin zu grundlegenden, zusammenhängenden und ganzheitlichen, aktuellen und zukunftsgefährdenden Entwicklungen lenken. Es sind „Zeitbilder“, mit denen er die Plagen der Menschheitsvergangenheit charakterisiert: Die „Melencolia“, die Albrecht Dürer in seinem Kupferstich 1514 als Anblick von Trauer, vielleicht sogar Fatalismus, Narzissmus, Selbstbespiegelung, Enttäuschung, Mutlosigkeit, Depression, Ermüdung, Hilflosigkeit…darstellt – und der die aktuelle, lebenswirkliche und lebensweltliche Erkenntnis zu vermitteln vermag: „Melancholie ist der Zustand, dem wir nur entrinnen, wenn wir das Geistige dem Körper unterordnen“. Es ist „Morbidität“, die Tatsache der Vergänglichkeit und der Gefährdung, die Ludwig Uhland 1812 in dem Gedicht „Frühlingsglaube“ ausdrückt. Und es ist „Mellitus“, das „Nimmersatt-Syndrom“, das „Immer-Mehr“, die Unersättlichkeit, die Gier, die den homo oeconomicus hervorgebracht hat. Der zweite Blick richtet sich auf „Miseren“, wie sie sich im Gegenwärtigen darstellen: Wie umgehen mit Fragen der individuellen und kollektiven Gerechtigkeit, den Folgen des Klimawandels, von Sicherheit und der „digitalen Entmündigung“. Es sind „Segnungen“ und Versprechungen, wie sie als Utopien auftreten, etwa in der Genforschung. Schließlich der Blick auf die „Welt im Jahr 2084“: „Technotop“, als technischer Fortschritt, mit alternativen Energien, Biogenetik, Computerisierung, Global Healthviii.

Fazit

„Was ist es“, das humanes Leben lebenswert macht? Es ist nicht Geld, Macht und Gewalt, sondern, wie Erich Fried in seinem Gedicht „Es ist, was es ist“ deutlich und eindeutig zum Ausdruck bringt: „Es ist die Liebe!“. Der Neurologe Joachim Bauer kommt bei der Frage, wie wir geworden, was und wer wir sind, zur Antwort: Das menschliche Selbst bildet sich durch Resonanzix; und der israelisch-deutsche Philosoph Omri Boehm sieht im radikalen Universalismus die Lösung aus den Irrwegen des menschlichen Daseinsx. Der britische, marxistische Literaturtheoretiker Terry Eagleton findet heraus, dass Fragen nach dem Sinn des Lebens kontrovers beantwortet werden können; etwa philosophisch im Sinne Ludwig Wittgensteins: „Was, wenn der Sinn des Lebens etwas wäre, was wir um keinen Preis entdecken sollten“; oder, wie es Hegel und Nietzsche ausgedrückt haben, dass Sinn immer eine menschliche Leistung ist. Es sind die intellektuellen Herausforderungen, die nach dem Sinn des Lebens fragen lassen: „Der Sinn des Lebens ist weniger eine Aussage als eine Praxis, keine esoterische Wahrheit, sondern eine bestimmte Lebensweise“xi. Die richtigen Antworten kennt nicht der Wind, auch nicht der Ideologe; sie lässt sich nur selbst finden, im gleichberechtigten Dialog mit Gleichgesinnten und Andersdenkenden!


i Angela Janssen, Verletzbare Subjekte. Grundlagentheoretische Überlegungen zur conditio humana, 2018,www.socialnet.de/rezensionen/25043.php

ii Michael Tomasello, Mensch werden. Eine Theorie der Ontogenese, 2020, www.socialnet.de/rezensionen/27385.php

iii Ch. Rapp, in: Otfried Höffe, Hrsg., Aistoteles-Lexikon, 2005, S. 427ff

iv Martin Gessmann, Hrsg., Philosophisches Wörterbuch, 2009, S. 251f

v Antonio Damasio, Im Anfang war das Gefühl. Der biologische Ursprung menschlicher Kultur, 2017, www.socialnet.de/rezensionen/23378.php

vi Yuval Noah Harari, Eine Geschichte von Morgen (Homo Deus), 2017, www.socialnet.de/rezensionen/22438.php

vii Johanna Brandstetter, Hrsg., Soziale Frage(n)der Zukunft, 2021, www.socialnet.de/rezensionen/29205.php

viii Gerhard Oberlin, „Nun muss sich alles, alles wenden“. Perspektiven der Zukunft, 2018, www.socialnet.de/rezensionen/25035.php

ix Joachim Bauer, Wie wir werden, wer wir sind. Die Entstehung des menschlichen Selbst durch Resonanz, 2022, www.socialnet.de/rezensionen/29229.php

x Omri Boehm, Radikaler Universalismus, 2022, www.socialnet.de/rezensionen/29631.php

xi Terry Eagleton, Der Sinn des Lebens, 2008, www.socialnet.de/rezensionen/7111.php