Es geht unter die Haut

von Dr. Jos Schnurer
18.03.2015

Collage, zusammengestellt von Dr. Jos Schnurer
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Da gibt es eine Geschichte, die einem gruseln, zumindest aber wundern lässt: Der Zürcher Tim Steiner, hat sich 2008 als damals 30jähriger runde 35 Stunden lang vom belgischen Konzeptkünstler Wim Delovoye auf seinem gesamten Rücken Tatoos mit Muttergottesabbildungen und Totenschädel piercen lassen und dieses Werk an einen Hamburger Sammler für 150.000 Euro verkauft, mit der Verpflichtung, sich damit drei bis vier Wochen pro Jahr bei Events und Veranstaltungen auszustellen; weiterhin hat er im wahrsten Sinne des Wortes seine Haut verkauft, nämlich nach seinem Tod die Haut vom Körper abziehen zu lassen und das gegerbte Produkt in die Sammlung des Hamburgers eingehen zu lassen [1].

Mein Körper ist mein Maß

Dieser Ausspruch, der heute scheinbar unser Leben bestimmt und als Maßstab für unser Dasein betrachtet wird, lässt sich in verschiedener Hinsicht deuten. Betrachten wir zuerst einmal den Begriff „Maß“, der sich aus dem Althochdeutschen „mãza“ ableitet und aus dem Lateinischen „modus“ kommt, was ja soviel bedeutet wie „Art und Weise“ oder „gemäß“. Es ließe sich also sagen: „Mein Körper ist, wie er ist“ – und es ließe sich daraus schließen: „Und es ist gut so, weil er so ist!“. Reden wir jetzt nicht von dem ästhetischen Empfinden, das sich etwa im künstlerischen Sinn als Form ausdrückt; denn die Suche nach der guten Form ist ja ein menschliches Bedürfnis und eine Herausforderung, um Begriffe wie „Schönheit“, „Ebenmäßigkeit“ und „Wohlgefallen“ fassbar zu machen. Reden wir eher von der Art und Weise, wie Menschen heute, in der aufgeklärten westlichen Welt ihre Körper verändern. Reden wir von Körperverzierungen. Erstaunlich ist, dass in einer rational verstandenen Welt, in der die Zweckmäßigkeit und Nützlichkeit des Lebens scheinbar als oberste Lebensziele und –einstellungen gelten, Menschen Gefallen daran finden, ihren Körper durch Piercing, Tätowierungen, Schmucknarben, Verlängerung von Ohrläppchen, Zungenspalten, Penisverzierungen und Körperimplantaten zu verändern; etwas, was man früher eher den so genannten primitiven Kulturen zusprach und als Merkmal für Unterentwicklung sah. Soll man daraus den Schluss ziehen, dass wir mittlerweile mit unserem aufgeklärten Verstand, unserem Bewusstsein, alles zu können und über alles zu herrschen, dahin gelangt sind, wieder in die Primitivität zu versinken? Das freilich wäre zu einfach und zudem zu ideologisch. Immerhin drängt sich bei dem Trend, den eigenen Körper durch äußere Eingriffe zu verändern, die Überlegung auf: Könnte dahinter nicht das stecken, was wir mittlerweile in unserer Gesellschaft schon als selbstverständlich und kaum mehr beachtenswert auffassen, nämlich ein Egoismus, mit den in Großbuchstaben geschriebenem ICH als das Maß aller Dinge? Werfen wir einen Blick in die Geschichte, dann wird deutlich, dass die Körperbetrachtung und –darstellung von dem Moment an eine besondere Aufmerksamkeit bei der Schaustellung von Körpern erfuhr, als die Menschen begannen, sich über andere Menschen zu erheben. In der Gestalt des Königs etwa, oder des Despoten und Diktators, versammeln sich zwei Körper: Der physische, der die Macht verkörpert und der geistige, der in dem Herrschersystem die Unterordnung, als Untertan, fordert. Spätestens bei der Zusammenschau von Körper und Geist, bei der die Auffassung überwog, dass sich nur in einem guten Geist ein guter Körper bilden könne, was später dann mit dem lateinischen Spruch „In corpore sane, mens sane“, dass nur in einem gesunden Körper ein gesunder Geist wohnen könne, ideologisiert und missbraucht wurde, bis hin zu den heutigen Auffassungen von „Fitness“, in der die Machbarkeit des Körpers, zur Muskelmasse, zum Schönheitsideal, etwa zum supermageren Model, oder auch zur unmenschlichen Leistungssteigerung durch Doping, immer sind es Öffentlichkeits-, Werbe- und Modetrends, die zu Körpermanipulationen führen. Tätowieren gilt als eine der ältesten Kultur- und Körpertechniken der Menschen. Afrikanische Völker etwa, oder die Maori in Neuseeland haben ihre Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe durch narbige Verzierungen im Gesicht und am Körper zum Ausdruck gebracht. Mit Nasen- oder Ohrenpiercings wurden Krieger oder Jäger kenntlich gemacht; die Lippenteller der Mursi, einem Volk im Südwesten Äthiopiens, zeigten an, dass die Jungen und Mädchen von der Pubertät ins Erwachsenenalter übergegangen sind. Völkerkundler, Forschungsreisende, Abenteurer und Seeleute brachten die Kunde von tätowierten Menschen aus fernen (primitiven) Ländern mit und machten die Rituale im Westen bekannt. Vor allem Außenseiter der Gesellschaft, wie etwa Knastbrüder, Punk, ließen sich tätowieren und zeigten ihre verzierte Haut in der „anständigen Gesellschaft“. In den Protestbewegungen gegen überholte Traditionen wurden Piercings zu Kennzeichen der Zugehörigkeit zur Bewegung gegen den „Muff von tausend Jahren“. Mittlerweile sind Piercings, Cuttings und Bodymodifications zu einer Modeerscheinung geworden. Wie bei allen Moden geht es dabei darum, durch Veränderung sich selbst als Individuum darzustellen, sich unverwechselbar und einmalig zu machen, sich selbst und anderen zu gefallen oder eben aufzufallen. Ein 25jähriger Krankenpfleger, der mit ausgedehnten Ohrläppchen, Schmuckstein in der Unterlippe, Öffnung der Nasenscheidewand, transdermalem Implantat auf der Stirn, gespaltener Zunge, Bauchnabelpiercing, Genitalimplantaten, Ring in der Eichel und einem körperfüllenden schwarzen Tatoo lebt, begründet sein Erscheinungsbild damit, dass er schon immer ein Außenseiter war und wenig Freunde hatte: „Der Gewinn ist das Neue, was man dann an seinem Körper hat... Ich fühle mich wohl mit meinen großen Ohren, und immer, wenn ich was Neues dazu machen lass‘, weiß ich, jetzt hast du es geschafft, es sieht super aus, das verschafft mir ein Stück Freiheit“ [2]. Welche Erkenntnis können wir daraus ziehen? Sicherlich nicht die, dass es wieder einer Macht bedürfe, die bestimmt, wie ein menschlicher Körper auszusehen habe und bekleidet sein solle. Es ist letztlich die Frage nach der eigenen Identität und dem Gefühl, bei sich zu sein, die das Verhältnis zum eigenen Körper bestimmen sollte. Damit sind wir dann freilich wieder bei der Auffassung, dass Geist, also Verstand und Gefühl, sich und die Mitmenschen zu akzeptieren, die besten Voraussetzungen sind, den eigenen Körper zu mögen; freilich auch die fragwürdige Einstellung, mit seinem Körper machen zu können, was man will, also ihn manipulieren zu können und damit Körper und Geist nach eigenem oder dem Mainstream geschuldetem Trend zu verändern. Dieses Dilemma ist es, was mich Ausschau halten lässt nach dem, was sozial-, gesellschaftswissenschaftlich, anthropologisch und philosophisch zur Thematik diskutiert wird. Dabei wird durchaus subjektiv und selektiv auf Literatur zurück gegriffen, die im Internetrezensionsdienst Socialnet.de vom Autor in den letzten Jahren besprochen wurde.

Körperraum und Raumkörper im Wandlungsprozess

Wenn der menschliche Körper, wie Aristoteles es formuliert hat, dem eigentlichen Sein des Menschen, der Seele, als Werkzeug dient, wird klar, dass diese antike Sichtweise zwangsläufig Auswirkungen auch auf das Verständnis von Raum als „topos“ haben muss. Der Raum als physisches und nicht als geometrisches Phänomen bedeutet damit gleichzeitig, dass der menschliche Körper im Dasein der Welt aufgehoben oder ausgehoben ist. Dieses Wortspiel soll hinführen zu der Frage, in welcher Weise wissenschaftliches Denken, Beobachten und Analysieren in der Lage sind, in einer sich immer interdependenter entwickelnden, entgrenzenden und gleichzeitig begrenzten Welt den Menschen in seiner Existenzhaftigkeit zu begreifen. Flapsig könnte man sich dem Problem auch dadurch nähern, dass man anerkennt: Das Sprichwort „Was geht es mich an, wenn in China eine Schaufel umfällt“ gilt nicht mehr! Doch zurück zu einer seriöseren Betrachtung: In den einzelnen Wissenschaftsbereichen wird dem Phänomen von Körper und Raum in der Lebenswelt der Menschen eine neue Aufmerksamkeit entgegengebracht; eben aus den sich in der globalisierten Welt verändernden Bedingungen für menschliche Existenzen. Mit welchen Geschwindigkeiten, Auswirkungen und Konsequenzen sich Räume wandeln, Begrenzungen bei den menschlichen Aktivitäten erzwungen oder Entgrenzungen vorgenommen werden, sich also Räume wandeln, hängt, das ist eigentlich eine selbstverständliche Aussage, auch damit zusammen, wie diese von den Menschen mitverursachten, mitgestalteten und auch nicht beeinflussbaren Entwicklungen sich vollziehen. Die Hans-Böckler-Stiftung, das Mitbestimmungs-, Forschungs- und Studienförderungswerk des DGB, bietet Stipendiatinnen und Stipendiaten die Möglichkeit, ihre Forschungsarbeiten und -ergebnisse in den wissenschaftlichen Diskurs zu bringen. Die Promovierenden der Stiftung haben 2004 eine Tagung zum Thema „weltr@um.körper – Globalisierung, Technisierung, Sexualisierung von Raum und Körper“ durchgeführt. Die interdisziplinären Vorträge und Diskussionsbeiträge werden in dem Band von den Herausgebern, dem Literaturwissenschaftler und Journalisten Carsten Würmann, der Erziehungs- und Musikwissenschaftlerin Martina Schuegraf, der Pädagogin Sandra Smykalla und der Soziologin Angela Jenny Poppitz, versammelt und vorgestellt. Das Buch der Stipendiaten und Promovenden der Hans-Böckler-Stiftung ist ein interessanter Baustein, sowohl für den akademischen Diskurs um den „topographical turn“ und den „spatial turn“ in der immer entgrenzteren (einen?) Welt als auch für das alltägliche Mühen um die existenziellen Fragen: Wer bin ich? Wohin gehöre ich? Was soll ich tun? [3].

Was soll Ich tun?

Die Menschen- und Erdgeschichte lässt sich als Skandalon, als Satire oder als eine Erzählung schreiben. Der in Peking und New York lebende Wirtschaftswissenschaftler und Journalist Joshua Cooper Ramo wählt letzteres. Als ehemaliger Chefredakteur des US-Magazins TIME und derzeitiger Geschäftsführer der Beraterfirma Kissinger Associates weiß er, wie Informationen über Katastrophen und Ereignisse, die die Welt bewegen (oder eben nicht), an die Menschen herangebracht werden können. Dabei geht es um den Spagat, seriöse Fakten und Zustandsberichte über die Lage der lokalen und globalen Welt an Politiker und die Mächtigen in der Welt so zu bringen, dass sie Einfluss auf ihre politischen Entscheidungen haben können, und sie so zu vermitteln, dass dabei nicht die fatalistische Entstellung entsteht: „Da kann man sowieso nichts machen!“ und „Was kann Ich schon dabei ausrichten!“; aber auch ein abwartendes und zögerliches: „Es wird schon nicht so schlimm kommen!“. Denn eines dürfte mittlerweile in den Palästen, Regierungs- und Verwaltungstürmen, wie in den Hütten auf der Erde klar geworden sein: „So wie bisher können wir nicht weiter machen!“. Wie ein sofortiger Perspektivenwechsel, zuallererst bei den Wohlhabenden in der Welt, aussehen könnte, darüber informiert Ramo in seinem Buch: „Das Zeitalter des Undenkbaren“. Die Idee ist aufgebaut auf der bekannten aristotelischen Weisheit, dass der Mensch ein zôon politikon, ein politisches, vernunftbegabtes Lebewesen ist und getragen von der Überzeugung: Wir können es tun! Wir können handeln!. Wir sind nicht passiv! Wir müssen nicht ungefragt hinnehmen, was man uns vorsetzt! Wir wollen und können nicht zulassen, dass dieselben Leute, die unsere Welt in diese katastrophale Schieflage gebracht haben, uns noch weiter gefährden! Das sind revolutionäre Aufforderungen in einer Situation, in der längst klar geworden sein müsste, dass Veränderungen Gutes und Schlechtes bewirken können. Also: Das Undenkbare denken, um daraus das mit der Kraft unserer Visionen von einer besseren Welt Gedachte zu machen. Weil wir es können; um noch einmal Hans A. Pestalozzi zu zitieren, für den die Überzeugung Kurt Martis Grund war, sein (geschäftiges) Leben zu ändern: Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin und niemand ginge, um einmal zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge! [4].

Das Fremde bin ich selbst

Von fashion-victims, Prostis, Neonazis, Knackis und Kanaken, von „ganz normalen Leuten“ also schreibt die 1972 in Potsdam geborene Jana Simon ihre Geschichten, die sich wie Kurzreportagen anhören. Über das „Fremde in unserer Nähe“ erzählt sie mit ihren eindringlichen, einfachen Sprache. Sie hat in Berlin und London Politologie und Publizistik studiert. Die Journalistin, Reporterin und Schriftstellerin arbeitet für den Tagesspiegel in Berlin, die Wochenzeitung DIE ZEIT, Geo und andere Publikationen. Ihre Reportagen wurden mit dem Axel-Springer- und dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet. Ihr erstes Buch mit dem Titel „Denn sie sind anders“ markiert gleichzeitig ihr Programm. „Schon als Kind faszinierte mich das Andersartige“, bekennt sie, und damit auch ihre Neugier: „Wenn es etwas ist, das ich noch nicht kenne, wenn ich verstehen will, wie jemand denkt, oder wenn es sich um einen Ort handelt, an dem ich noch nie war“. Ihre „harten Geschichten“ von Menschen in ihrer Nähe und auch fern von ihr, in Berlin, in der Provinz und an der Wolga, „dramatisieren die Realität, die Gefühle sind überhöht und wie in einem deformierten Spiegel verzerrt“, so charakterisiert sie ihre Arbeit [5].

Phänomene der Gewalt in ihrem unterschiedlichen Körperbezug

In dieser Alltagsfrage steckt Erstaunen, Überraschung, Unverständnis und Verzweiflung – darüber, warum der Mensch, der schon von den Vorsokratikern, wie etwa von Anaxagoras, als das „klügste der Lebewesen“ bezeichnet wurde, in seinem Denken und Handeln sich sowohl als ein guter Mensch als auch als Unmensch darstellt. In diesem Paradoxon sieht der Stifter und Geschäftsführende Vorstand des Hamburger Instituts für Sozialforschung (HIS) und der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur, Jan Philipp Reemtsma (geb. 1952), kein Rätsel, sondern Verrätselungen, die das Leben auf der Erde bereit hält. Mit der Verzweiflung, dass „Kunst und Kultur den Menschen nicht weniger mörderisch gemacht haben“, nach Auschwitz und eben auch in der „Moderne“, kann man verschieden umgehen. Und das intellektuelle Unverständnis, welches die Zivilisation und die ethischen und moralischen Vorgaben den Menschen, auch heute, nicht zu einem „guten Menschen“ entwickeln ließen, mag mit Fatalismus oder auch „Naturgegebenheit“ beantwortet werden. Der Philologe, Literaturwissenschaftler, Essayist und politische Publizist Jan Philipp Reemtsma ist sich bewusst, dass wir Menschen Hier und Heute dazu neigen, die Katastrophe zu verrätseln, „um uns unsere Normalität nicht als permanente Irritation zumuten zu müssen“. Weil der Mensch das Ensemble seiner historischen Zustände ist, der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen, ist in ihm immer auch das Böse wie das Gute gegenwärtig. Das klingt erst einmal als Versuch, das Sosein des Menschen zu rechtfertigen, zu relativieren und vielleicht auch zu erklären. Doch das ist nicht Reemtsmas Absicht. Vielmehr will er in seiner Studie dem Problem auf den Grund gehen, dass die Wissenschaft vom gesellschaftlichen Menschen, die Soziologie also, dem sozialen Bindemittel „Vertrauen“ in den Forschungsarbeiten bisher so wenig Aufmerksamkeit gewidmet hat. Oder es entweder als ein interpersonales Verhältnis der Menschen betrachtet oder als physikalisch-natürliches Phänomen angesehen wird. Die Moderne, in der der anscheinend aufgeklärte Mensch scheinbar zu den Sternen eines guten menschlichen Miteinanders greifen will, bedarf eines neuen Denkens und Handelns im menschlichen Zusammenhang. Das dürfte Reemtsmas Schlüsselsatz für eine andere Option sein: „Es ist für Vertrauenswürdigkeit nicht allein von Belang, dass einer tut, was er sagt, sondern auch, dass er bestimmte Dinge nicht sagt und nicht tut“. Dies aber bedürfe nicht nur der Einsicht und eines gesellschaftlichen Perspektivenwechsels, sondern „Vertrauen bedarf der ständigen und stetigen Bekräftigung, sonst schwindet es“. Das bedeutet, dass nicht „blindes Vertrauen“ das lokale und globale gesellschaftliche Miteinander bestimmen dürfe, auch nicht ein „sakrales Vertrauen“, welches eigenes Handeln durch Gebote und Gesetze bestimmt, sondern „von Vertrauen sollte erst dann gesprochen werden, wenn es eine soziale Praxis des Misstrauens gibt“ [6].

Symbole braucht der Mensch

Dass der Mensch ein „animal symbolicum“ (Paul Cassirer) sei, bedeutet ja nichts anderes als dass Regeln, Symbole, Riten und Mythen das Leben der Menschen, vor allem im Alltag bestimmen. Ein Symbol ist „etwas, das stellvertretend für etwas anderes steht“, so nimmt Erich Fromm [7] den Faden auf, den seit Jahrtausenden Menschen gesponnen haben, um zu ergründen, was es mit den Symbolen eigentlich auf sich habe. Die Symbole, so der französische Symbolforscher Marc Saunier, „zeigen uns alles, was war und was sein wird - in einer unveränderbaren Form“ [8]. Beim Piercing sind Symbole bedeutsam, wie dies in der ganzseitigen Grafik zum Thema Tätowierungen „Unter die Haut“ zum Ausdruck kommt [9]. „Das Deuten von Symbolen ist mit der Person des Deuters, seinen sozialen, geographischen und kulturellen Hintergründen und seinem aktuellen Bewusstseinsstand eng verbunden, ganz besonders aber abhängig von der jeweiligen Intention des Beschauers“. In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Symbolhaftigkeit des Menschseins wird immer wieder darauf hingewiesen, dass besonders in Zeiten von Veränderungsprozessen, Verunsicherungen und Traditionswandel [10] die Menschen darauf angewiesen sind und danach streben, (wenigstens) durch äußere, nicht selten egoistische Formen der Existenzsicherung „Boden unter die Füße zu bekommen“. In der intellektuellen Diskussion wird dann von der Notwendigkeit gesprochen, einen Perspektivenwechsel durchzuführen, wie dies die Weltkommission „Kultur und Entwicklung“ 1995 in ihrem Appell drastisch formuliert hat: „Die Menschheit steht vor der Herausforderung umzudenken, sich umzuorientieren und gesellschaftlich umzuorganisieren, kurz: neue Lebensformen zu finden“ [11].

„Respekt ist ein knappes Gut“,

so der US-amerikanische Theoretiker und Sezierer von Zeit- und Kulturgeschichte, Richard Sennet, die Herausforderung, wie man verhindern könne, dass Menschen sich angesichts ungleicher Talente entmutigen lassen oder Ressentiments entwickeln. Das 2002 mit dem Titel „Respect in a World of Unequality“ in New York erschienene Buch, wurde 2004 in deutscher Sprache herausgegeben [12].  Status, Prestige, Anerkennung, Ehre, Würde, sind einige der Begriffe, die er in einer Mischung aus praktischer Erfahrung und theoretischer Reflexion diskutiert und zu seiner „Schlüsselfrage“ kommt:„Ungleichheit kann Unbehagen verursachen, und Unbehagen mag den Wunsch auslösen, eine Verbindung herzustellen“; jedoch diese Gefühlkette von Zurückhaltung, dem Unbehagen über die eigenen Privilegien  und dem Wunsch nach Kontakt erschwere die Absicht, jemandem Respekt zu erweisen, der auf der sozialen oder ökonomischen Stufenleiter tiefer stehe als man selbst. Abhängigkeit und Autonomie sind für ihn zwei Seiten der einen Medaille. Die sich in den gesellschaftlichen und ökonomischen Wirklichkeiten vollziehenden Ungleichheiten vergrößerten die „Ungleichheiten des Respekts“. Sennets Arbeit zeichnet sich darin aus, dass sie „Stärke“ und „Schwäche“, „Macht“ und „Ohnmacht“ in Frage stellt und die Gleichheit, jene Autonomie des Menschen, um die seit Jahrtausenden immer wieder gerungen wird, auf eine neue gesellschaftliche Waage legt. Autonomie bedeutet, „dass man an anderen Menschen akzeptiert, was man nicht versteht“. Das heißt nicht nur, dass man Schwachen oder Außenseitern Autonomie zubilligt und ihnen damit ihre Würde lässt; es heißt auch, eine gesellschaftliche Kultur zu entwickeln, „wie der Starke jenen Menschen mit Respekt begegnen kann, die dazu verurteilt sind, schwach zu bleiben“. Sennets Plädoyer für Respekt knüpft an die Visionen nach einer „lebendigen Demokratie“, nach Zivilcourage und Mut im Alltag an. Der vom Autor gezeichnete dritte Weg, wie eine Gesellschaft die Menschen befähigt, den Respekt der anderen zu gewinnen – nämlich den anderen etwas zurück zu geben – bedarf unserer Aufmerksamkeit, wenn wir wollen, dass unsere eigene, wie die globale Gesellschaft sich human entwickelt und damit als Menschheit überlebt [13]..

Ist die Frage nach dem Sinn des Lebens eine sinnlose Frage?

Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist wie die Suche nach einem besonderen Hosenknopf in einem Kramladen (wenn es kein Knopfladen ist), oder die Frage an einen schicken Verkäufer in einer pickfeinen Boutique: "Haben Sie auch Hamburger?" Der 66jährige Professor für Englische Literatur an der Universität of Manchester, Terry Eagleton, der, wie er dezidiert betont, kein Philosoph ist, macht sich auf die Suche nach der (unsinnigen?) Frage nach dem Sinn des Lebens, philosophisch und intelligent. Ob es aber die Frage aller (menschlichen) Fragen ist, oder ein unnützes Unterfangen darstellt, darauf gibt er uns keine Antwort. Immerhin konfrontiert er uns mit einer Gegenfrage: Woher kommt es, dass Menschen gerade "in Zeiten, in denen bislang als gesichert geltende Rollen, Überzeugungen und Konventionen in eine Krise geraten", die Frage nach dem Sinn des Lebens stellen? Weil wir "Gewissheiten" verloren haben, oder "Glauben", "Autoritäten"…? Weil Menschen meinten, die Frage nach dem Sinn des Lebens stelle sich gar nicht, weil er ganz selbstverständlich, überliefert und in den Traditionen des Lebens begründet ist? Weil uns die "Werte" abhanden gekommen sind? Die Frage nach dem Sinn des Lebens bündelt sich also in Fragen über Fragen; und mögliche Antworten finden wir dann eben nicht, oder wir finden sie in esoterischen, spiritistischen, eventischen, materialistischen und konsumistischen Verlockungen. Das klingt wie Kulturkritik – und ist es auch! Aber Terry Eagleton hält sich damit nicht allzu lange auf. Die überraschende Wende seiner Frage leitet er mit Hilfe des Philosophen Ludwig Wittgenstein ein, wenn er feststellt: "Was, wenn der Sinn des Lebens etwas wäre, das wir um keinen Preis entdecken sollten?". Die lapidare Antwort verblüfft, versichert und verunsichert gleichzeitig: Leben ist das, was wir aus ihm machen! [14]. Indem wir die Dinge untersuchen, analysieren wir uns selbst.

„Wir glauben nicht an den Fetischismus, aber wir sind fetischistisch“ –

das ist so ein Satz, der unser angeblich modernes, aufgeklärtes und souveränes Denken über die Dinge, die um uns sind, sichtbar und unsichtbar, bei denen die Wirklichkeiten in Mystizismen verschwinden, ins Wanken geraten lässt.  Bei denen wir insgeheim vermuten, dass hinter den allzu leicht in die Schublade mit der Bezeichnung „Primitivität, Phantasmagorien“ einzuordnenden Phänomenen beim Umgang mit den Dingen der Welt doch etwas sein könnte, was wir dann mit der vagen Vermutung und in Anlehnung an Shakespears Hamlet ausdrücken: „Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, als ihr euch in euerem Wissen und in euerer Phantasie vorstellen könnt“. Der Kulturtheoretiker und Mentalitätsgeschichtler an der Berliner Humboldt-Universität, Hartmut Böhme, rüttelt an den vermeintlichen Grundfesten unserer kulturellen Aufgeklärtheit und Sachlichkeit, indem er sich mit klugen Analysen auf die Suche macht, eine Deutungsgeschichte des Fetischismus in den Religionswissenschaften, der Ethnologie, Ökonomie, der Kulturwissenschaften, bis hin zur Psychoanalyse und zum Feminismus in den „modernen“ Gesellschaften zu schreiben, also, wie er im Untertitel des Buches formuliert, „eine andere Theorie der Moderne“ zu formulieren. Dabei kommt er zu der Erkenntnis, dass die Bemühungen der Theoretiker, die vielfältigen Fetischismen den „primitiven“ Kulturen, etwa in Afrika, zuzuweisen, die Phänomene im „Inneren“ der europäischen Kulturen schuf und verstärkte: „Je antifetischistischer die mentale Haltung, desto fetischistischer die Praxis“. Der Autor tritt nicht an als einer, der sich den „Hokuspokus“ herbei wünscht, sondern mit dem Ziel, durch eine „Rehabilitierung des Fetischismus“ eine echte und aussagekräftige Kulturanalyse der modernen Gesellschaften erst möglich zu machen. Während er an dem überkommenen und selten hinterfragten kulturellen Selbstbewusstsein kratzt – die Moderne ist viel weniger aufgeklärt, als sie dies von sich annimmt – plädiert er für einen positiven Umgang mit Fetischismen, weil – und das ist eine Provokation – würde man Fetischismus in unserer Gesellschaft abschaffen (wollen), „so würde nicht das Reich der Freiheit anbrechen, sondern die Gesellschaft zusammenbrechen“. Es sei notwendig, den Fetischismus „auf den Stand der Dinge in unserer Kultur“ zu bringen [15].

Ethnizität

Bei ethnischen Konflikten geht es nicht um Konflikte zwischen ethnischen Gruppen, sondern darum, ob es bei gesellschaftlichen Meinungsbildungen, Trends und Verhaltensweisen einen ethnischen Commonsense gibt. Zwar zeigten sich in der ethnopolitischen Praxis Kategorien von sozialem, gesellschaftlichem und politischem Verhalten, die auf Zugehörigkeiten von Gruppen schließen ließen und bestimmte Vorstellungen, Wünsche und Ziele verdinglichten, also in gesellschaftliche und politische Forderungen umsetzen ließen. Weil diese Kategorien darauf angelegt seien, "aufzurütteln, zu beschwören, zu rechtfertigen, zu mobilisieren, anzustacheln und anzuspornen", wirkten sie bei der Berücksichtigung für analytische Arbeiten performatorisch: "Indem sie sich auf Gruppen berufen, versuchen sie, sie entstehen zu lassen, sie zu beschwören, sie ins Leben zu rufen". Der Soziologe an der Universität von Kalifornien, Rogers Brubakerrubaker, geht diesen Fragen nach, die auch für den Diskurs um Körperlichkeit und Körpermodifikationen bedeutsam sind [16].

„Das Soziale scheint sich überallhin verflüchtigt zu haben - und doch nirgendwohin im besonderen“

Diese provozierende Vermutung stammt vom Pariser Soziologen Bruno Latour. Die Untertitelung seines Buches weist aus, dass es sich um eine „Einführung in die Akteur-Netzwerk-Theorie“ handelt. Dabei geht es nicht wie bei der gängigen Theorie des Sozialkonstruktivismus, bei der angenommen wird, dass Technik und Wirklichkeit sozial konstruiert sind, darum, dass die Phänomene Technik und Natur einbezogen werden; vielmehr wird das Soziale als Netzwerk dargestellt, in dem sich die Phänomene gegenseitig ergänzen, miteinander korrelieren und Handlungspotenziale anbieten. Mit dieser neuen Sichtweise auf die Soziologie als Wissenschaft, als der „Wissenschaft vom Zusammenleben (der Menschen in der Welt)“, will Bruno Latour „modifizieren, was unter ‚sozial’ zu verstehen ist“. Es geht ihm darum, mit dem Geist und den Werkzeugen der Wissenschaft „Assoziationen nachzuzeichnen“, ja vielleicht sogar eine „Assoziologie“ daraus zu machen. Dabei stellt „sozial“ einen „Verknüpfungstyp zwischen Dingen (dar), die selbst nicht sozial sind“. Dabei geht es ihm um die Konfrontation zu der bisherigen Begründung der „Soziologie des Sozialen“ und einer Rechtfertigung seiner „Soziologie der Assoziationen“, seiner „Akteur-Netzwerk-Theorie“, die er künftig als Abkürzung ANT benutzt. „Kann das Soziale neu versammelt werden?“ [17].

Kultur ist ... alles?

Diese Metapher verführt allzu leicht dazu, zu der genau so nichts sagenden Phrase, das ergänzende "und nichts" hinzuzufügen. Doch dies wäre nicht nur unangemessen im wissenschaftlichen Diskurs darüber, was Soziologie leistet und wofür die Disziplin steht, sondern auch allzu platt und diskussionsverweigernd. Denn die immerwährende Frage, was Wissen ist und wie dieses Wissen geschafft werden kann, wird ja bereits mit dem aristotelischen Paradigma beantwortet: Es ist das Wissen von einer Sache im Sinne der Kenntnis der Ursachen dieser Sache! In den wissenschaftlichen Fächern und Bereichen ist spätestens seit der Situation, dass die Welt sich immer interdependenter entwickelt, aber auch der explosionsartig wachsenden Wissensanteile in den einzelnen Disziplinen, das Bewusstsein gewachsen, dass es bei den wissenschaftlichen Fragestellungen notwendig der "Bindestriche" bedarf, soll heißen, einer kooperierenden und ganzheitlichen Betrachtungsweise der jeweiligen Sache und des Phänomens. "Es hängt alles mit allem zusammen", diese platonische Erkenntnis kann auch heute als Antriebsriemen für wissenschaftliches Denken und Handeln gelten. Denn der Wandel ist es, der uns bewegt! Der am Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie und Kultursoziologie der Universität Konstanz tätige Soziologe Andreas Reckwitz schreibt ein Buch zwischen zwei Büchern. In der Zuordnung der beiden Buchtiteln "Die Transformation der Kulturtheorien" (2000) und "Das hybride Subjekt" (2006) lässt sich die "unscharfe" Benennung der soeben vorgelegten Fragen nach "Perspektiven der Kultursoziologie" erklären. Mit dem Fokus auf "unscharfe Grenzen" wird bereits deutlich, dass hier ein Soziologe sein Forschungs- und Arbeitsfeld nicht in Stein meißeln, sondern in den wissenschaftlichen Diskurs stellen will. Immerhin gibt der Autor eine vorläufige Richtungsweisung vor: "Kultursoziologie perspektiviert … das Soziale insgesamt und damit alles, was innerhalb einer Gesellschaft stattfindet, als Kulturelles: von der Ökonomie bis zur Technik, von der Politik bis zur Kunst". Zwangsläufig ergeben sich dabei "unscharfe Grenzen" bei der Zuordnung der Ziele und Möglichkeiten eines so verstandenen Wissenschaftsbereichs, wie auch Spannungsfelder, etwa "zwischen Kulturtheorie und materialen Kulturwissenschaften; zwischen Gegenwartsorientierung und Historisierung;zwischen einer Mikrologie des Alltags und einer Makroperspektive auf die Moderne". Grenzüberschreitungen und Grenzstabilisierungen sind Bestandteile und Motive gesellschaftlichen und kulturellen Handelns. Im soziologischen Diskurs einer kultursoziologischen Fragestellung bedarf es der Suche nach den "konstitutiven Spuren des Vergangenen im Gegenwärtigen", wie auch des "vorgeblich Traditionalen im Modernen". Mit der poststrukturalistisch inspirierten Perspektive lässt sich die Weiterentwicklung der Kultursoziologie hin zu einem politischen Projekt denken, indem sie "demonstriert, wie sich die propagierten Grenzmarkierungen in der Geschichte der Moderne auf verschiedensten Ebenen immer wieder selber dementieren und sich ein ganz anderes Bild der Moderne ergibt" [18].

Wider die Vernunftfeindlichkeit

Endlich, werden die einen sagen, die in der medialträchtigen Manipulieralltäglichkeit unseres gesellschaftlichen und politischen Alltags das Grundübel von Demokratie- und Politikverlust sehen; unglaublich, werden sich die anderen aufregen, die in jeder Form von Kritik an den gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen ein Sakrileg und eine Unanständigkeit sehen. Endlich macht sich einer auf, die Formen von Manipulation, Täuschung, Verarsch... so zu erklären, dass sie allgemeinverständlich und logisch nachvollziehbar sind  – und damit auch den Normalbürger Denkwerkzeuge in die Hand zu geben, Bluff in der öffentlichen Meinung von Tatsachen unterscheiden zu können. Denn der Mensch ist ein zôon politikon, ein politisches Lebewesen, weil er, das wusste schon Aristoteles, sprach- und vernunftbegabt ist; und in seinem Bewusstsein von Freiheit, da halten wir uns an Immanuel Kant, nur das wirklich wissen (und glauben) könne, was sich dem Denken verdankt. Der an der kanadischen Universität in Montreal lehrende Pädagoge und Philosoph, Normand Baillargeon, macht sich Sorgen über den Erkenntniszustand der Menschheit, mit anderen Worten, über die Denk- und Vernunftfähigkeit. In den zahlreichen Neo-Religionen, New-Age-Bewegungen und esoterischen Aktivitäten komme, so der Autor, eine naive und vernunftfeindliche Einstellung zum Ausdruck. Mehr noch beunruhigt ihn die mediale Entwicklung in der Gesellschaft: Medienkonzentration, Profitorientiertheit, Manipulation. Dem „Vormarsch von Dummheit und Aberglauben, von Propaganda und Manipulation“ lässt sich, das ist seine Botschaft, nur mit den Instrumenten des kritischen Denkens und der reflektierten Distanz entgegen treten. Dabei beansprucht er mit seiner Arbeit keine Neuerfindung oder Neudefinition des gesellschaftlichen Zustandes; er will die Zustände mit ausgewählten Beispielen benennen und in einer für den Alltagsgebrauch nützlichen Sprache ausdrücken. Der Ritt durch die Ebenen und Berge, die gepflasterten, asphaltierten Straßen und unebenen Wege, die Hinweis- und Verbotsschilder, die unsere Suche nach Wahrheit und Manipulation begleitet haben, haben ja zum Ziel, zu einer intellektuellen Selbstverteidigung zu kommen. Dem Autor gelingt es, diese schwierige, anspruchsvolle und intellektuelle Anforderung an unseren Verstand anschaulich darzustellen und Mut zu machen, kritisch hinzuschauen, wenn „unumstößliche“ Wahrheiten verkündet, „alternativlose“ politische Programme schmackhaft gemacht werden sollen, oder einfach die „alltägliche“ Nachricht gesendet wird [19].

Ideologie der Ungleichheit

Der Lehrstuhlinhaber des Instituts für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität München, Ulrich Beck, plädierte in seinem Eröffnungsvortrag zum 34. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie am 6. Oktober 2008 in Jena für „Entgrenzungsprozesse“ in dreifacher Hinsicht: Einer Entgrenzung sozialer Gleichheit - Entgrenzung sozialer Ungleichheit - Ende der Entgegensetzung von Natur und Gesellschaft. Dabei kommt er zu aufregenden und vermutlich Viele in der Welt der Wohlhabenden irritierenden Erkenntnissen. Denn der Skandal der Ungleichheit in der Welt zeigt sich in der Form eines Champagnerglases: „Auf die 900 Millionen Menschen, privilegiert durch die Gnade der westlichen Geburt, entfallen 86 Prozent des Weltkonsums, sie verbrauchen 58 Prozent der Weltenergie und verfügen über 79 Prozent des Welteinkommens… Auf das ärmste Fünftel, 1,2 Milliarden der Weltbevölkerung, entfallen 1,3 Prozent des globalen Konsums, 4 Prozent der Energie…“. Wieso lassen sich die Mehrheiten der Weltbevölkerung diese Ungerechtigkeiten gefallen? Beck filtert aus den Analysen und Reflexionen darüber eine Erklärung: „Das Leistungsprinzip legitimiert nationale Ungleichheit, das Nationalstaatsprinzip legitimiert globale Ungleichheit“; weil ein nationalstaatliches Denken und Handeln zwischen politisch relevanter und irrelevanter Ungleichheit unterscheidet. Und weil bisher keine Instanz vorhanden ist, die gewissermaßen als globalstaatliche Zuständigkeit Lösungen dieser Ungleichheiten fordert. Das bedeutet nicht nur, dass in der Welt rund 200 Inseln nationalstaatlicher Ungleichheiten vorhanden sind, sondern auch, dass „die Ungleichheiten zwischen Ländern, Regionen und Staaten als politisch unvergleichbar gelten“. Der „nationale Blick“, als ethno-, euro- und egozentrierte Betrachtung und Einstellung, befördert, verfestigt und begrenzt „die Wahrnehmung sozialer Ungleichheit im Alltag, Politik und Wissenschaft“, weil damit territoriale, politische, ökonomische, gesellschaftliche und kulturelle Grenzen in eins gesetzt werden. Es bedürfe eines „kosmopolitischen Blicks“, um den Anforderungen in einer sich immer interdependenter und entgrenzender entwickelnden Welt gerecht werden zu können. Mit Ai Weiwei könnte man sagen: Es ist nicht die Hoffnung auf Gleichheit der Menschen, die die Ungleichheit gebiert, sondern die „eingegrenzte“. Ulrich Becks Anriss eines Perspektivenwechsels in der sozialwissenschaftlichen Forschung wie in der sich unabänderlich vollziehenden globalen Entwicklung bedarf der Aufmerksamkeit, damit die Menschheit in der Weltrisikogesellschaft human(er), gleich(er) und gerecht(er) überleben kann [20].

„So etwas tut man nicht!“

Skandal ist, wenn man es trotzdem tut – trotz der in der jeweiligen Gesellschaft fixierten Normen, die auf die scheinbare Übereinkunft zusammengeschrumpft wird: Die Empörungen bei diesen Grenzüberschreitungen wachsen sich, je nach der gesellschaftlichen und politischen Position, die derjenige, der sich skandalös verhält, zu einem öffentlichen Aufschrei aus – oder sie werden, keiner kann sagen warum, gar nicht wahrgenommen und versanden in den Kuhlen des gesellschaftlichen Gedächtnisses. Öffentliche Skandalisierung kann also sowohl dazu beitragen, Gesellschaft zu verändern, als auch völlig unskandalös als Ansichtssache abgetan werden. In unserer modernen Gesellschaft werden Skandale meist von den Medien in die Öffentlichkeit gebracht. Die Mittel und Strategien, wie etwa Journalisten Skandalen auf die Spur kommen – von der Recherche bis zum investigativen Journalismus und zum kalkulierten Voyeurismus – sind so vielfältig wie die Skandale, die die öffentliche Meinung empören oder auch unberührt lassen: „Die Wucht öffentlicher Empörung kann Menschen, die von ihr erfasst wurden, für immer gefangen nehmen – ganz gleich, ob sie Täter sind, Opfer oder wie häufig beides“. So lässt sich sagen: „Der Skandal endet nie“, auch wenn die Vergesslichkeit der Medien- und Sensationsgesellschaft dies vermuten ließe. Das ist die grundlegende Erkenntnis eines Projektes, das Jens Bergmann, Absolvent der Henri-Nannen-Schule und derzeitiger Geschäftsführender Redakteur des Wirtschaftsmagazins brand eins, und der Medienwissenschaftler an der Universität Tübingen, Bernhard Pörksen mit 29 Studentinnen und Studenten für Journalistik, Kultur- und Medienwissenschaften und Politische Wissenschaft an der Universität Hamburg durchgeführt haben. In Interviews mit Menschen, die öffentliche Skandale ausgelöst bzw. von ihnen betroffen wurden, sollten „Einblicke in die Logik und Macht öffentlicher Empörung“ werden. Die Herausgeber knüpfen mit ihrem Projekt auch an die Erfahrungen an, die sie in ihrem 2007 erschienenem Buch „Medienmenschen. Wie man Wirklichkeit inszeniert“ dargestellt haben. Es sind aufgezeichnete Gespräche mit Skandalierern, Skandalisierten und Analysten von Skandalen. [21].

Big Brother is watching you - freiwillig

Als George Orwell seinen Roman „1984“ veröffentlichte, in dem er einen ausgedachten Staat beschrieb, in der die Bewohner einer totalen Überwachung unterzogen werden und der "Big Brother", der große Überwacher, die Willens- und Meinungsfreiheit der ihm untertanen Menschen abschafft, da spielt bereits der "Televisor", ein Überwachungsfernseher, die entscheidende Rolle bei der Unterdrückung der Gesellschaft. Ziel des "Großen Bruders" ist es, die Menschen dazu zu bringen, seinen Willen auszuführen und das individuelle Bewusstsein auszuschalten. Diese Manipulation gelingt mit einer speziellen Kommunikation in einer neuen Sprache, der "Newspeak". Mit diesem "Neusprech" drücken schließlich die Menschen die ihnen aufgezwungenen Gedanken und Handlungen aus; und nur wenige merken, was da passiert! Als im März 2000 der privat-kommerzielle Fernsehsender RTL 2 eine Serie beginnt, die den bezeichnenden Titel BIG BROTHER trägt, da ging es den Machern natürlich nicht darum, es dem Manipulator in George Orwells Roman nachzutun. Sie propagierten damit lediglich eine neue Form der Unterhaltung durch das Fernsehen. Und die steigenden Zuschauerzahlen gaben ihnen anfangs auch recht in der Annahme, mit BIG BROTHER einen Nerv der Zeit getroffen zu haben, der sich in dem Slogan ausdrückt: „Privat ist öffentlich!“. Der an der Hamburger Universität lehrende Medienwissenschaftler Christian Pundt geht in seiner Studie den Fragen nach, wie sich die Fernsehunterhaltung Hier und Heute darstellt, welche Bedeutung sie in der sich immer stärker "medial reproduzierenden Gesellschaft" einnimmt, vielleicht sogar Anlass und Ursache dafür ist, dass das "Leitmedium Fernsehen" den gesellschaftlichen Wandel bestimmt. Es ist insbesondere die unmittelbare Darstellung der "Privatheit" – im bisherigen individuellen und kulturellen Selbstverständnis der Menschen als Grundpfeiler von persönlicher Freiheit betrachtet ("My home is my castle") – die in Fernsehsendungen öffentlich zur Schau gestellt wird. Pundt spricht deshalb von einer „öffentlichen Skandalisierung von Privatheit“. Die Ergebnisse der Analyse des Medienwissenschaftlers, unter Berücksichtigung und Einbeziehung der in den genannten Zeiträumen der Produzenten- und Konsumentenbetrachtung der Fernsehnutzung, lesen sich wie ein Probelauf für Manipulation und die Strategie, das Private durch das Öffentliche zu ersetzen. Der dabei deutlich erkennbare Wertewandel im gesellschaftlichen Mainstream sollte dabei jedoch nicht mit dem moralisch erhobenen Zeigefinger wahrgenommen und bewertet werden. Vielmehr gilt es zu erkennen, dass die Medienkritik bei der Übermacht der Privatheitsangebote in den Massenmedien selbst zum Medienereignis geschrumpft ist; mit anderen Worten: in der "Spaßgesellschaft" aufgegangen ist [22].

Erkennen, dass uns die jeweils andere Geschichte unterschiedlich gemacht hat

Ich bin anders, weil ich Ich bin! Die von den Vereinten Nationen im Rahmen der Weltdekade für kulturelle Entwicklung (1988 – 1997) etablierte Weltkommission für Kultur und Entwicklung hat in ihrem Bericht „Unsere kreative Vielfalt“ (1995) eine globale Ethik für eine humane Weiterexistenz und –entwicklung der Menschheit gefordert und dafür als Grundlage „das Ethos der universalen Menschenrechte“ benannt: „Alle Menschen werden mit gleichen Rechten geboren und haben Anspruch auf diese Rechte, unabhängig von Klasse, Geschlecht, Rasse, Gemeinschaft oder Generation“. In den in der Menschheitsgeschichte immer wieder aufflammenden Konflikten über Anderssein, Dominanz, Höherwertigkeitsvorstellungen und Unterdrückung, wird genau diese Ethik missachtet und außer Kraft gesetzt. Die Ursachen und Schwierigkeiten von Ausgrenzung und der Definition, wer zu einer Gesellschaft gehören soll und darf und wer nicht, gründen ja immer wieder in den irrigen Vorstellungen, wie sie Ethnozentrismus und Rassismus hervorbringen. „Kultur kann im weitesten Sinn als Bedeutungssystem aufgefasst werden, das sich je nach historisch-spezifischem Kontext über unterschiedliche Praktiken auf allen Ebenen der Lebensweise spezifischer gesellschaftlicher Gruppen ausdrückt„; was bedeutet: Individuelles und gesellschaftliches Denken und Handeln als kulturgeprägte Verhaltensweisen und Orientierungsmuster zu begreifen. Nur so nämlich ist zu verstehen, dass „Kultur … untrennbar mit dem Gesellschaftlichen und Politischen verknüpft“ ist. An der österreichischen Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt arbeitet ein interdisziplinäres und fakultativübergreifendes Netzwerk zusammen, um die kulturellen Dimensionen von Konflikten in den Blick zu nehmen, die Bedeutungszusammenhänge zu analysieren und an den Beispielen der Funktionsweisen von Kultur nach humanen Lösungsmöglichkeiten Ausschau zu halten. Das Forschungsnetzwerk „Kultur & Konflikt“, dem das Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung, das Institut für Philosophie, das Zentrum für Friedensforschung und Friedenspädagogik und die Fakultät für Kulturwissenschaften angehören, führt Workshops und Konferenzen durch in der Erkenntnis, dass „Wissenschaft nicht nur die Aufgabe (hat), die Welt zu interpretieren, sondern auch, sie zu verändern“. Über kulturelle Dimensionen von Konflikten zu reflektieren und zu forschen, ist ohne Zweifel in der sich immer interdependenter, multikultureller und entgrenzender Einen (?) Welt zu einer wichtigen Herausforderung für Hier und Heute geworden. Dass diese wissenschaftliche Aufgabe nicht mehr disziplinär, sondern nur noch interdisziplinär und kooperativ erfolgen kann, dürfte mittlerweile zum wissenschaftlichen Selbstverständnis gehören [23].

Ist das „gute Leben“ langweilig?

Der griechische Philosoph Aristoteles sieht im eu zên, dem „guten Leben“, das alles umfassende Gut und Ziel, das Menschen erstreben können. Es unterscheidet sich vom bloßen Leben, etwa der Tiere, dadurch, dass „der Mensch, weil er am Göttlichen teilhat, zum guten Leben fähig“ ist (F.Ricken, in: Otfried Höffe,Hrsg., Aristoteles-Lexikon, 2005, S. 224). Diese Definition des Menschlichen hat sich von der antiken Philosophie bis in unsere heutigen Vorstellungen als ein Mythos und gleichzeitig als eine Weisheitslehre durchgesetzt und erhalten. Ob wir in unseren Sprichwörtern „den Stier bei den Hörnern packen“, ob unsere Entscheidungen „zwischen Skylla und Charybdis“ verlaufen, ob wir dazu aufrufen, den „Augiasstall auszumisten“ oder in unseren Sehnsüchten den „Ariadnefaden folgen“ möchten – immer denken wir dabei, meist unbewusst und nicht immer in der Geschichte zu Hause, griechische Mythen mit. Es sind die „schlafenden Metaphern“ (Charles Perelman) in unserer Alltags- und Muttersprache, die der Aufmerksamkeit und Entdeckung wert sind, ohne dass man dabei Historiker oder Sprachwissenschaftler sein muss. So wie Platons Ausspruch „Das Schöne ist schwer“ könnte man sagen: „Harmonie ist schwer“. Der französische Sprachwissenschaftler Luc Ferry zeigt an Beispielen aus der griechischen Mythologie auf, was wir heute aus Mythen herauslesen und wie wir sie zurechtrücken können, um existentielle und kosmische Ordnung leben zu können [24],

Intensive Auseinandersetzung mit Reflexivität und Kritik

Der Begriff „soziale Ausschließung“ zielt auf Herrschafts- und Gesellschaftskritik und wird verstanden „als verweigerte(r) Zugang zu gesellschaftlich erzeugten Ressourcen und einer zumindest erschwerten Teilnahme an Gesellschaft sowie die Betrachtung von sozialen Ausschließungen als ‚graduelle Prozesse‘“. Herrschaftskritik ist, wenn sie nicht nihilistisch daher kommt, notwendig, um Macht von Menschen über Menschen zu legitimieren, aber auch zu verhindern. Legitimierte, institutionalisierte Herrschaft, zum Beispiel in den Feldern der Sozialen Arbeit, bedarf der „Auseinandersetzung mit der institutionellen Verfasstheit von Wohlfahrtsstaatlichkeit mit einer Perspektive ‚von unten‘“; und zwar mit den Mitteln der Reflexivität und Kritik in Theorie und Praxis. Der als Festschrift zu Ehren des 65. Geburtstages der Frankfurter Sozialwissenschaftlerin Helga Cremer-Schäfer von Schülerinnen, Schülern, Kolleginnen und Kollegen verfasste Sammelband „Episoden sozialer Ausschließung“ ist mehr als eine Ehrengabe für eine verdiente Wissenschaftlerin; sie stellt sich als eine Bestandsaufnahme dar, wie Formen, individuelle und gesellschaftliche Folgen von Exklusion und Ausschließung in der institutionalisierten Sozialen Arbeit wirksam werden. Den Autorinnen und Autoren der interdisziplinären Beiträge gelingt es zudem, nicht dabei stehen zu bleiben, sondern auch Alternativen und Perspektiven zur Diskussion zu stellen, wie Inklusion und Einschließung (im besten, integrativen Sinn des Wortes) möglich werden und „Handlungsfähigkeit (als) Fähigkeit, Konflikte wahrzunehmen und auszutragen und die Möglichkeit zu erkennen, was schon jetzt möglich ist oder was unter welchen Umständen möglich werden könnte“ [25].

Bewusstsein ist nicht nur Wachsein

cogito ergo sum“ („ich denke, also bin ich“), so drückte der französische Philosoph und Naturwissenschaftler René Descartes (1596 – 1650) das Wissen über sich selbst aus, wobei er auswies, dass der Mensch sich seiner Gedanken unmittelbar bewusst sei, während er die Dinge, die von der Außenwelt auf ihn einwirken, nur unmittelbar aufnehme. Es zeigt sich also bereits in dieser frühen philosophischen Zuordnung, dass unser Bewusstsein Bestandteil unseres Geistes und damit unseres individuellen Daseins ist. „Ohne Bewusstsein ist die persönliche Sichtweise aufgehoben, wir wissen nichts von unserer Existenz, und wir wissen auch nicht, dass irgendetwas anderes existiert“. Die existentielle Frage „Wer bin ich?“, die jeder Mensch sich stellt und stellen muss, ist ja für die eigene wie die kollektive Identität die Grundlage für das Menschsein und die Menschlichkeit. Es ist eine philosophische und alltägliche Frage; und die Antworten darauf stellen sich als Selbstverständlichkeiten wie Überraschungen und Entdeckungen dar. Wie aber entsteht unser Bewusstsein? Auch auf diese Frage gibt es philosophische Antworten wie Vermutungen. Eine der Antworten lautet: Aus unserem bewussten Geist. Was aber unser Geist ist, lässt sich wiederum nicht messen und schon gar nicht anschauen; denn unseren Geist spüren wir nur selbst von unserem Innern heraus. Die Vermutung, dass unser Geist in unserem Gehirn entsteht, ruft – neben den Philosophen – diejenigen auf den Plan, die unser Gehirn als ein Organ kennen: Die Neurologen und Psychologen. Der portugiesische Neurowissenschaftler von der University of Southern California, Fellow bei zahlreichen wissenschaftlichen Einrichtungen, u. a. der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, António R. Damásio, setzt sich in seinem Buch „Selbst ist der Mensch“ mit zwei spannenden Fragen auseinander: „Wie baut das Gehirn einen Geist auf?“ und „Wie sorgt das Gehirn in diesem Geist für Bewusstsein?“. Damasios Forschungen zum Bewusstsein gehen auf Konfrontation zu der bisherigen, durch Descartes überkommenen Postulate, dass es eine Trennung zwischen Körper und Geist gebe; er geht vielmehr davon aus, dass ein konstitutiver Zusammenhang zwischen Körper und Geist bestehe und sich die Eigenschaften ständig gegenseitig beeinflussten [26].

Wenn unser Gehirn sich verändert, verändern wir uns mit ihm

Das Gehirn, als Zentralnervensystem unseres Körpers, ist seit Menschengedenken Forschungs- und Spekulationsobjekt. Nach den moderneren Vorstellungen befindet sich im Großhirn das Zentrum unserer Wahrnehmungen, unseres Bewusstseins, Denkens, Fühlens und Handelns (http://de.wikipedia.org/wiki/Gehirn). Es sind insbesondere die neurophysiologischen und -wissenschaftlichen Forschungen, die in der öffentlichen Meinung euphorische, euphemische, empathische wie enragierte und eskapatische Auffassungen der Bedeutung der (Spiegel-)Neuronen für das Denken und Verhalten der Menschen hervorrufen [27]. Der Aufbau des menschlichen Gehirns aus mehreren Hundert Milliarden Zellen verursacht beim naiven wie beim wissenschaftlichen Betrachter eher Staunen denn Wissen; und in der neurowissenschaftlichen Forschung wird immer deutlicher, dass ein Mehr-Wissen über das, was Denken, Fühlen, Erfahren und Erleben beim Menschen ausmacht, nur als gemeinsame Anstrengung der Wissensdisziplinen, der Biologie, Medizin, Psychologie, Philosophie, Sprachwissenschaften, Mathematik, Physik…, möglich ist. Die sich daraus ergebenden Forschungsergebnisse füllen mittlerweile ganze Bibliotheken; und die Befürworter wie Kritiker zum Erkenntnisstand über das menschliche Gehirn tappen vielfach weiterhin im Dunkeln, bzw. haben sich mit ihren Konzepten mehr oder weniger eingeigelt [28]. Es wirkt irritierend oder gar verstörend und bedrohlich, wenn unser Bewusstein vom selbständigen Denken und Tun mit Behauptungen korrigiert wird, wie: „Gehirne haben sich darauf spezialisiert, Informationen zu sammeln und das Verhalten entsprechend zu steuern. Dabei ist es egal, ob das Bewusstsein an der Entscheidungsfindung beteiligt ist oder nicht“. Was passiert da mit uns ohne unser intellektuelles Zutun? Sind wir den evolutionsgeschichtlichen Entwicklungen, die unser Gehirn zu diesem geheimnisvollen Megasystem gemacht hat, machtlos ausgeliefert? Steuert uns unser Gehirn? Solche Fragen bieten Medien reißerische Schlagzeilen. Und, wenn wir nicht das einsetzen, was uns Menschen zu den vernunftbegabten Lebewesen macht, geraten wir unversehens in Fatalismen oder Euphorismen. David Eagleman stellt mit dem Buch „Inkognito: Die geheimen Eigenleben unseres Gehirns“ das Faszinosum dieses Apparates in unserem Kopf vor, indem er unser scheinbar gefestigtes, überkommenes Wissen vom „Ich“ und der Allmacht des Ego immer wieder in Frage stellt. Er lässt uns Anteil haben an den vielzähligen neurowissenschaftlichen Experimenten, und er erzählt die komplizierten, neuronalen, physikalischen und biologischen Zusammenhänge in einer Sprache, die auch für weniger firme ExpertInnen verständlich ist und die Komplexität nachvollziehen lässt, die das menschliche Gehirn aufweist. Die Desillusionierungen von (lieb gewonnenen und nicht hinterfragten) „Gewissheiten“ brauchen freilich nicht zu Fatalismus und Verzweiflung führen, sondern eher zu dem Triumph: Als Mensch „( ) sind (sie) das regste und hellste Wesen auf diesem Planeten“ [29].

Der Verwertungsprozess des Werts

„Hannibal ante portas“, so formulierten unsere Altvordern eine Situation, in der sie darauf hinweisen wollten, dass ein Ereignis bevorsteht, vor dem es zu warnen gilt. Dabei ist immer von einer Person oder einem Zusammenschluss die Rede, die Macht und Herrschaft beanspruchen, nicht immer zum Vorteil der Gemeinschaft, sondern als Eigennutz und vorwiegend mit ideologischer Begründung. Dieser Herrschaftsanspruch war also direkt zu benennen und auch zu identifizieren. Karl Marx hat in seiner Ökonomie- und Gesellschaftskritik darauf hingewiesen, dass „der Verwertungsprozess des Werts ( ) einen Typus von anonymer Herrschaft hervor(bringt), deren Kennzeichen nicht in der Unterordnung des Willens einer Person unter den einer anderen besteht“, sondern der Kapitalismus als Gesellschaftsformation „eine Unterordnung der Willen und Zwecke aller Akteure unter den Akkumulationsimperativ …, der ‚Produktion um der Produktion willen‘ bedinge“. Der Wandlungsprozess in der bürgerlichen Gesellschaft vom rechtsphilosophischen hin zum politökonomischen Denken, den Marx und auch die Moderne aufgreifen, ist ja bestimmt von der „Abspaltung der Kategorie des Staatsinteresses von der Herrscherwillkür und metaphysischen Normkonstrukten“ und führt zur „Entstehung eines ‚transpersonalen Bezugspunkt[es] des Staates‘“ [30]. Macht, Herrschaft (und Moral) sind Kategorien, die Marx in seiner Ökonomiekritik besonders hervorhebt. Sie wird von Ingo Elbe vom Institut für Philosophie der Carl von Ossietzky-Universität in Oldenburg, Sven Ellmers vom der FernUniversität in Hagen und Jan Eufinger vom Institut für Sozialtheorie der Universität Bochum als Herausgeber eines Sammelbandes aufgenommen, im dem Konzepte moderner Herrschaftsordnungen diskutiert werden undd dabei insbesondere der Diskurs um „ anonyme Herrschaft“ in der Marxschen und modernen Diktion reflektiert wird. Über „anonyme Herrschaft“ als realexistierende Machtform nachzudenken ist nicht nur deshalb notwendig, weil sich „die Herrschaftsorganisation des modernen Kapitalismus ( ) grundlegend von allen vorherigen Gesellschaftsformationen (unterscheidet)“, sondern sich auch „als sachliche Verhältnisse der Personen oder gesellschaftliche(n) Verhältnisse der Sachen“ darstellen. [31] Es sind die differenzierten Zugangsweisen und Diskussionsformen, die danach fragen, ob es alternative Systeme zu den scheinbar eindeutigen Machtsystemen im neoliberalen, kapitalistischen System gibt [32].

Kapitalismus als Religion – Religion als Markt?

Hat das Streben nach kapitalistischem Wohlstand, nach einem materialistischem Immer-Mehr-Verlangen etwas mit Spiritualität, mit der Suche nach und dem Aufgehobensein in Religiosität zu tun? Das ist eine uralte, immer wieder neu gestellte, kontrovers diskutierte und nicht beantwortete Frage; es sei denn, sie wird individuell, kollektiv, kulturell oder ideologisch postuliert; damit aber ist sie zwar diskutier-, aber eben nicht allgemeingültig beantwortbar. Es geht hier also nicht um den durchaus lebhaften und legitimen Diskurs darüber, ob es einen Gott gibt oder keinen, wie dies etwa in den atheistischen Diskussionen lebhaft verhandelt wird, auch nicht um die berechtigte Frage, ob der Mensch „nicht nur das politische Wesen von Aristoteles, nicht nur nach Hobbes des Menschen Wolf, sondern vielmehr von Anbeginn an ein soziales und religiöses Wesen ist;  vielmehr wird hier Religionskritik mit Gesellschaftskritik verbunden [33] und nachgeschaut ob Reden über Religion eine existentiell bedeutsame Herausforderungen für uns Menschen darstellt, oder (nur) ein ideologischer Ballast ist. Es ist die Frage nach den Menschenrechten, nach Freiheit, Gerechtigkeit und Individualität [34] und den Zusammenhang von Religiosität und Materialismus [35].

Unsere Körperlastigkeit?

Unser Körper ist das Gefäß für unsere Seele, diese anthropologische Betrachtungsweise ist ja nicht unumstritten; vor allem dann nicht, wenn der anthrôpos, der Mensch, seine Vormachtstellung als „Beherrscher der Welt“ missbraucht und sich bei den Existenz- und Sinnfragen nur nach egoistischen, ökonomischen und konsumtiven Bedürfnisse einrichtet. Es ist deshalb angeraten, die eigentlichen, humanen Sinnfragen neu zu stellen und die Vernunftbegabung des Menschen zu ihrem Recht kommen zu lassen.. Es gilt aus dem Gefängnis der eigenen, ethnozentrischen und egoistischen Sinnlichkeit herauszutreten und die körperlichen und physischen Sinne interkulturell zu denken: „Die Sinne sind blind ohne die Wegweisungen des kollektiven Gedächtnisses, sie sind stumm ohne das Erzählen, taub ohne die Erfahrung, die materielle Wahrnehmungen zu Alltagspraxen formt“. Mit einer „Ethnographie der Sinne“ könnte das gelingen [36].

Von der Identitätskrise zum Halleluja?

Ob die Zukunft schon begonnen hat (Robert Jungk), ob sie nach uns kommt (Hans A. Pestalozzi), oder ob es (k)eine Zukunft für die Menschheit gibt, das lässt sich optimistisch, pessimistisch oder permissiv diskutieren. Betrachten wir die philosophischen Überlegungen, wie sie sich im Dreiklang von Vergangenem – Gegenwärtigem – Zukünftigem ergeben, landen wir zwangsläufig bei den Zeit- und Daseinsvorstellungen der griechischen Philosophen. Aristoteles unterscheidet zwischen dem „esomenon“, als etwas, was sein wird, und dem „mellon“, einem tendenziell Zukünftigem und zeigt auf, dass Vorhersagen für (mögliche) zukünftige Ereignisse „in der Gegenwart noch nicht wahr oder falsch sind, sondern sich erst in der Zukunft bewahrheiten oder als falsch erweisen werden“ (H. Weidemann, in: Otfried Höffe, Aristoteles-Lexikon, Stuttgart 2005, S. 341ff). Über die Zukunft nachdenken und reden zeigt sich also als ein gewagtes Unterfangen; vor allem, wenn es um so großes wie die „Zukunft der Menschheit“ geht. Einfacher wie gleichzeitig schwierig ist es, über die Zukunft der eigenen Gesellschaft und damit des eigenen Seins und das der Seinen zu reflektieren. Der 1984 im nordostbayerischen Tirschenreuth, nahe der tschechischen Grenze geborene Wolfgang Gründinger ist Politik- und Sozialwissenschaftler, Sprecher der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen und gehört zum Kreis der jungen Forscher des Club of Rome. Vor allem durch seine Veröffentlichungen („Aufstand der Jungen“, 2009, und „Lobbyismus im Klimaschutz“) ist er als „Anwalt der Jugend“ ( E. U. von Weizsäcker) hervorgetreten. In seinem neuen Buch „Wir Zukunftssucher“ nimmt er den Begriff „Gentrifizierung“ auf und fragt, wie sich der gesellschaftliche und soziologische Wandel vom Land in die Stadt und innerhalb der Zentren von Stadtteil zu Stadtteil vollzieht, zugunsten und zulasten von alten und jungen Menschen. Der junge Wolfgang Gründinger liest uns Alten mit seinen Anfragen und Aussagen zur lokalen und globalen Lage der Welt (vgl. dazu auch die jährlich erscheinenden Berichte des New Yorker World Watch Institute: Zur Lage der Welt; Rezensionen in socialnet) nicht die Leviten, sondern lässt uns mit einer bemerkenswert empathischen Art teilhaben an „Lebensgefühl und Haltung der Jungen“, wie Gesine Schwan in ihrem Nachwort zum Buch betont [37].

Und so weiter

Vom Piercing zum Halleluja? Ein chuzpiger Brückenschlag! Aber er ist, betrachten wir es aus der Nachschau über den wissenschaftlichen Diskurs über „Körper und Geist“, gar nicht so abwegig; denn das zeigen die hier – subjektiv und selektiv – ausgewählten Literaturbeispiele: Körper ist ohne Geist eine Hülle; und Geist ohne Körper eine Mystik. Der anthrôpos, der Mensch, ist ein mit Vernunft ausgestattetes, auf ein Leben in Gemeinschaft mit den Mitmenschen und der Natur angewiesenes und nach einem guten, gelingenden und gerechten Leben strebendes Lebewesen. Ob es dazu Körpermanipulationen und -modifikationen bedarf oder ob Piecing, Cutting, Tätowierungen und Transplantationen Mittel sind, die eigene Identität zu bauen, sollte in einer freiheitlich und demokratisch verfassten Gesellschaft höchstens der Frage nach dem „guten Geschmack“ und den geltenden, sich verändernden Werten und Normen geschuldet werden; in keinem Fall aber einem Ordre mufti unterliegen! Eine Antwort darauf kann m. E. nur sein: Der kategorische Imperativ, der sich volkstümlich ausdrückt in dem Sprichwort – „Was du nicht willst, das man dir tu‘, das füg‘ auch keinen andern zu!“ – muss die Grundlage eines friedlichen, gleichberechtigten und sozial gerechten, also humanen Zusammenlebens der Menschen lokal und global sein! Es gibt zwar einige Hinweise darauf, dass sich lokal und global die freiwilligen, modetrendigen Eingriffe in Haut und Körper reduzieren (die Nachfrage nach Laserbehandlungen, um Piercings und Tatoos zu beseitigen und andere Körperveränderungen (möglichst) rückgängig zu machen, steigt); doch das Faszinosum für Körperschmuck bleibt. Bei der Betrachtung des Phänomens freilich wird man Unterschiede machen können zwischen dem Anbringen von (beinahe) nicht wieder löschbaren Piercings, Cuttings und Bodymodifications und Techniken, wie sie seit 5000 Jahren als Hennamalerei in orientalischen Kulturen angebracht werden und Bestandteil von Festen, wie etwa Hochzeiten, sind. Einen interessanten Bericht über den Brauch geben Ulla Lenze und Maya Claussen mit ihrem Bericht „Gib mir ein Zeichen“, in dem sie über die Traditionen und Veränderungen der braunen Hennabemalung von indischen Frauen informieren [38]. Mit der Aussage: „Das Tatoo ist am Ende immer Gefangenenkunst. Einer ist eingeschlossen in Haut, Fleisch, Geäder und Knochen, und er lässt sich sein Gefängnis als leuchtende Festung gestalten“, werden Fotos über Tätowierungen mittlerweile in Museen gezeigt, wie derzeit im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe [39]. Autor
Dr. Jos Schnurer
Ehemaliger Lehrbeauftragter an der Universität Hildesheim
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[1] Barbara Vinken, doppelpunkt, in: chrismon 1/2009, S. 34f

[2] Katja Bigalke, Der Körper als Kunstwerk. Die Geschichte der Body Modification, DeutschlandRadioKultur, 07.08.2013, 19.30 Uhr

[3] Carsten Würmann / Martina Schuegraf / Sandra Smykalla / Angela Poppitz, Hrsg., Welt. Raum. Körper. Transformationen und Entgrenzungen von Körper und Raum, 2007, Berliner Literaturkritik, 27.03.2008

[4] Joshua Cooper Ramo, Das Zeitalter des Undenkbaren. Warum unsere Weltordnung aus den Fugen gerät und wie wird damit umgehen können, 2009, zur Rezension 

[5] Jana Simon, Alltägliche Abgründe. Das Fremde in unserer Nähe, 2004, zur Rezension

 

[6] Jan Philipp Reemtsma, Vertrauen und Gewalt. Versuch über eine besondere Konstellation der Moderne, 2008, Berliner Literaturkritik, 17.07.2008

[7] Erich Fromm, Märchen, Mythen, Träume. Eine Einführung in das Verständnis einer vergessenen Sprache, Berlin-Darmstadt-Wien 1980, S.18

[8] Wolfgang Bauer u.a., Lexikon der Symbole, 2. Aufl., München 1987, S.11

[9] Marie Seeberger, in: DIE ZEIT, Nr. 13 vom 21.03.2013, S. 41

[10] Hermann Mückler / Gerald Faschingeder, Hrsg., Tradition und Traditionalismus. Zur Instrumentalisierung eines Identitätskonzepts, 2012, zur Rezension

[11] Deutsche UNESCO-Kommission, Unsere kreative Vielfalt. Bericht der Weltkommission „Kultur und Entwicklung“ (Kurzfassung), 2., erweit. Auflage, Bonn 1997, S. 18

[12] Richard Sennett, Respekt im Zeitalter der Ungleichheit, 2004, zur Rezension

[13] vgl. dazu auch: Richard Sennett, Zusammenarbeit. Was unsere Gesellschaft zusammenhält, 2012, zur Rezension

[14] Terry Eagleton, Der Sinn des Lebens, 2008, zur Rezension

[15] Hartmut Böhme, Fetischismus und Kultur. Eine andere Moderne, 2006, zur Rezension

[16] Rogers Brubaker, Ethnizität ohne Gruppen, 2007, zur Rezension

 

[17] Bruno Latour, Soziologie für eine neue Gesellschaft. Einführung in die Akteur-Netzwerk-Theorie, 2007, Berliner Literaturkritik, 11. 4. 2008

 

[18] Andreas Reckwitz, Unscharfe Grenzen. Perspektiven der Kultursoziologie, 2008, zur Rezension; vgl. auch: Andreas Reckwitz, Die Erfindung der Kreativität, 2012, zur Rezension

 

[19] Norman Baillargeon, Crash-Kurs Intellektuelle Selbstverteidigung. Wie wir die alltägliche Manipulation aus Blenden, Täuschen und Vernebeln durchschauen, 2008, zur Rezension

[20] Ulrich Beck, Die Neuvermessung der Ungleichheit unter den Menschen, 2008, zur Rezension

[21] Jens Bergmann, Bernhard Pörksen, Hrsg., Skandal! Die Macht öffentlicher Empörung, 2009, zur Rezension; vgl. dazu auch: Bernhard Pörksen / Hanne Detel, Der entfesselte Skandal. Das Ende der Kontrolle im digitalen Zeitalter, 2012, zur Rezension; sowie: Heinz von Foerster / Bernhard Pörksen, Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners. Gespräche für Skeptiker, 2011, zur Rezension

[22] Christian Pundt, Medien und Diskurs. Zur Skandalisierung von Privatheit in der Geschichte des Fernsehens, 2008, zur Rezension

[23] Wilhelm Berger, u.a., Hrsg., Kulturelle Dimensionen von Konflikten, 2010, zur Rezension

[24] Luc Ferry, Leben lernen. Die Weisheit der Mythen, 2009, zur Rezension

[25] Ellen Bareis / Christian Kolbe / Marion Ott / Kerstin Rathgeb / Christian Schütte-Bäumner , Hrsg., Episoden sozialer Ausschließung. Definitionskämpfe und widerständige Praxen, 2013, zur Rezension

[26] Antonio Damasio, Selbst ist der Mensch. Körper, Geist und die Entstehung des menschlichen Bewusstseins, 2011, https://www.socialnet.de/rezensionen/13124.php; vgl. auch: Lawrence LeShan, Das Rätsel der Erkenntnis. Wie Realität entsteht, 2012, zur Rezension

[27] Ulrich Herrmann, Hrsg., Neurodidaktik, 2009, zur Rezension

[28] Karl Heinz Bohrer, Selbstdenker und Systemdenker. Über agonales Denken, 2011, https://www.socialnet.de/rezensionen/12903.php

[29] David Eagleman, Inkognito. Die geheimen Eigenleben unseres Gehirns, 2012, zur Rezension

[30] vgl. dazu auch: Herfried Münkler, Mitte und Maß. Der Kampf um die richtige Ordnung, 2010, zur Rezension

[31] Ingo Elbe / Sven Ellmers / Jan Eufinger, Hrsg., Anonyme Herrschaft. Zur Struktur moderner Machtverhältnisse, zur Rezension

[32] John Holloway, Die Welt verändern, ohne die Macht übernehmen, 2002, zur Rezension

[33] Maxi Berger / Tobias Reichardt / Michael Städtler, Hrsg,, „Der Geist geistloser Zustände“. Religionskritik und Gesellschaftskritik, 2012, zur Rezension

[34] Hans Joas, Die Sakralität der Person. Eine neue Genealogie der Menschenrechte, 2011, zur Rezension

[35] Richard Edtbauer /Alexa Köhler-Offierski, Hrsg., Welt- Geld – Gott, zur Rezension

[36] Lydia Maria Arantes / Elisa Rieger, Hrsg., Ethnographien der Sinne. Wahrnehmung und Methode in empirisch-kulturwissenschaftlichen Forschungen, 2014, zur Rezension

[37] Wolfgang Gründinger, Wir Zukunftssucher. Wie Deutschland enkeltauglich wird, zur Rezension

[38] Ulla Lenze / Maya Claussen, Gib mir ein Zeichen, in: ZEITReisen, Nr. 10 / März 2015, S. 17ff.

[39] Peter Kümmel, Das geheime Leben der Haut, DIE ZEIT, Nr. 6 vom 26.02.2015