Einzig wirksamer Lösungsansatz für die Pflege: "Gewaltig in die Profession investieren"

Nach Ansicht des Deutschen Berufsverbandes der Pflegeberufe (DBfK) steuern wir in Deutschland auf eine Pflegekatastrophe hin. So interpretiert jedenfalls der DBfK die neuesten Zahlen des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) zur Langzeitpflege. Er erneuert seine Forderunge nach besseren Arbeitsbedingungen in der Branche. Nur so können...

Die IW-Simulation habe ergeben, dass im Jahr 2035 circa vier Millionen Pflegebedürftige versorgt werden müssen und dafür ein Zuwachs von 44 Prozent Pflegefachpersonal erforderlich ist. „Dies ist keine neue Botschaft - das deutsche Gesundheitssystem ist ein Pflegefall. Andere Wissenschaftler seien in den vergangenen Jahren zu ähnlich dramatischen Prognosen gekommen. Vor dem Hintergrund, dass die Vorausberechnungen auf einer heute bereits bestehenden Mangelsituation basieren, wird die Lücke zwischen Bedarf und Verfügbarkeit von Pflegekompetenz noch dramatischer ausfallen als diese Zahlen zeigen. Da hilft nur eins: gewaltig in die Profession investieren und versuchen aufzuholen, was lange versäumt worden ist", sagt die Sprecherin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK), Johanna Knüppel. Das deutsche Gesundheitssystem sei weit davon entfernt, Vorbild zu sein, wie man dem Ausland gegenüber gern den Anschein erweckt.

Angesichts der vielen Milliarden Euro, die für Gesundheit und Pflege jedes Jahr verbraucht werden, müssten die Outcomes und der Nutzen für Patienten und Bewohnerinnen und Bewohner erheblich besser sein. Es fehle sowohl an Nachhaltigkeit als auch an Patientenorientierung, aktivierende individuelle Pflege werde zu oft wegrationalisiert. Solange Anreize zur Erlössteigerung das Handeln dominieren, ungeachtet dessen, was kranke und pflegebedürftige Menschen brauchen und sich wünschen, werde sich aber kaum etwas ändern. „Starke Kräfte und mächtige Player mit handfesten Eigeninteressen wissen dies bislang zu verhindern", so Knüppel.

Säule der Pflege zu Hause stärken 

Im Prinzip seien die kürzlich auf den Weg gebrachten Gesetzesvorhaben der Bundesregierung die erste Schritte in die richtige Richtung, allerdings kämen sie sehr spät und zu wenig beherzt. Eine andere Studie habe gerade gezeigt, wie groß die (erklärte) Bereitschaft in der Bevölkerung ist, in der eigenen Familie Pflege und Verantwortung zu übernehmen. Das komme den Wünschen alter, kranker Menschen entgegen, die so lange wie irgend möglich im vertrauten Zuhause bleiben möchten. Und es entlastet das Versorgungssystem, das ohne die Pflege durch Angehörige schon längst zusammengebrochen wäre.

Diese Säule zu stärken – durch finanzielle Förderung, durch Ausbau von Tagespflege, unterstützende Pflegedienste, neue Wohnformen u.v.m. – zählt der DBfK zu den wichtigsten strategischen Zielen. Parallel dazu müsse in die Berufsgruppe der professionell Pflegenden investiert werden – auf allen Ebenen. Mitarbeiterbindung im Pflegeberuf stehe und falle mit den Arbeitsbedingungen.

Hintergrund

Der DBfK hat sich der weltweiten Initiative NURSING NOW der Weltgesundheitsorganisation und des Weltverbands der Pflegeberufe angeschlossen. Eine der fünf Kernforderungen der Kampagne lautet: ‚Regierungen müssen in die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, der Ausbildung und der Führungskompetenzen von professionell Pflegenden investieren. Auf diese Weise sorgen sie für bessere Gesundheit, fördern Frauen und stärken die lokale Wirtschaft'. 


Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK) vom 11. September 2018