Einmischen lernen: Kinder- und Jugendgremien entwickeln Strategien

Sichere Radwege, ein selbstorganisiertes Jugendcafe, freien WLAN-Zugang in der Schule, im Jugendzentrum und auch im Innenstadtbereich sowie ein ausreichendes und festes Budget für den Kinder- und Jugendrat, das sind einige der Wünsche und Themen, mit denen sich nach Ansicht von Kindern und Jugendlichen die Jugendpolitik vor Ort befassen sollte. Aber wie können diese Themen im Jugendhilfeausschuss oder anderen politischen Gremien eingebracht werden? Dieser Frage widmete sich eine Veranstaltung der Landschaftsverbände Westfalen-Lippe (LWL) und Rheinland (LVR) sowie der LWL-Servicestelle für Kinder- und Jugendbeteiligung NRW.

Knapp 70 Jugendliche aus 20 Städten diskutierten in Münster Strategien, wie sie sich mit ihren Themen in die Jugendpolitik vor Ort einmischen können. Mit dabei waren Jugendliche aus: Bielefeld, Dortmund, Gelsenkirchen, Gütersloh, Hennef (Rhein-Sieg-Kreis), Hattingen, Herdecke (beide Ennepe-Ruhr-Kreis) Hilden (Kreis Mettmann), Leichlingen, Wermelskirchen (beide Rheinisch-Bergischer Kreis), Münster, Rheine (Kreis Steinfurt), Siegen, Schwerte (Kreis Unna), Castrop-Rauxel, Dorsten, Marl, Oer-Erkenschwick, Recklinghausen und Waltrop (alle Kreis Recklinghausen).

"Wir haben mit den jungen Menschen erarbeitet, welche Strategien entwickelt und Wege gegangen werden müssen, damit junge Themen in der örtlichen Politik wirklich ankommen und nachhaltig behandelt werden", berichtet LWL-Fachberaterin Petra Beckersjürgen. "Dabei haben wir uns etwa Fragen gewidmet, wer bei der Umsetzung unbedingt mit ins Boot geholt werden sollte und wie das jeweilige Anliegen im Jugendhilfeausschuss präsentiert werden kann, damit es auch Früchte trägt." Am Ende standen praktische Tipps, die den Jugendlichen helfen sollen, mit ihren Anliegen gehört zu werden wie zum Beispiel, das Thema so konkret wie möglich zu formulieren, den Finanzbedarf für das jeweilige Anliegen darzustellen - nach Möglichkeit mit Zahlen hinterlegt, Vorschläge für die Umsetzung mitzuliefern und auch Antworten auf mögliche kritische Fragen zum Projekt im Vorfeld mitzudenken.

Hintergrund

Die Teilnehmer der Veranstaltungen waren Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die sich in nordrhein-westfälischen Jugendgremien für die Interessen, Wünsche und Anliegen von Kindern und Jugendlichen in ihren Städten und Gemeinden engagieren. Sie hatten in Fachbeiträgen und Diskussionsrunden die Gelegenheit, mehr über den Auftrag und die Aufgaben des Jugendhilfeausschusses zu erfahren und konnten dabei Lösungen erarbeiten, wie ihre Vorschläge in die Ausschüsse gelangen können.

Mittlerweile gibt es in NRW etwa 80 Jugendgremien, die in den Städten und Gemeinden Nordrhein-Westfalens die Interessen, Wünsche und Anliegen von Kindern und Jugendlichen vertreten und sich da einmischen, wo Kinder- und Jugendrelevante Angelegenheiten in ihrer Kommune behandelt und entschieden werden. Die Bezeichnung und auch die Struktur eines Jugendgremiums kann von Stadt zu Stadt verschieden sein. Mal spricht man vom Jugendparlament, mal vom Jugendrat oder Jugendforum oder auch Jugendbeirat. Teilweise gibt es feste Strukturen wie eine Geschäftsordnung mit fester Sitzungsstruktur, andernorts sind es eher lose Treffen und Termine, an denen alle interessierten Kinder und Jugendlichen der Stadt teilnehmen können.

In der Regel haben Vertreterinnen der Jugendgremien die Möglichkeit, in verschiedenen kommunalen Ausschüssen, wie zum Beispiel im Sportausschuss, im Schulausschuss, in den Bezirksvertretungen und vor allem auch im Jugendhilfeausschuss zu Themen, die junge Menschen betreffen, Stellung zu nehmen oder "junge Themen" und Interessen zu platzieren.

Grundlegende Informationen sowie auch der Austausch untereinander unterstützen die Jugendlichen in ihrem Beteiligungsengagement. Die starke Nachfrage zeigt, dass der Informationsbedarf groß ist. Aus diesem Grunde sind sich die Veranstalter einig, dass es eine Wiederholung der Tagung geben wird.


Quelle: Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) berichtete am 26. April 2018