Personalsituation auf Intensivstationen: Keine Entwarnung in Sicht?

31.07.2017 | Gesundheitswesen | Nachrichten

Wie sieht die Personalsituation in Intensivpflege und Intensivmedizin aus? Das untersuchte eine Befragung des Deutschen Krankenhausinstitut Ende vergangenen Jahres mit einer schriftlichen Befragung von 1.261 Kliniken. Geantwortet hat etwa eine Viertel der Häuser. Aus ihren Daten geht hervor, dass im Jahresdurchschnitt 2015 das Verhältnis von Intensivpatienten zu Pflegekräften bei 2,2 Fällen pro Schicht und Pflegekraft (VK) lag. Im Mittel werde damit die Empfehlung der Fachgesellschaft Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) eines Pflegekraft-zu-Patienten-Verhältnisses von 2 Fällen pro Schicht und Pflegekraft in etwa erreicht. Das betont die Deutsche Krankenhausgesellschaft, die das Gutachten in Auftrag gegeben hatte. Das Das DKI-Gutachten belege außerdem, dass drei Viertel aller Krankenhäuser die Fachkraftquote in der Intensivpflege erfüllen.

Dennoch könne aus DKG-Sicht in der Fachkräftesituation keine Entwarnung gegeben werden. Bundesweit seien in der Intensivpflege derzeit 3.150 Stellen vakant und können nicht besetzt werden. Thomas Reumann, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), sprach anlässlich der Veröffentlichung der Studienergebnisse davon, dass mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Kliniken Probleme haben, Pflegestellen im Intensivbereich zu besetzen.

Er fordert, dass Politik und Kostenträger ihre Verantwortung für Pflegekräfte übernehmen, um die Attraktivität des Berufes zu erhöhen. Pflegefachkräfte müssten von Bürokratilast befreit werden und Personalentlastung durch Digitalisiserung in deutschen Kliniken vorangetrieben werden. „Eine wichtige Voraussetzung, um künftig noch mehr attraktive Arbeitsplätze in der Pflege anbieten zu können, ist eine gesicherte Refinanzierung der Kosten, beispielsweise in Form eines Tarifausgleichs", so Georg Baum, DKG-Geschäftsführer. Die mit der Krankenhausreform dafür vorgesehene Regelung laufe weitgehend ins Leere, weil die Kassen nur lineare Lohnsteigerungen, nicht aber Stellenhebungen anerkennen. Maßnahmen wie das Pflegeförderprogramm, die Überführung des Versorgungszuschlags in den Pflegezuschlag oder die Umschichtung von Sachkosten in den DRGs seien wichtige Weichen, die der Gesetzgeber in der vergangenen Legislaturperiode gestellt habe, so Baum. Problematisch sei aus Sich des DKG die Einführung von Personaluntergrenzen, vor allem, wenn solche über alle Bereiche der Pflege gefordert werden. Wer mehr Personal und Personaluntergrenzen fordere, müsse auch die Refinanzierung sichern, so auch Reumann.

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) übte angesichts gewachsener Komlexität pflegerischer Tätigkeit, ständig höherer Anforderungen an Pflegekräfte im Klinikbetrieb und jährlich steigender Zahlen berufsbedingter Ekrankungen deutliche Kritik an der positiven Darstellung der beruflichen Situation in der Intensivpflege durch die DKG. O-Töne von Fachkräften belegen laut Berufsverband, dass es vielen dort Tätigen nicht gut geht. Die Personalbemessung in deutschen Krankenhäusern bilde außerdem noch immer und mit weitem Abstand das Schlusslicht im Vergleich mit anderen Industrieländern; deutsche Pflegekräfte seien am „produktivsten", heißt es.

Der Gesetzgeber zwinge mit dem neuen Gesetz die Arbeitgeber endlich dazu, Verantwortung für den Schutz und die Gesundheit ihrer Pflegekräfte wahrzunehmen. Bisher spielte dies kaum eine Rolle, so der DBfK: Er fordert, die Regelung konsequent auszubauen und auf alle bettenführenden Bereiche im Krankenhaus auszuweiten.

Originaldokumente zum Gutachten des Deutschen Krankenhausinstitutes "Personalsituation auf Intensivstationen" unter www.dkgev.de/dkg.php/cat/38/aid/26681/title/DKG_stellt_DKI-Gutachten_%E2%80%9EPersonalsituation_auf_Intensivstationen%E2%80%9C_vor


Quelle: Pressemitteilungen der Deutschen Krankenhausgesellschaft und des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe vom 25. Juli 2017