Situation von Jugendlichen auf der Straße untersucht

In Deutschland leben rund 37.000 junge Menschen ohne festen Wohnsitz. Ungefähr zwei Drittel von ihnen sind Jungen, ein Drittel Mädchen. Etwa 20 Prozent sind minderjährig. Diese Zahlen erhob das Deutsche Jugendinstitut anhand einer landesweiten Befragung von Fachkräften, die den Betroffenen in kommunalen oder freien Einrichtungen Hilfe anbieten. „Dazu mussten einige Angaben nachträglich geschätzt werden", berichtet Carolin Hoch, die das Projekt "Straßenjugendliche in Deutschland – eine Erhebung zum Ausmaß des Problems" betreut. Nicht alle Fachkräfte hatten (vollständig) geantwortet haben, und viele Jungendliche in der Situation blieben "unsichtbar". Denn nur ein Drittel der Einrichtungen gingen aktiv auf die Jugendlichen zu, heißt es. Bislang gibt es keine bundesweit geregelte Erfassung von Wohnungslosen jeglichen Alters, teilt die Forschungseinrichtung mit.

Mit 16 oder älter beginnen Straßenkarrieren.

Entweder sind die jungen Menschen unter 26 Jahre,  obdach- oder wohnungslos, also keinen festen Wohnsitz haben oder sich für unbestimmte Zeit nicht an ihrem gemeldeten Wohnsitz aufhalten.  Die Ergebnisse der Befragung zeigten, dass die meisten Straßenkarrieren beginnen, wenn die Jugendlichen 16 Jahre oder älter sind. Die größte Gruppe der obdachlosen jungen Menschen ist die der 18-Jährigen. Während bis zum Alter von 18 Jahren Mädchen stärker vertreten sind als Jungen, kehrt sich danach das Verhältnis um.

Da mit Eintritt der Volljährigkeit die Unterstützung des Jugendamts meist endet, wächst dann das Risiko, dass gefährdete Jugendliche gänzlich und unbemerkt aus den Hilfestrukturen herausfallen, heißt es. Die Straßenepisoden dauerten, bezogen auf den Befragungszeitraum von zwei Jahren, bei den Jugendlichen durchschnittlich ein Jahr und verstetigen sich, je älter die Jugendlichen werden. Ein Viertel der Befragten war obdachlos, das heißt sie lebten und schliefen tatsächlich auf der Straße.

Unterschiedliche Unterstützung wird gebraucht

Bezüglich der Wohnsituation zeigen sich Unterschiede in der Nutzung von Hilfestrukturen. Wohnungslose Jugendliche
brauchen vor allem Beratungsangebote und haben mit zunehmendem Alter Kontakt zum Jobcenter. Überlebenshilfen
werden verstärkt von obdachlosen jungen Menschen in Anspruch genommen, deren Situation sich deutlich dramatischer gestaltet. Die Straßenjugendlichen sind in der Regel von akuter Armut bedroht. Je älter die Befragten sind, desto häufiger erhalten sie staatliche Unterstützung. Jüngere sind eher auf Betteln und die Unterstützung durch Privatpersonen angewiesen.

Der Blick in die Zukunft ist dennoch optimistisch: 76 Prozent der Befragten glauben, dass sich ihre Wohnsituation in den nächsten zwölf Monaten deutlich verbessern wird.

Die Studie hatte zwei Teile. Zunächst wurden rund 300 Jugendliche, die aktuell auf der Straße leben, und ehemalige
Straßenjugendliche in persönlichen Interviews befragt. Die zweite Befragung richtete sich an kommunale und freie
Einrichtungen und Anlaufstellen für junge obdach- oder wohnungslose Menschen. Rund 300 Fachkräfte wurden online befragt.

Mehr Informationen und Kontakt unter www.dji.de


Quelle: Presseinformation des Deutschen Jugendinstitutes