Deutschsprachige Exilerfahrungen: Neue Ausstellung in Frankfurt für lebendige Erinnerungskultur

Unter dem Titel "Exil. Erfahrung und Zeugnis 1933-1945" macht eine neue Ausstellung das individuelle Schicksal deutscher Exilantinnen und Exilanten erfahrbar. "Diese Zeugnisse des deutschsprachigen Exils werden immer wichtiger", erklärte Kulturstaatsministerin Grütters bei der Eröffnung der Ausstellung im Deutschen Exilarchiv in Frankfurt.

Wie muss es sich anfühlen, seine Heimat zu verlassen - unfreiwillig? Wie fühlt es sich an, in einer neuen Heimat anzukommen? Wird sie das überhaupt jemals werden? Zwischen 1933 und 1945 waren hunderttausende Menschen in Deutschland gezwungen, Antworten auf diese Fragen zu finden. Unter ihnen waren zahlreiche Kunst- und Kulturschaffende, Schriftstellerinnen und Schriftsteller, Verlegerinnen und Verleger. Die Nationalsozialisten hatten sie brutal verfolgt. Viele fürchteten um ihr Leben. Zuflucht fanden sie in der Fremde.

Kulturstaatsministerin Grütters verwies drauf, dass mit dem allmählichen Abschied von den Zeitzeugen die Zeugnisse des deutschsprachigen Exils immer wichtiger werden. "Sie verdienen - über die wissenschaftliche Auseinandersetzung hinaus - mehr Raum in unserer Erinnerungskultur, mehr Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit", so  Grütters.

Dauerausstellung gegen das Vergessen

250 Originalzeugnissen und mehr als 300 Exilpublikationen vermitteln auf über 400 Quadratmetern die deutschsprachige Exilgeschichte zwischen den Jahren 1933 bis 1945. Auf den Spuren von acht bewegenden Exilschicksalen führt die Ausstellung über drei thematische Hauptstationen der erzwungenen Emigration: Flucht - Exil - Rückkehr.

Die acht Biografien stehen stellvertretend für zahllose weitere Lebensläufe deutscher Exilantinnen und Exilanten. Persönliche Gegenständen wie Briefe, Notizen, Fotos, Koffern, aber auch Vermisstenanzeigen und historischen Zeitungsausschnitten zeigen: Jede Exilerfahrung war einzigartig, das individuelle Ringen um eine neue Heimat oder wenigstens eine neue Existenz wurde zur persönlichen Lebensaufgabe.

"Die Exponate stehen für Bruch und Verlust, Leid und Schmerz, aber auch für Neuanfang und Hoffnungen auf ein besseres Leben", fasste die Kulturstaatsministerin ihren Ausstellungsrundgang zusammen.

Wegweisende Konzepte zur Vermittlung von Exilerfahrungen

Eingebettet wird die Ausstellung in einen abschließenden Epilog, der zusätzlich Hintergrundinformationen zu den Exponaten gibt. Hier wird auch das Thema Provenienz angesprochen. Zusätzlich wird es eine virtuelle Begleitausstellung online geben.

Hintergrund 

Das Deutsche Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main widmet sich seit 1949 den Exilschicksalen von rund 500.000 Menschen während der NS-Diktatur. Der Sammlungsbestand des Archivs ist laut Aussagen der Aussteller einzigartig und greift auf bedeutende Zeugnisse von Betroffenen zurück. Aus dem Etat der Kulturstaatsministerin wird die Deutsche Nationalbibliothek 2018 mit rund 53 Millionen Euro gefördert.


Quelle: Presseinformation der Bundesregierung vom 8. März 2018