Prof. Dr. Horst Helle zusammen mit seiner Tochter Rita

China-Tagebuch Teil 1 - Erlebnisse als Gastprofessor am Sanya College auf der Insel Hainan

von Prof. Dr. Horst Helle
17.09.2010 | Soziale Arbeit | Schwerpunkte Kommentare (2)

Prof. Dr. Horst J. Helle berichtet über die ersten beiden Wochen seines Gastaufenthaltes in China

Hintergrund

Der Soziologe Horst Jürgen Helle wurde von der Stiftungsinitive Johann Gottfried Herder im Deutschen Akademischen Austauschdienst aus dem Ruhestand zurückgeholt und als Gastprofessor an das südlichste Kollege der Volksrepublik China nach Sanya auf der Insel Hainan vermittelt. Er ist seit 2002 mit einer Deutschen chinesischer Abstammung verheiratet, so dass er immer einer Übersetzerin bei sich hat. Helle und seine Frau Lilly haben drei Töchter: Lisa (7), Rita (5) und Emmy (2).

Woche 01

Samstag, 21. August 2010 / Sonntag, 22. August 2010: München - Schanghai Abfahrt im Spezialtaxi (fünfköpfige Familie mit sechs Gepäckstücken und einem Laptop-Computer) ab Münchener Osten um 19 Uhr. Da das Check-in schon 23 Stunden vor Abflug über das Internet erledigt wurde, geht das Aufgeben des Gepäcks bei der Lufthansa schnell. Nach der Pass- und Sicherheitskontrolle bleibt Zeit für entspanntes Trinken. Der Einsteigvorgang ist anstrengend: Familien mit kleinen Kindern finden bei der Rangfolge keine Beachtung mehr wie in früheren Jahren, sie sind im Vergleich zu den vielen jungen Erwachsenen – die meisten aus China – eher unbeweglich und benachteiligt. Die Maschine ist ausgebucht. Pünklich zur Abflugzeit rollt die große A 320-600 zur Startbahn. Es geht nach Schanghai über rund 9000 km und dauert von ca. 22 Uhr bis ca. 8:30 Uhr (Europäische Zeit), also zehneinhalb Stunden. In Schanghai freuen wir uns über den planmäßigen und problemlosen Verlauf der bisherigen Reise. Nach einem kurzen Imbiss, vor allem, um bei den hohen Temepraturen etwas zu trinken, holt uns ein Hotelfahrzeug am Flughafen Pudong ab und bringt uns am frühen Nachmittag Ortszeit ins Hotel. Montag, 23. August: Schanghai – Hainan Der non-stop Flug Schanghai – Sanya verläßt Pudong um 18:05 Uhr Ortszeit, also mittags nach der Zeit, die wir aus München immer noch gewohnt sind. Die Maschine ist offenbar ganz übewiegend von Touristen bestzt, die einen Urlaub auf der Insel Hainan gebucht haben. Die 2000 km sollen in etwa zweieinhalb Stunden durchflogen werden. Bald nach dem pünktlichen Start wird es dunkel und der Vollmond scheint von Westen her durch die Fenster. Der Landeanflug wird dramatisch, da dichte Wolken und heftige Winde den Flughafen von Sanya umgeben. Bald nach unserer turbulenten Landung setzt ein Tropensturm ein, und unsere Fahrer meinen, sie hätten schon gar nicht mehr damit gerechnet, dass wir noch landen könnten. Ganz kurz nach uns landet noch eine Maschine, mit der ein Dozentanpaar von der hiesigen Universität ankommt, das unserer Fahrer auch abholt. Unser umfangreiches Gepäck läßt es in dem Kleinbus eng werden, in dem bei acht offiziellen Sitzplätzen tatsächlich neun Erwachsene und unsere drei Kinder beisammensitzen. Starker Regen erzeugt in kürzester Zeit geflutete Strassen, doch endlich kommen wir im Dunkel der Nacht auf dem Campus an und sind froh, nach 11000 Flugkilomtern unser Ziel erreicht zu haben. Dienstag, 24. August: Erster Tag am Sanya College Wegen des Zeitunterschieds von sechs Stunden kommen wir noch recht spät aus den Betten. Wir fahren zu einer ersten Erkundungsrundfahrt in die Stadt Sanya (San heisst „drei“ – Ya heisst „Fluss“, es handelt sich um eine Siedlung am Zusammenfluss zweier Flüsse), die etwa 400.000 Einwohner hat. Der lange Fußweg zur Bushaltestelle führt durch einen sehr großen, wunderschönen Campus mit viel Vegatation, darunter Palmen, der hoch auf der Insel von Hügeln umgeben in einer Art Mittelgebirgslandschaft angelegt wurde, und zur Zeit nahezu eine einzige Baustelle ist. Die Busfahrt von der Endstation College zur Stadt kostet einen Fahrpreis von 3 RBM, also etwas mehr als 30 Eurocent für Erwachsene (Kinder fahren kostenlos) und dauert ca. 45 Minuten. Die Route führt sachte bergab und zunächst durch unbebautes Gelände mit der hier selbstverständlichen tropischen Vegatation. Dann beginnen die Hochhäuser der offenbar rasch wachsenden Stadt. Weil unser Internetzugang noch nicht funktioniert, suchen wir nach einem Internet-Cafe in der Innenstadt, um unseren erfolgreichen Reiseabschluss nach Deutschland berichten zu können. Hilfreiche junge Leute helfen uns, eine Einrichtung zu finden, die im ersten Stock eines Hotelgebäudes liegt, und in der man für die Nutzung eines Computers zahlt, in dem aber nichts verzehrt wird. Die meisten Nutzer scheinen sich mit Computerspielen zu beschäftigen. Um einen  Computer zugewiesen zu bekommen, muss man sich ausweissen. Lilly zeigt ihren deutschen Reisepass und erhält von der jungen Frau, die dort arbeitet, die Auskunft, wer nicht im Besitz eines chinesischen Personalausweises sei, könne dort nicht das Internet nutzen. Wir sind also im Begriff, abgewiesen zu werden, doch ich nehme aus dem Hintergrund an dem Geschehen teil und deute an, dieser Vorgang werde in einer deutschen Zeitung viel Aufmerksamkeit erzielen. Lilly übersetzt das. Nun wird der Geschäftsführer herbeigerufen. Er erläutert, die Regelung, durch die Ausländer von der Nutzung ausgeschlossen seien, wäre von der örtlichen Polizei so angeordnet. Daraufhin bitte ich, mit einem Sprecher der Polizei in Verbindung gebracht zu werden. Das geschieht nicht, statt dessen läßt der Geschäftsführer mich seinen eigenen Computer nutzen, auf dem er gerade einen Film angeschaut hatte. Ich muss ihn noch einmal um Hilfe bitte, weil ich bei dem Versuch, zu schreiben, nur chinesische Schriftzeichen erzeugen kann. Dann kann ich endlich kurz nach Deutschland melden, dass wir gut angekommen sind. Mittwoch, 25. August, zweiter Tag am Sanya College Wir fahren wieder in die Stadt, wie gestern, diesmal aber schon am späten Vormittag. Wichtigstes Ziel der Fahrt ist es, ein Bankkonto zu errichten und dort einen von unserer Münchener Bank ausgestellten Scheck zum Einzug zu deponieren. Wir suchen zuerst die Shenzen Development Bank auf. Die Formalitäten zur Kontoeröffnung laufen professionell und korrekt ab, doch beim Anblick des Schecks erklären sie sehr freundlichen jugen Männer am Schalter, ihr Kreditinstitut sei von der Regierung zu Auslandsgeschäften nicht zugelassen. Sie raten daher zu einem Besuch bei der Bank of China. Daraufhin verzichten wir auf die Kontoeröffnng und fahren, wieder mit dem Bus, zu einer kleinen Filiale der Bank of China. Dort mutet sofort alles wie ein Behördengang an: Man muss zuerst eine Nummer ziehen und dann warten, bis über einem der drei Schalter die eigene Nummer aufleuchtet. Die Filialleiterin und die drei jungen Frauen am Schalter lassen erkennen, dass hier das Personal vollständig weiblichen Geschlechts ist. Formulare müssen ausgefüllt werden, das muss wiederholt werden, weil in den Antwortkästchen nicht das vorgeschriebene Häkchen, sondern ein kleines x eingetragen worden war, immer wieder sind Rückfragen am Telefon erforderlich, weil die Eingabe eines im westlichen Alphabet geschriebenen Namens nicht vertraut ist, und so dauert es mehr als eine Stunde, bis endlich die Eröffnung eines Girokontos gelingt. Der Scheck allerdings wird auch hier wieder abgewiesen: Damit müssen wir zur Zentrale der Bank hier in Sanya gehen, und das verschieben wir dann auf einen anderen Tag, weil es längst höchste Zeit wird, ein Restaurant zum Mittagessen zu finden. Nach dem Essen suchen wir ein großes Kaufhaus auf. Es bietet auf zehn Etagen alles an, was man sich  nur denken kann. Oben unter dem Dach gibt es ein Fitness-Zenter mit Kampfsportausbildung im Angebot, und dort ist auch ein Büro des Unternehmerverbandes untergebracht. Der positive Eindruck den das Restaurant und das Kaufhaus bei uns hinterlassen, gleicht die eher bedauerlichen Bank-Erfahrungen wieder aus. Donnerstag, 26. August 2010, dritter Tag am Sanya College Die Überwindung des Jet-lag ist noch nicht geschafft, und so wird es ein eher träger Vormittag. Kurz vor 15 Uhr finden Lilly und ich das Hauptgebäude dieses Colleges. Ein netter Mann am Empfang führt uns zum Fahrstuhl und im ersten Stock in ein Büro. Eine kompetente junge Frau, die gut Englisch spricht, wirft einen Blick auf das Einladungsschreibens des zuständigen Dekans, von dem ich eine Kopie überreiche. Ich erläutere ihr, dringlich sei die Lösung des Internetproblems, andere Verwaltungsakte, wie die Ausstellung eines Gestprofessorenausweises könnten warten. Sie verläßt uns für eine Weile, und kommt bald zurück, in einigem zeitlichem Abstand gefolgt von dem Vize-Dekan der School of International Education, Herrn Dr. Hu, der an der University of Toronto einen Doktorgrad erworben und auch einige Zeit auf dem Harvard Campus verbracht hat. Hu und ich plaudern über Canada und die U.S.A. und dann verbindet uns die junge Damen im gleichen Brüro am Telefon mit der Computerabteilung. Wir verabreden, sofort dort hinzukommen, denn den kleinen Notebook-Computer trage ich bei mir. Lilly und ich irren aber zwischen drei verschiedenen Stellen des Colleges hin und her, weil die Wegbeschreibungen ungenau waren. Endlich finden wir die richtige Abteilung zwischen lauter Baustellen. Ich sehe unterwegs Hörsääle im Bau, in denen das Gestühl noch nicht montiert ist, und mache mir Gedanken, wann hier wohl der Lehrbetrieb (mit meiner Beteiligung) aufgenommen werden kann. Herr Wang, ein junger Computerfachmann, setzt sich an unseren neuen Notebook-Computer und ändert solange allerlei Einstellungen, bis das Internet empfangen werden kann. Ehe wir gehen, notiert sich Lilly seine Handy-Nummer, weil wir ja noch den anderen Laptop haben. Der Versuch, den in unserer Wohnung hier selbst ans Netz zu bringen scheitert, und so wird Herr Wang tatsächlich zur Hilfe gerufen. Gegen 20:30 Uhr kommt er mit seiner Freundin, die gern Englisch sprechen üben will, dann aber zu schüchern ist, das tatsächlich zu tun. So wird hier wieder nur Chinesisch geredet und dabei an der Herstellung der Internetverbindung gearbeitet. Der MEDION Laptop erweist sich aber als höchst widerspenstig, und als Herr Wang endlich geht, meint er, das Problem liege dann wohl an unserem Browser. Immerhin, mit dem kleinen Notebook können wir ins Internet als unser Besuch uns verläßt. Freitag, 27. August 2010, vierter Tag In einem Kraftakt zur Überwindung des Jet-lag stehen wir gegen 9 Uhr auf. Wir machen die übliche Wanderung zur Bushaltestelle und fahren dann zu einem Neuwagenhändler. Ein junger Gehilfe zeigt uns ein sechssitziges Kleinstbusfahrzug. Als von meinen Schwiegereltern – den eigentlichen Autokäufern –  Interesse bekundet wird, ruft er über Handy den ebenfalls jungen Verkäufer, der wie ein Thai oder Vietnamese aussieht. Er gehört der Volksgruppe an, die historisch hier länger zu Hause ist als die Normalchinesen. Es wird – an meinem Sprachverständnis vorbei – über den Preis lebhaft verhandelt und endlich eine Probefahrt beschlossen. Die führt zunächst zu einem gemeinsamen Mittagessen unter selbstverständlicher Beteiligung des Autoverkäufers. Danach wird die Zentrale der Staatsbank Bank of China angesteuert, weil wir ja immer noch nicht den Scheck aus München zum Einzug auf das neu eröffnete Konto eingereicht haben. Der Verkäufer erweist sich als höchst nützlicher Chauffeur, muss nun aber unglaublich lange in dem Probefahrzeug warten, weil sich im Inneren der Bank ein neuerliches Inkompetenz-Drama entfaltet. Nach über einer Stunde hat Lilly den Scheck endlich eingereicht mit der Zusage, in drei bis vier Wochen sei das Geld aus München da! Inzwischen hat der Chef des Autoverkäufers in mehreren – sich offenbar der Intensität nach steigernden – Handy-Gesprächen nachgefragt, was denn nun Inhalt der Aktivitäten seines Verkäufers sei. Plötzlich teilt der dann mit, der von ihm zugesagte Erlaß der 15% Mehrwertsteuer werde von seinem Chef nicht mitgetragen, worauf wir erklären, dann sei der Kauf in sich zusammengefallen. Der Autoverkäufer entschuldigt sich für die Unzuverlässigkeit seines Chefs und bietet an, einen Autokauf bei der Konkurrenz seines Chef zu vermitteln. Meine Leute solidarisieren sich mit ihm und tauschen Telefonnummern aus. Dann wird die Chauffeur-Tätigkeit fortgesetzt, und die „Probefahrt“, die nun kaum noch als solche bezeichnet werden kann, endet an unserem Quartier, wo wir den Verkäufer wie einen alten Bekannten verabschieden, ohne allerdings ein Auto gekauft zu haben. Samstag, 28. August 2010, fünfter Tag, eine Woche unterwegsEin eher urlaubsmäßiger Vormittag: Alle, besonders die Kinder, sind begeistert darüber, dass nun beide Computer am Internet hängen und auch wieder von dort aus Tom und Jerry und andere wichtige Kulturprodukte der U.S.A. in chinesischer Sprache empfangen werden können. Die Probleme mit dem MEDION-Laptop meinte ich dadurch gelöst zu haben, dass ich den wireless adapter über den hardware manager der Systemsteuerung deaktivierte. Vorher war der Computer – wie aus München gewohnt – immer bemüht, eine nicht vorhandene Drahtlosvebindung zu suchen. Lilly stellt fest, dass You-Tube nicht zugänglich ist, wahrscheinlich offiziell blockiert. Wir finden ein chinesisches Äquivalent, und ich vermute, dass die Blockade eher wirtschaftliche als politische Gründe hat. Am Nachmittag unternehmen wir eine Busfahrt durch die Stadt Sanya zum Strand. Die Parallelen zu Waikiki sind deutlich, die Uferstrasse ist zur Landseite von Hochhäusern, zum Strand hin von Palmen umsäumt. Die Kinder haben viel Spass im Wasser, obschon wir nicht schwimmen, sondern nur mit Füßen und Beinen ins Meer gehen. Während der weitläufigen Busfahrten durch die Stadt beobachte ich die Verkehrsregelung an den Kreuzungen. Die „Ampeln“ sind dort nicht wie bei uns drei Lampen in den Farben rot, gelb und grün. Gelb gibt es gar nicht. In den Farben rot und grün sieht man zweistellige Zahlen, die wie ein „count down“ immer niedriger werden und jedem an der Kreuzung anzeigen, wieviele Sekunden ihm noch bleiben für das, was ihm gerade beschieden ist. Das ist ein System, das dem unseren deutlich überlegen ist!

Woche 02

Sonntag, 29. August 2010, sechster Tag in Sanya Der Sonntag unterscheidet sich nicht erkennbar von anderen Wochentagen. Vielleicht ist er hier der Haupteinkaufstag der Woche. Lilly, Lisa, Emmy und ich fahren ins Stadtzentrum um einen Bildschirm und einen Drucker für die Arbeit am Computer zu kaufen. Unsere Mittagsmahlzeit nehmen wir bei Kentucky Fried Chicken ein, jetzt nur noch bekannt als KFC. Den Ruf des fast food restaurants, den KFC in den U.S.A. mit gutem Grund hat, konnte die Hühnchenkette hier völlig ablegen (sie hat ihn hier nie gehabt), da die Lokale als gut-bürgerlich und mit internationalem Flair behaftet gesehen werden. Während wir dort essen, werden zwei gut aussehende junge Frauen von der Polizei verhört, und es war uns nicht möglich, herauszufinden, was ihnen vorgeworfen wird. Montag, 30. August 2010, siebter Tag in Sanya Außer mir (am Computer) fahren alle in die Stadt, wenn auch in zwei Gruppen aufgeteilt und mit zweierlei Absichten: Lilly fährt mit Emmy (die sich von ihrer Mutter kaum trennen lässt) und Lisa in die zukünftige Schule Lisas, und meine Schwiegereltern fahren mit Rita und Lillys Nichte zum Einkaufen. Das gibt mir Gelegenheit, neben den Neuigkeiten, die täglich wechseln, etwas zu berichten über die Konstanten, die uns hier einstweilen zuverlässig begleiten: Wir sind seit unserem Eintreffen in Sanya eine traditionelle Großfamilie, bestehend aus vier Erwachsenen (Lillys Eltern, Lilly und ich) und vier Kindern (Lisa, Rita, Emmy und Tantan, die Tochter von Lillys Bruder). Wir wohnen in zwei von der Universität gestellten Einzimmerwohnungen, die hier im ersten und im zweiten Stock liegen. Das College wird gigantisch aus- und umgebaut, und man hat uns beim Eintreffen versichert, wenn wir in Zukunft wiederkämen, würde man uns eine neue größere Wohnung geben, zur Zeit jedoch lebe selbst der Präsident des College in einer solchen Einzimmerwohnung. Es gibt erstaunlicherweise nur diesen einen Einheitswohnungstyp hier: Alle wohnen in einer solchen Einzimmerwohnung, die Studenten – natürlich säuberlich nach Geschlecht getrennt – zu sechst (!), die Lehrpersonen ohne Doktorgrad zu zweit und die Lehrpersonen mit Doktorgrad allein, bzw. mit Familie. Dem telefonischen Verhandlungsgeschick von Lilly ist es zu verdanken, dass wir also nicht nur eine, sondern sogar zwei Einzimmerwohnungen zugewiesen bekamen. Wir Ehepaare, Lilly und ich und ihre Eltern, schlafen immer in derselben Wohnung, Tantan schläft immer bei ihren Großeltern, doch unsere Kinder migrieren zwischen den Wohnung hin und her, tagsüber sowieso, doch auch nachts schlafen sie mal hier, mal dort. Die Stimmung ist ausgelassen bis fröhlich, nur die Unzuverlässigkeit der Internetverbindung (immer noch oder wieder) macht ständig Ärger. Das hört erst auf, als wir in dem Kaufhaus mit der Kampfsportausbildung im obersten Stockwerk eine neues Internetkabel kaufen, das dann endlich ohne Wackelkontakt die Verbindung zur Außenwelt gewährleistet. Erschöpft kehrt Lilly mit Lisa und Emmy von dem so wichtigen Besuch der Grundschule zurück, bei der Sie schon per Telefon von München aus – wie sie meinte – einen Platz für unsere Lisa gesichert hatte. Die Busfahrt dorthin ist sehr weit, nahezu eine Stunde. Die Schule liegt direkt vor dem Eingang zum militärischen Sperrgebiet der Kriegsmarine, und sie gilt als die beste Schule für Erstklässler in dieser Gegend. Die schönsten Strände liegen auch in diesem Teil der Insel. Es gibt eine Bootsrundfahrt, aber weil die in die Nähe der militärischen Anlagen führt, dürfen Ausländer an solchen Rundfahrten nicht teilnehmen, und die teilnehmenden Inländer dürfen während der Rundfahrt nicht fotografieren. Schon vor dem Gebäude sehen Lilly und die Mädchen Kinder herauskommen mit säuberlich gefalteten Schuluniformen und neuen Büchern. Doch innen herrscht einen höchst angespannte Atmosphäre. Verzweifelte Eltern beschwören die Rektorin, ihr Kind doch aufzunehmen. Die erklärt, das Kind habe die Ausnahmeprüfung nicht bestanden, es habe eben nicht gut genug gelernt oder sei von den Eltern nicht ausreichend vorbereitet worden. Die entnervte Rektorin weist dann auch Lilly ab: Lisa hätte eine Aufnahmeprüfung ablegen müssen, dazu sei es nun zu spät, und die übers Telefon gegebene Zusage sei damit hinfällig. Etwas später argumentieren zwei Väter-Offiziere in Uniform mit der Rektorin und bringen Schulgeldzahlungen ins Gespräch. Sie erläutert, sie habe Anweisungen erhalten, nach denen Kinder der höchsten Offiziersdienstgrade schulgeldfrei aufgenommen werden und nur die Väter mit niedrigeren Offiziersrängen für ihr Kind zahlen müssten. Das Klima in der Schule ist so, dass Lilly und die beiden Kinder froh sind, das Gebäude wieder zu verlassen und sich in den Bus zurück zum College setzen können. Soviel zum siebten Tag, dem zweiten Tag der zweiten Woche in Sanya. Die genaue Zuordnung von Ereignissen zu Tagen spielt nun keine Rolle mehr, doch in den nächsten Tagen dieser zweiten Woche „be-telefoniert“ und besucht Lilly weitere Grundschulen, um für Lisa doch noch einen Platz zu finden. Das Ergebnis ist erschütternd: Händeringend suchen Mütter einen Grundschulplatz für ihr Kind. Die Schulen haben einen unterschiedlich guten Ruf und man muss befürchten, dass Schulleitungen auch durch fragliche Zuwendungen dazu bewegt werden, ein Kind aufzunehmen. Endlich geht Lilly mit Lisa zu einer privaten Grundschule in der Nähe dieses College. Sie hatte schon von München aus telefonisch erfahren, dass die Schule überfüllt sei, versucht es nun aber trotzdem noch einmal. Lisa macht einen so positiven Eindruck, und Lilly verhandelt mit dem Schulleiter so geschickt, dass Lisa genommen wird, und zwar überraschenderweise nicht für die erste, sondern für die zweite Jahrgangsstufe! Dort sei sie richtig aufgehoben, wenn sie chinesisch schreiben lernen wolle. Allerdings ist diese Privatschule nicht kostenfrei, und so müssen wir eben – in Deutschland undenkbar – schon für den Grundschulbesuch Schulgeld zahlen. Mal abwarten, wie die Lisa sich auf der Schule nun zurechtfindet. Die Absicht, ein Auto zu kaufen wird nach weiteren Sondierungen ganz aufgegeben. Das geschieht einmal wegen des Risikos, es als Gebrauchtwagen nach sechs Monaten unter Zeitdruck wieder verkaufen zu müssen, sodann aber auch wegen der Entdeckung der außerordentlich niedrigen Preise für Taxifahrten. Es wird im Familienkreis erwogen, für meinen erheblich gehbehinderten (sonst aber sehr gesunden) Schwiegervater einen Skooter nach Art der früher in Italien populären Vespas zu kaufen. Sie sind hier allgegenwärtig, Fahrräder dagegen sieht man kaum. Das mag mit dem Klima zusammenhängen, in dem das Fahrradfahren zu schweißtreibend wäre. Die Skooter sind hier auf dem Campus das bevorzugte Fortbewegungsmittel der Studenten, und sind alle auf Batteriebetrieb eingerichtet, was sie völlig geräuschlos macht. Während diese motorisierten Zweiräder schon immer recht gefährlich waren, sind sie nun geradezu eine existentielle Bedrohung, weil sie nach Art von Pantern hinterrücks unbemerkt auf den ahnungslosen Fußgänger zurasen. Ob so ein Anschleichgerät nun wirklich für Lillys Vater gekauft wird, werden wir mal abwarten. Und überhaupt, ich staune jeden Tag neu über all das, was es hier zu lernen gibt. Wenn ich im Bett liege, schaue ich an dem Durchgang zu Nasszelle und Kochecke oben eine Inschrift an. Sie besteht aus drei Reihen von Schriftzeichen. Das bedeutet zunächst mal einfach: Rauchen verboten!
Doch angesichts der Fülle von Zeichen: zwei Zeilen mit je sechs und eine dritte Zeile mit sieben Zeichen, ist nicht gut vorstellbar, dass „Rauchen verboten“ schon alles ist. Schaut man zuerst nur die obere Zeile an, so bedeuten dort die beiden ersten Zeichen „rauchen“, das dritte und vierte „ist schädlich“ und die beiden letzten Zeichen „Gesundheit“. Die mittlere Zeile heißt analog: Rauchen ist schädlich für die Mitmenschen, und die dritte Zeile: Rauchen kann Brände verursachen. Damit könnte man sich nun ruhig zufrieden geben. Doch jedes Zeichen bedeutet auch etwas für sich allein, und manche Zeichen bestehen aus zwei Teilen, die je auch etwas bedeuten können. So heißt das Zeichen, mit dem jede der drei Zeilen beginnt: Einsaugen, das zweite Zeichen bedeutet Rauch, und beide zusammen eben Rauch einsaugen. Und beide Zeichen haben je zwei Teile. Der linke Teil des ersten Zeichens ist ein Mund, ein hochgestelltes Rechteck, der zweite Teil bedeutet je nach Kontext entweder rechtzeitig oder erreichen. Der Mund muss eben etwas erreicht haben, um saugen zu können. Das zweite Zeichen in jeder der drei Zeilen hat ebenfalls zwei Teile: Es zeigt links ein Feuer und daneben einen Raum, in den das Zeichen für stark, dick oder heiß eingetragen ist. Es handelt sich also um einen Raum, an dessen einer Seite es brennt und in dem innen „dicke Luft“ herrscht. Damit kommen wir zu dem dritten Zeichen der beiden oberen Zeilen. Es heißt haben. Dabei könnte man es belassen, wenn nicht bei etwas Phantasie links bis oben links eine Hand sichtbar wäre, und rechts darunter der Mond. Die Hand am Mond, das bedeutet haben. Das vierte Zeichen der beiden oberen Zeilen heißt schaden. Dazu fällt uns nichts ein, außer vielleicht ein überfülltes Haus, in dem zu viele Münder gesättigt werden müssen. Dann kommen in der oberen Zeile noch die Zeichen für Fitness und für Sicherheit, die in ihrer Verbindung Gesundheit bedeuten.
Die zweite Zeile stimmt ja in den ersten vier Zeichen mit der ersten Zeile überein. Dann kommt das Zeichen für den lieben Nächsten: Es hat zwei Teile, das ganz schlanke linke bedeutet Mensch, das kompliziertere rechte bedeutet auch, hier wird also daran erinnert, dass der Schaden auch andere betrifft, und das letzte Zeichen der zweiten Teile heißt dann groß und deutlich Mensch. Die dritte und letzte Zeile hat ein Zeichen mehr als die beiden oberen. Zeichen eins und zwei kennen wir ja schon, Zeichen drei bedeutet es ist leicht möglich, oder es kann leicht. Man sieht mit etwas Phantasie wie etwas kaum den Boden berührt und leichtfüßig dahinschwebt. Zeichen drei heißt dazu führen oder verursachen. Zeichen fünf gibt wieder für die Phantasie mehr her: es zeigt, dass etwas passiert. Dann das vorletzte heißt Feuer und bedarf keiner Deutung. Das letzte Zeichen zeigt Feuer unterm Dach, es versteht sich ebenfalls von selbst, es will auf eine Brandkatastrophe hinweisen. Und alles zusammen heißt eben Rauchen verboten! Donnerstag, 2. September 2010, 10. Tag in Sanya Durch telefonische Kontaktaufnahme der Abteilung für Soziologie mit dem Handy von Lilly werde ich zu meiner ersten Fakultätssitzung hier eingeladen. Sie soll um 15 Uhr beginnen, und durch Erfahrung mit Irrwegen durch Baustellen gewitzigt gehen Lilly und ich sehr früh los. Bei den Soziologen lerne ich den kleinen Herrn Li Li kennen, mit dem ich schon von München aus Nachrichten per e-mail ausgetauscht hatte. Die Begrüßung ist freundlich bis herzlich. Nur mit dem Englisch hapert es immer, und so ist die Vermittlungs- und Übersetzungspräsenz von Lilly ganz unentbehrlich. Li Li führ uns in das Büro des emeritierten Soziologen Xia, dem ich vor Jahren an der Peking University begegnet war und der mir dort bei einem Vortrag über Simmel zugehört hatte. Wir begrüßen uns wie alte Weltenbummler, die sich ganz überraschend wiedersehen und wiedererkennen. Im Geschäftszimmer liegen die Bücher, die ich bei Amazon-U.S.A. bestellt hatte. Die Packungen waren offenkundig geöffnet worden, doch die Bücher sind in Ordnung. Im Sitzungszimmer, das sehr heiß ist und erst nun allmählich herunter gekühlt wird, lernen wir einen Soziologen aus China kennen, der zwanzig Jahre in den U.S.A. gelebt hat und dort eingebürgert wurde. Mit ihm verstehe ich mich sofort sehr gut, und nicht nur, weil wir beide gut Englisch können. Er erzählt Lilly auf Chinesisch, er sei in den U.S.A. geschieden und seine zwei Kinder lebten dort. Nach und nach treffen die Lehrkräfte der Soziologie ein, viele gut aussehende junge Damen, alle aus meiner Sicht sehr junge Leute. Etwas abseits von den anderen, sekundiert von einem jungen Mann, sitzt eine Frau im mittleren Alter, der ich von dem „Amerikaner“ ebenfalls vorgestellt werde und die mich freundlich begrüßt. Er flüstert mir auf Englisch zu, sie sei die Parteisekretärin. Die Fakultät nimmt in einem großen Oval um einen Tisch herum Platz, und hinter mir, nur auf unserer Seite des Ovals, entsteht eine zweite Reihe von „back benchers“, und obwohl ich es nicht sicher weiß, deute ich das so, dass in der Runde die Lehrkräfte mit Doktorgraden sitzen, und in der zweiten Reihe die anderen, die nur einen M.A.-Abschluss haben (und erkennbar noch jünger sind. Lilly bestätigt mir später, dass es tatsächlich so war). Lilly mit ihrem M.A. in Soziologie gehörte eigentlich also dorthin, doch sie unterrichtet hier ja nicht und sitzt natürlich – was auch ganz notwendig ist – als Übersetzerin an meiner Seite. Wenige Minuten nach 15 Uhr eröffnet die Parteisekretärin die Sitzung. Sie lobt (wie Lilly mit später übersetzt) die Leistungen der Abteilung und fordert zu weiteren Anstrengungen auf. Dann bittet sie zunächst Prof. Xia und dann mich uns kurz vorzustellen, was er auf Chinesisch, ich auf Englisch mache. Danach wird uns signalisiert, dass wir an der weiteren Sitzung nicht teilzunehmen brauchten, und so sind Lilly und ich schon sehr schnell wieder entlassen. Doch ehe wir gehen, werden in der Sitzung die Lehraufträge ausgehändigt: Jeder erhält einen orangefarbenen Karton im Format DIN A-5, auf dem handschriftlich eingetragen ist, welche Lehrveranstaltungen man unterrichten soll und nach welchem Verfahren der Leistungsnachweis (also z.B. Klausur) von den Studenten zu erbringen ist. Ich kann das – wie üblich – nicht lesen, weil es Chinesisch geschrieben ist. Ich frage nach Tag und Uhrzeit der Veranstaltungen: Die würden später festgelegt und mitgeteilt, doch Unterrichtsbeginn sei der 13.9. Obwohl wir bei der Hitze (und ich in hier ungewohnter langer Hose) rasch in die gekühlte Wohnung zurück möchten, gehen wir noch ins Hauptgebäude zur Personalabteilung. Der Aufzug reagiert auf uns nicht. Dann kommt eine Frau, zeigt uns, dass man eine kleine Karte an einem Scanner vorbeiziehen muss, damit der Aufzug kommt. Nur Verwaltungs- und Lehrpersonal können also hier den Aufzug nutzen, Studenten gehen über die Treppen nach oben. Das beflügelt uns, für mich eine solche Karte zu beschaffen. Wir finden in dem zuständigen Büro zufällig wieder eben diese Frau, die uns den Scanner gerade erklärt hatte, als Chefin. Nach einigem Warten treten wir vor, Lilly erklärt, was wir wollen, und ich überreiche meinen orangen Lehrauftrag. Die Chefin bittet um Vorlage der Diplome über meine akademischen Grade, oder doch mindestens um das Doktordiplom. Bei Lilly und mir entsteht Ratlosigkeit. Ich komme auf die Idee, im Internet meinen Lebenslauf aufzurufen, die Chefin stimmt dem zu, lässt mich an ihrem Computer, ich gebe ein www.horst-helle.de, doch nichts passiert. Dann macht sie den erlösenden Vorschlag, mir eine vorläufige Dozentenkarte auszustellen, die später dann durch eine richtige zu ersetzen sei. Sie möchte auch meinen orangen Lehrauftrag eine Weile behalten, und ich solle ihn dann in einigen Tagen abholen. Ich mache durch Lilly den Vorschlag, sie könne sich ja vielleicht eine Kopie davon anfertigen. Darauf geht sie ein: Sie schickt einen jungen Mann in ein anderes Zimmer zum Kopierer, und endlich gehen wir mit Lehrauftrag im Original und vorläufiger Dozentenkarte wieder fort; und nun können wir den Aufzug benutzen. Freitag, 3. September 2010, 11. Tag in Sanya Lilly beschafft sich – erstaunlicherweise mit der ganz normalen EC-Karte – aus einem Geldautomaten auf dem Campus viel Bargeld und macht sich auf den Weg, um an der Schule – für Lisa – und am Kindergarten – für Rita – Einzahlungen vorzunehmen. Die Höhe des Betrages an der Schule hängt davon ab, ob Lisa dort am Mittagessen teilnimmt und die Schule als Ganztagsschule besucht. Lilly erbittet eine Probezeit, und die Schulleitung stundet die Zahlungen für einen Monat, bis feststeht, wie Lisa sich dort einfügt. Die Einzahlung für den Kindergarten, der dem College gehört, findet in dem (auch wegen des Fahrstuhl-Scanners) schon vertrauten Hauptgebäude statt. Es ist früher Freitagnachmittag, doch Lilly trifft nur auf eine Putzfrau, die ihr erklärt, die Verwaltungsleute seien alle in einer anderen Dienststelle zur Neueinschreibung neuer Studenten. Also kommt Lilly mit dem ganzen Bargeld unverrichteter Dinge wieder Heim. Wir fahren dann – ohne das Bargeld –  zum Strand, wo alle wieder viel Spaß haben. Man sieht junge Frauen mit Sonnenschirmen (die der Sache nach Regenschirme sind), gegen die Hitze und auch, weil es hier einem Schönheitsideal entspricht, möglichst helle Haut zu haben. Einen anderen Verwendungszweck für diese Schirme gibt es nicht: Wenn es hier regnet, braucht man keinen Regenschirm, sondern ein Ruderboot. Samstag, 4. September 2010, 12. Tag in Sanya Am letzten Tag unserer dritten Reisewoche besteht bei der Großfamilie allgemein das Bedürfnis, von der Hitze und den aufregenden Aktivitäten auszuruhen. Es kann ja kein Zweifel darüber bestehen, dass unser Aufenthaltsort Sanya auf der Insel Hainan nicht nur sehr heiß, sondern auch von großer Bedeutung ist. Buddha hat als Gott im Himmel dem Affenbruder Sun Wu Kog in seiner Ungläubigkeit angeboten, in Buddhas Hand Platz zu nehmen und dann zu versuchen, von dort aus der Welt hinauszuspringen. Sun springt – und landet auf dem kleinen fünften Finger Buddhas auf der Insel Hainan, aber immer noch in Buddhas Hand. Ähnlich wie sich die Menschen der europäischen Antike die Gegend bei Gibraltar als das Ende der Welt vorgestellt haben, meinten die Chinesen des Alterums, hier in Hainan sei die Welt zu Ende. Man kann also sehr wohl etwas unfreundlich von uns sagen, wir seien zum „Ende“ der Welt gereist. Die Insel Hainan ist – da Taiwan ja nicht Peking untersteht – die größte Insel der Volksrepublik. Sie ist mit ihren 33,9 Quadratkilomitern fast halb so groß wie Bayern (70,5 km²). Gut die Hälfte des Inselgebiets bewohnt eine ethnische „Minderheit“, die Li, die hier immer mehr von den zuwandernden Festlandchinesen in den Hintergrund gedrängt werden. Das hat in der Vergangenheit schon – aus scheinbar nichtigem Anlaß, z.B. eine Autokarrambolage zwischen einem Li und einem Festlandchinesen – zu heftigen Schlägereien geführt. Das ursprünglich agrarische Gebiet, das Bauern und Firscher bewohnten und immer noch bewohnen, wird planmäßig zu einem Tourismuszentrum ausgebaut, wobei ganz gezielt der Wettlauf mit Hawaii eröffnet wurde. Wie Honolulu mit seinem berühmten Pearl Harbor, hat auch Hainan eine erhebliche militärische Bedeutung. Damit nicht der Eindruck entsteht, ich hätte selbst die Atom-Uboote und Atom-Raketen gezählt, zitiere ich hier nur, was Wikipedie zu dem Thema zu sagen hat: Hainan is home to the People's Liberation Army Navy strategic nuclear submarine naval harbor  18°13′16″N 109°41′10″E18.221°N 109.686°E[6]. The naval harbor is estimated to be 60 ft high, built into hillsides around a military base. The caverns are capable of hiding up to 20 nuclear submarines from spy satellites. The harbor houses nuclear ballistic missile submarines and is large enough to accommodate aircraft carriers. The US Department of Defense has estimated that China will have five Type 094 nuclear submarines operational by 2010 with each capable of carrying 12 JL-2 intercontinental ballistic missile. Two 950 meter piers and three smaller ones would be enough to accommodate two carrier strike groups or amphibious assault ships. (Wikipedia/Hainan). Das liest sich nun sicher nicht so lustig, und man kann vielleicht froh sein, dass Lisas Schule doch etwas weiter entfernt von dem Marinestützpunkt liegt, als wir zunächst geplant hatten. Morgen, Sonntag, beginnen wir hier unsere dritte Woche und Montag ist Lisas erster Schultag auf Hainan.

Ihre Meinung ist gefragt!

Diskutieren Sie über diesen Beitrag.

Kommentare (2)

Horst Helle 02. Juli 2019, 12:59

Vielen Dank! Es gibt bei Amazon von mir ein “Asientagebuch” -

Beste Grüße

HJH

Gustav 14. August 2018, 18:54

Sehr geehrter Dr. Prof. Helle

Ihr Leben in China ist sehr interessant. Sie haben einen breit gefächerten Wortschatz. Es würde ihre Leser sehr freuen wenn sie noch ein Buch schreiben würden.

MfG Gustav

Kommentar schreiben




Die angegebene E-Mail-Adresse wird nicht dargestellt, sondern nur für eventuelle Benachrichtigungen verwendet.


Bitte schreiben Sie freundlich und sachlich. Ihr Kommentar wird erst nach redaktioneller Prüfung freigeschaltet.





Ihre Angaben werden nicht an Dritte weitergegeben. Weitere Hinweise zum Datenschutz finden Sie im Impressum.