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Bewegung hilft - auch der Psyche!

Viel Bewegung ist gesund, auch wenn es an der praktischen Umsetzung oft hapert. Doch gerade mit Blick auf Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems ist Bewegung ein wichtiges Präventionsinstrument. Allerdings kann sie auch zur Vorbeugung psychischer Krankheiten hilfreich sein. Dies zeigen Studienergebnisse eines kooperativen Projekts dreier baden-württembergischer Forschungseinrichtungen.

Bewegung verbessert das körperliche Wohlbefinden und die geistige Gesundheit erheblich. Wie sich schon alltägliche Aktivitäten wie Treppensteigen, Spazierengehen oder Zur-Straßenbahn-Laufen auf die eigene Befindlichkeit auswirken, war bisher wenig untersucht worden. Unklar ist bis jetzt insbesondere, welche Gehirnstrukturen daran beteiligt sind. Ein Forschungsteam am Zentralinstitut für Bewegung verbessert das körperliche Wohlbefinden und die geistige Gesundheit erheblich. Wie sich schon alltägliche Aktivitäten wie Treppensteigen, Spazierengehen oder Zur-Straßenbahn-Laufen auf die eigene Befindlichkeit auswirken, war bisher wenig untersucht worden.

Unklar ist bis jetzt insbesondere, welche Gehirnstrukturen daran beteiligt sind. Ein Forschungsteam am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim, am Institut für Sport und Sportwissenschaft (IfSS) des KIT und am Geoinformatischen Institut der Universität Heidelberg fokussierte in seiner Studie Alltagsaktivitäten, die den größten Anteil unserer täglichen Bewegung ausmachen. „Schon das alltägliche Treppensteigen kann helfen, sich wach und energiegeladen zu fühlen und damit das Wohlbefinden zu steigern“, erläutern die beiden Erstautoren der Studie, Dr. Markus Reichert, der am ZI in Mannheim und am KIT forscht, und Dr. Urs Braun, Leiter der Arbeitsgruppe Komplexe Systeme in der Psychiatrie am ZI.

Besondere Relevanz haben die Forschungsergebnisse gerade in der derzeitigen Situation mit Corona-Beschränkungen und dem bevorstehenden Winter. „Aktuell leiden wir unter starken Einschränkungen des öffentlichen Lebens und unserer sozialen Kontakte, was sich auf unser Wohlbefinden niederschlagen kann“, so Professorin Heike Tost, Leiterin der Arbeitsgruppe Systemische Neurowissenschaften in der Psychiatrie am ZI und eine der zentralen Autorinnen der Studie, „da kann es helfen, öfter mal Treppen zu steigen, um sich besser zu fühlen.“ 

Bei 67 Personen wurde der Einfluss der Alltagsaktivität auf die Wachheit und Energiegeladenheit über sieben Tage hinweg erfasst. Dabei zeigte sich, dass sie sich direkt nach alltäglicher Aktivität wacher und energiegeladener fühlten. Wachheit und Energiegeladenheit wiederum waren nachweislich wichtige Komponenten des Wohlbefindens und der psychischen Gesundheit der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer.

Professor Andreas Meyer-Lindenberg, Vorstandsvorsitzender des ZI und Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, schlussfolgert, dass „die Ergebnisse damit auf einen spezifischen Nutzen von körperlicher Aktivität im Alltag für das Wohlbefinden hinweisen, insbesondere bei Menschen, die anfällig für psychiatrische Erkrankungen sind.“ Zukünftig könnten die in der Studie gewonnen Ergebnisse im Alltag dazu führen, dass eine auf dem Smartphone installierte App bei sinkender Energie die Nutzer zu Bewegung stimulieren soll, um das Wohlbefinden zu steigern. „Langfristig ist in Studien zu klären, ob sich durch Alltagsbewegung kausal das Wohlbefinden und das Hirnvolumen verändern lassen und inwieweit diese Ergebnisse helfen könnten, psychiatrische Erkrankungen zu vermeiden und zu therapieren,“ so Urs Braun. 

Hier geht es zur (englischsprachigen) Publikation der Autor*innen der Studie.


Quelle: Gekürzte Pressemitteilung des Karlsruher Instituts für Technologie vom 19.11.2020