Berufsbetreuung: "15 Prozent Vergütungserhöhung werden nicht mehr reichen"

Der Länderrat des Bundesverbands der Berufsbetreuerinnen und Berufsbetreuer fordert ab sofort mehr Zeit für Klienten und höhere Stundensätze. Dies beschloss das Gremium auf seiner Tagung in Potsdam.

Grundlage ist der für November angekündigte Abschlussbericht der Studie "Qualität in der rechtlichen Betreuung", die das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz 2016 initiierte. Der BdB-Vorsitzende und Beiratsmitglied Thorsten Becker sagt: "Nach erster Einsicht in den Abschlussbericht ist für mich deutlich: Die 15 Prozent Vergütungserhöhung werden nicht mehr reichen. Der Bericht wird die prekäre Lage der Berufsbetreuerinnen und Betreuer in Deutschland verdeutlichen."

Im Mai dieses Jahres hatte der Bundestag mit den Stimmen aller Fraktionen eine Vergütungserhöhung um 15 Prozent beschlossen. Grundlage waren Zahlen des zweiten Zwischenberichts, die belegten, dass Berufsbetreuerinnen und -betreuer im Durchschnitt 4,1 Stunden pro Klient und Monat arbeiten, jedoch nur 3,3 Stunden abrechnen dürfen. Der Bundesrat nahm in seiner Sitzung vom 7. Juli die Entscheidung über eine Vergütungserhöhung von der Tagesordnung und verschob sie auf unbestimmte Zeit. Eine letzte theoretische Chance, über die Vergütungserhöhung noch in dieser Legislatur abzustimmen, besteht Ende November.

Nicht nur die lange ausstehende Vergütungserhöhung hat es schwer bei der Politik. Soziale Fragen insgesamt haben aus Sicht des Verbandes im Bundestagswahlkampf kaum eine Rolle gespielt. Das muss jetzt anders werden, appelliert der Verband an die künftigen Koalitionäre.  Der BdBkündigt an, auf Basis der eingegangenen Wahlprüfsteine Vorschläge zur Koalitionsvereinbarung zu erarbeiten und nach der Regierungsbildung sofort das Gespräch zu suchen. 


Quelle: Presseinformation des Bundesverbandes der Berufsbetreuerinnen und -betreuer am 16. Oktober 2017