BDH: „Politik nach dem Feuerwehr-Prinzip beenden"

15.12.2013 | Sozialpolitik | Nachrichten

Als sozialen Sprengstoff erster Güte bezeichnet die Vorsitzende des BDH Bundesverband Rehabilitation, Ilse Müller, die Ergebnisse der OECD-Rentenstudie und des Sozialreports 2013: „Es ist gesellschaftlich völlig unakzeptabel, auf der einen Seite Beschäftigungsrekorde zu feiern und auf der anderen Seite das Abdriften ganzer Gesellschaftsgruppen in die Armut ohne Gegenstrategie zu tolerieren.“

Nach Ansicht des Sozialverbandes weisen beide Studien auf eine manifestierte Grundtendenz ökonomischer Spaltung hin und zeigen, dass gerade Geringverdiener und Frauen Gefahr laufen, in Deutschland im Alter zu verarmen. Der BDH fordert daher einen gesellschaftlichen Prozess des Umdenkens: „Frauen sind Verliererinnen des Rentensystems. Deutschland muss die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Kleinkindbereich und darüber hinaus auch bei der schulischen Ganztagsbetreuung fördern und Wahlfreiheit schaffen. Nur eine dauerhaft höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen wird sicherstellen, dass sich das Rentenniveau dauerhaft anheben lässt“, so Ilse Müller, die in diesem Zusammenhang auch auf das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen hinweist: „Frauenquoten sind sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluss. Letztendlich kann die Gesellschaft Fairness bei der Lohnfindung zwischen den Geschlechtern und eine Nivellierung der teilweise erheblichen Unterschiede der Bezüge in manchen Branchen erwarten. Die bislang praktizierte Politik nach dem Feuerwehr-Prinzip, wo man versucht war, soziale Brände einzeln zu löschen, hat ausgedient. Wir brauchen langfristige Strategien zur Lösung der sozialen Verwerfungen in unserem Land.“ Als tickende Zeitbombe betrachtet die BDH-Vorsitzende auch die jüngste Arbeitsmarktentwicklung in Deutschland: „Der Erfolg am Arbeitsmarkt ist teuer erkauft und löst die Probleme der Sozialkassen vielleicht auf kurze Sicht. Langfristig ernten wir durch die millionenfache alternative Beschäftigung von Menschen mit Werkverträgen, Leiharbeit und Teilzeitarbeitsverhältnissen Altersarmut auf breiter Front. Angesichts dieser Entwicklung ist mehr gefragt, als eine Politik nach dem Feuerwehr-Prinzip, da wir mit einem Flächenbrand rechnen müssen. Die Erweiterung der Mütterrente kann hier nur ein erster Schritt sein“, so Müller. Über den BDH Bundesverband Rehabilitation Der BDH ist die größte deutsche Fachorganisation auf dem Gebiet der Rehabilitation von neurologischen Patienten. Weiterhin bietet der BDH rechtliche Beratung und professionelle Vertretung vor Behörden und den Instanzen der Sozialgerichtsbarkeit sowie ehrenamtliche soziale Betreuung an. Die stationäre neurologische Rehabilitation nimmt einen wichtigen Stellenwert innerhalb des Leistungsangebotes des BDH ein, um Menschen nach einem Unfall oder sonstiger neurologischer und geriatrischer Krankheit Unterstützung auf dem Weg zurück ins Leben zu bieten. Der BDH hat in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Gebiet der neurologischen Rehabilitation Pionierarbeit geleistet und Einrichtungen gegründet, die bis heute Maßstäbe setzen und von allen gesetzlichen und privaten Krankenkassen, den Berufsgenossenschaften, Rentenversicherungen und Versorgungsämtern sowie der Bundesanstalt für Arbeit in Anspruch genommen werden. In der Trägerschaft des BDH befinden sich heute fünf über ganz Deutschland verteilte neurologische Kliniken. Dazu kommen das Rehabilitationszentrum für Jugendliche in Vallendar und das Neurologische Therapie- und Beratungszentrum Ortenau in Offenburg.

Quelle: Pressemitteilung des BDH Bundesverband Rehabilitation vom 28.11.2013